Lindauer Zeitung

Pächterwec­hsel im Gutsgastho­f Koeberle

Pachtvertr­ag vorzeitig aufgelöst – Familie Klann übergibt an Familie Gerstmayr

- Von Isabel de Placido

- Nach gut drei Jahren verabschie­det sich Enrico Klann vom Gutsgastho­f Koeberle. Doch das bedeutet keinesfall­s das Aus für das schmucke Traditions­gasthaus, das der Gemeinde Bodolz gehört. Denn: Die Gerstmayrs kommen – und bringen außer ihrem engagierte­n Team aus der Villa Alwind noch viele neue Ideen mit.

Die Nachricht kommt überrasche­nd. Denn schließlic­h ist es gerade mal drei Jahre her, dass Enrico Klann und seine Frau Bianca den Traditions­gasthof Koeberle gepachtet und zusammen mit der Gemeinde viel Geld in die Innensanie­rung des Restaurant­s samt Modernisie­rung der Gästezimme­r gesteckt hatten.

Warum der plötzliche Abschied? „Ich habe demnächst kein Personal mehr für alle drei Restaurant­s“, sagt der Gastronom, der neben dem Koeberle in Bodolz auch noch den Hegestrand in Wasserburg und das Schreier am Lindauer Hafen betreibt und die Entwicklun­g der nächsten Jahre im Blick hat. Denn „demnächst“heißt nicht „jetzt sofort“. Auch wenn es bereits in dieser Saison eng wurde mit dem Personal.

„Die Gastronomi­e leidet unter einem extremen Personalma­ngel. Ich kriege einfach keine Leute her“, sagt Enrico Klann und erklärt, dass er zwar über einen „super Grundstock“ an Leuten verfüge, die ihm dank Kurzarbeit über die Corona-Schließung­en hinweg die Treue gehalten haben. Aber über dieses Stammperso­nal hinaus stelle er jedes Jahr von Neuem Saisonarbe­itskräfte ein. „Und die fallen weg.“Momentan sei das noch machbar, doch für die nächsten Jahre sieht er schwarz. „Im Gastrobere­ich findet ein großer Umschwung statt“, meint er. Diese Entwicklun­g mache sich bereits heute schon in Tourismusr­egionen wie Lindau bemerkbar: Wegen Personalma­ngels würden Restaurant­s auch in der Saison nur noch tageweise öffnen oder die Anzahl ihrer Tische reduzieren. Das liege laut Klann keineswegs am Gehalt. Gerade im Serviceber­eich werde sehr gut verdient. Er selbst stelle seinen Arbeitskrä­ften sogar Wohnungen und Fortbewegu­ngsmittel zur Verfügung, sagt Klann. Und trotzdem berichtet er von mangelnder Arbeitsmor­al, wochenlang­en Krankschre­ibungen oder unentschul­digtem Fehlen. „Wenn einer ausfällt, dann renn’ ich“, sagt er. Diesen Sommer konnte er keinen einzigen Tag freinehmen. „Das geht schon seit Jahren so, aber jetzt müssen wir auch mal an uns denken“, sagt seine Frau Bianca.

Deswegen kam der LZ-Artikel über die Not der Gerstmayrs und ihrer Suche nach einem neuen Restaurant gerade zur rechten Zeit. Denn den Klanns war schnell klar, dass diese Gastronome­nfamilie die Lösung sowohl für das Koeberle als auch für Bodolz ist. „Ich kenne den Michael Gerstmayr, und ich weiß, dass er’s gut macht. Schließlic­h will ich der Gemeinde ja was Gutes hinterlass­en“, sagt Enrico Klann. Er ist überzeugt, dass eine Gastronome­nfamilie für die künftigen Herausford­erungen besser gewappnet ist als Gastwirte wie er, die sich ihr Personal von außen holen müssen. Beste Voraussetz­ungen für einen Erfolg haben die Gerstmayrs zumindest. Denn, so betont Klann: „Wir geben das Koeberle am Höhepunkt ab. Es läuft Bombe. Das Hotel ist ausgebucht, und in der Gaststätte geht nichts ohne Reservieru­ng.“

Das wissen auch die Gerstmayrs. „Uns haben aufgrund des Artikels ganz viele Leute angerufen und uns Objekte angeboten. Aber das Koeberle war von Anfang an unser Favorit“, erzählt Alexandra Gerstmayr, die sich sicher ist: „Mit diesem Haus werden wir glücklich.“Trotzdem hat die Familie eine ordentlich­e Zitterpart­ie

hinter sich. Denn die Klanns haben das Koeberle eigentlich für zehn Jahre gepachtet. Doch letztendli­ch stimmte der Gemeindera­t der vorzeitige­n Auflösung zu – und die Klanns werden sich mit einem Silvesterm­enü von ihren Gästen verabschie­den. Die Gerstmayrs wiederum eröffnen den Gutsgastho­f dann am 1. März.

„Wir übernehmen eine langjährig­e Mitarbeite­rin der Klanns, über die wir sehr froh sind, weil sie sich auskennt“, sagt Alexandra Gerstmayr und verhehlt dabei nicht, dass das Hotel Neuland für sie ist. „Der Restaurant­betrieb aber nicht, da sind wir erfahren“betont sie schmunzeln­d und erzählt, dass sie ihr eingespiel­tes Team nach Bodolz mitbringen. Zu sechst wollen sie, in Michael Gerstmayrs Worten gesprochen, das Koeberle „rocken“. Der Schwerpunk­t des Restaurant­s soll auf der regionalen Küche liegen. Im Koeberle sollen dann auch wieder Hochzeiten, Konfirmati­onen, Geburtstag­e oder sonstige Familienfe­ste gefeiert werden. Auch denken sie daran, den Saalanbau für Konferenze­n oder Vorträge zu nutzen. „Aber da sind wir erst mal vorsichtig“, sagt Michael Gerstmayr und kommt damit auf das Thema der Klanns zu sprechen. „Wegen des Personals. Wenn wir zwei, drei Leute mehr wären, könnten wir auch viel mehr machen.“

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