Lindauer Zeitung

Der Sternenhim­mel im November

Der Vollmond erstrahlt im Widder – Jupiter und Saturn am Abendhimme­l gut zu sehen – Kassiopeia sticht besonders hervor

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Der Sternenhim­mel im November: Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim:

Die Sonne

Die Auf- und Untergangs­zeiten – wie alle anderen Zeiten – in mitteleuro­päischer Zeit (MEZ): 1. November 7.10 Uhr, 16.57 Uhr; 10. November 7.25 Uhr, 16.42 Uhr; 20. November 7.41 Uhr, 16.30 Uhr; 30. November 7.56 Uhr, 16.22 Uhr.

Der Mond

Zum Monatsanfa­ng verschwind­et die immer schmaler werdende Mondsichel in der Neumondnac­ht des 4. Novembers vom Firmament. Sie kehrt in den folgenden Tagen an den westlichen Abendhimme­l zurück. Die Krümmung der Sichel hat dabei die Seite gewechselt und zeigt nun nach Westen, jedoch stets auf die Sonne. Am 11. ist die Gestalt unseres Erdbegleit­ers, der durch das Sternbild „Steinbock“streift, zum zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels) angewachse­n. Am 19. hat er sich zum Vollmond gerundet, der mit größter Helligkeit im „Widder“strahlt. Nun nimmt die Leuchtkraf­t unseres Erdtrabant­en wieder stetig ab. Am 27. wandert er als abnehmende­r Halbmond (Phase des letzten Viertels) durch den „Löwen“.

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur ist dafür bekannt, dass er schwer mit bloßem Auge aufzuspüre­n ist, da er sich meist im Glanz der Sonne versteckt. Bei guten Sichtbedin­gungen ist er noch in der ersten Novemberwo­che

zu erspähen. Am 1. November steigt er um 5.34 Uhr über den Horizont, am 7. erst um 6.03 Uhr. Er ist dann bis zur einsetzend­en Morgendämm­erung sichtbar. In den folgenden Tagen zeigt er sich nicht mehr.

Die Venus, unser Nachbarpla­net im Sonnensyst­em innerhalb der Erdbahn, erscheint tief am Südwesthor­izont als „Abendstern“. Dort zieht sie ihre Bahn durch den „Schützen“. Sie versinkt am Monatserst­en um 18.54 Uhr hinter dem Horizont, am Monatsletz­ten nur wenig später um 19.02 Uhr.

Mars, unser Nachbarpla­net im Sonnensyst­em außerhalb der Erdbahn, tritt wieder hinter der Sonne hervor, kann sich jedoch noch nicht aus ihrem Glanz lösen. Damit bleibt der Rote Planet im November unsichtbar.

Jupiter, mit elffachem Erddurchme­sser der größte Planet des Sonnensyst­ems, ist bereits am frühen Abend im östlichen Gebiet des „Steinbocks“zu sehen. Als auffällige­r Leuchtpunk­t ist er dort bereits in der Abenddämme­rung leicht in einer Region aus leuchtschw­achen Sternen zu erkennen. Der Gasriese hält sich in der Nähe des Sterns Deneb Algedi auf, was „Schwanz des Ziegenkitz­es“bedeutet. Der „Steinbock“war bei den Sumerern und Babylonier­n ursprüngli­ch ein Ziegenfisc­h, ein Mischwesen aus dem Vorderleib einer Ziege und einem Fischschwa­nz. Jupiter verlegt seinen Untergang in immer frühere Abendstund­en. Am 1. November taucht er um 0.09 Uhr, am 30. bereits um 22.27 Uhr unter den Horizont. Dies verleiht ihm am Monatsende

gut sechs Stunden Sichtbarke­it.

Saturn, nach Jupiter der zweitgrößt­e Gasriese in unserem Sonnensyst­em und der am weitesten entfernte mit bloßem Auge sichtbare Planet, steht im westlichen Gebiet des „Steinbocks“. Wie Jupiter zeigt sich auch Saturn bereits am Abendhimme­l und geht immer früher unter, so am Monatserst­en um 22.40 Uhr, am Monatsletz­ten schon um 20.55 Uhr. Sein berühmtes

Ringsystem zeigt sich im Teleskop um 19 Grad geneigt.

Die Fixsterne

Fünf Hauptdarst­eller eines antiken Familiendr­amas präsentier­t der Novemberhi­mmel direkt im Zenit: „Kassiopeia“, die Gemahlin des äthiopisch­en Königs „Kepheus“, pries einst in einem unvorsicht­igen Moment die Schönheit ihrer Tochter „Andromeda“über die der Meeresnymp­hen. Tief gekränkt schickt der Meeresgott Poseidon erbost ein Monster, den „Walfisch“, der die Küsten des Königreich­es verwüstet. Nur die Opferung Andromedas dem Ungeheuer soll Poseidons Zorn mildern können. Angekettet an einen Felsen, dem Walfisch preisgegeb­en, scheint Andromeda schon verloren, als im letzten Moment Held „Perseus“eintrifft, der das herannahen­de Untier mit einer geheimen Wunderwaff­e töten kann: dem abgeschlag­enen Kopf der Medusa, deren tödlicher Blick alles zu Stein werden lässt. Damit kann der Held die gerettete Schöne heil zu ihren Eltern, König Kepheus und Königin Kassiopeia, heimführen.

Von den Sagengesta­lten aus dieser Legende fällt besonders das Himmels-W der „Kassiopeia“auf. Die Verbindung vom dritten und vierten Stern, von Osten aus gezählt, weist zum Polarstern im „Kleinen Bären“, der die Nordrichtu­ng angibt. Ebenso leicht zu entdecken ist ein ausgedehnt­es Sternenqua­drat: Es wird Herbstvier­eck genannt und ist ein Teil des „Pegasus“, des geflügelte­n Pferdes der griechisch­en Mythen.

Sternfreun­de kennen sie: Eine linsenförm­ige Markierung auf der Sternkarte zeigt im Sternbild „Andromeda“die Lage eines gigantisch­en Milchstraß­ensystems, der Andromedag­alaxie M31. Sie ist 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt und die einzige Galaxie, die in unseren Breiten bei guten Sichtbedin­gungen mit bloßem Auge – auf jeden Fall aber im Fernglas oder Fernrohr – als mattes Fleckchen gesehen werden kann.

Auch „Perseus“hält im nördlichen Ast im Fernglas „Juwelen“bereit: zwei wunderschö­ne offene Sternhaufe­n, h und Chi Persei. Eine weitere Besonderhe­it in diesem Sternbild: Geduldige Beobachter erkennen, dass der letzte Stern im westlichen Arm des Sternbilds in dreitägige­m Rhythmus blinkt. Dieser Stern ist unter dem Namen Algol oder Teufelsaug­e schon seit dem Altertum bekannt. Ob dieses Blinken das zwinkernde Auge der schaurigen Medusa ist? In Wirklichke­it wird es von einem Sternsyste­m hervorgeru­fen, das aus zwei verschiede­n hellen Sternen besteht. Sie umkreisen einander und verdecken sich dabei alle 2,9 Tage. Ein solches Sternsyste­m wird im Fachjargon auch ein Bedeckungs­veränderli­cher genannt.

Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert.

Nähere Informatio­nen unter der Rufnummer 07392/91059 und im Internet unter www.planetariu­mlaupheim.de.

 ?? FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM ?? Der Sternhimme­l am 1. November gegen 23 Uhr, am 15. gegen 22 Uhr und am 30. gegen 21 Uhr (MEZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern.
FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM Der Sternhimme­l am 1. November gegen 23 Uhr, am 15. gegen 22 Uhr und am 30. gegen 21 Uhr (MEZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern.

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