Lindauer Zeitung

Wirtschaft wächst, doch IHK Schwaben warnt vor Euphorie

Die Unsicherhe­it in der Unternehme­rschaft ist nach wie vor groß

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(lz) - Die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben setzt ihren Aufschwung fort – und das mit ordentlich­em Tempo, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Laut der aktuellen IHK-Konjunktur­umfrage wurde das Vor-Corona-Niveau zum Herbst 2021 deutlich übertroffe­n. Allerdings wachsen die Zweifel, ob die Krise damit vorbei ist. Der Fachkräfte­mangel, die hohen Energie- und Rohstoffpr­eise oder auch die unsicheren wirtschaft­spolitisch­en Rahmenbedi­ngungen dämpfen die Erwartunge­n.

„Wir haben uns aus der Umklammeru­ng der Corona-Krise befreit“, sagt der stellvertr­etende IHK-Präsident Reinhold Braun. „Jetzt holen uns allerdings viele, von der Politik wieder ein. Zudem schlagen nun die langfristi­gen Folgen der globalen Corona-Notbremse voll durch.“Braun fordert daher: „Die neue Bundesregi­erung muss jetzt die Chance nutzen und die wirtschaft­spolitisch­en Zukunftsth­emen wieder stärker in den Fokus nehmen.“

Der IHK-Konjunktur­index ist seit dem Frühjahr um 14 Punkte auf einen Wert von 129 gestiegen. Der Index gibt an, wie die bayerisch-schwäbisch­en Unternehme­n aus Produktion, Handel und Dienstleis­tungen ihre aktuelle und zukünftige Geschäftsl­age beurteilen. Mit dem erreichten Wert übertrifft die bayerisch-schwäbisch­e Wirtschaft das Vor-CoronaNive­au deutlich. Im Herbst 2019 lag dieser bei 118 Punkten. Sogar das Mitwurde

übertroffe­n.

Besonders erfreulich: Die Erholung zeigt sich in allen Branchen. „Nachdem im Sommer das Infektions­geschehen nachgelass­en hat und die weitreiche­nden staatliche­n Beschränku­ngen gefallen sind, konnte sich auch das von der Krise besonders hart getroffene Reise- und Gastgewerb­e erholen“, berichtet Braun. So hat der Tourismuss­tandort Bayerisch-Schwaben eine bemerkensw­erte Aufholjagd hinter sich. Der branchensp­ezifische Index stieg gegenüber dem Frühjahr um 90 Punkte. Auch der Handel hat sich nach einer Berg- und Talfahrt wieder stabilisie­rt. Fast jedes zweite bayerischs­chwäbische Unternehme­n aus Produktion, Handel und Dienstleis­tung derzeit als gut. Das sind sieben Prozentpun­kte mehr als im Frühjahr. Nur noch elf Prozent berichten von einer schlechten Geschäftsl­age. Eine deutliche Verbesseru­ng zeigt sich auch bei der Kapazitäts­auslastung und der Auftragsla­ge der Betriebe: 43 Prozent der Unternehme­n geben an, vollständi­g ausgelaste­t zu sein. Von einem gestiegene­n Auftragsvo­lumen im Inland berichten 44 Prozent der Befragten. Jedes zweite Unternehme­n verzeichne­t eine steigende Auslandsna­chfrage.

Der stellvertr­etende IHK-Präsident Reinhold Braun und IHKHauptge­schäftsfüh­rer Marc Lucassen warnen trotz dieser guten Nachrichte­n vor zu viel Euphorie. „Die Unsicherhe­it auf Unternehme­rseite die Sorgen vor der nächsten Infektions­welle und möglichen neuen Corona-Einschränk­ungen trüben die Stimmung ein. Auch kämpfen die Unternehme­n bereits jetzt mit konkreten Herausford­erungen. Zahlreiche Lieferprob­leme, stark steigende Energiepre­ise und vermehrt unbesetzte Stellen setzen den Unternehme­n schon jetzt zu“, so Lucassen. Das spiegelt sich auch in den Umfrageerg­ebnissen wider: Der Fachkräfte­mangel, steigende Energie- und Rohstoffpr­eise sowie die wirtschaft­spolitisch­en Rahmenbedi­ngungen werden von den Unternehme­n als die drei größten konjunktur­ellen Risiken genannt. „Wir brauchen jetzt deutliche Signale der Politik, wie sie diese Herausford­ezügige

und stabile Regierungs­bildung dringend erforderli­ch. Sonst droht der von den Unternehme­n getragene Aufschwung abgewürgt zu werden“, warnt Lucassen.

„Die Politik muss jetzt mit klaren Weichenste­llungen die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen schaffen, die die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit des Wirtschaft­sstandorte­s nachhaltig sichern“, fordert Braun. Themen wie die Fachkräfte­sicherung müssten endlich konsequent angegangen werden. Auch bei den Energiekos­ten, deren Höhe zum großen Teil von staatliche­n Abgaben und Umlagen bestimmt wird, sieht der stellvertr­etende IHK-Präsident ebenso wie bei der Digitalisi­erung und der Entbürokra­tisierung drin

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