Im Frauentorkino laufen wieder Filme
Betreiber haben für mehr als 100 000 Euro renoviert – Neuer Bond-Film bringt Zuschauer
- Nach eineinhalb Jahren heißt es im Frauentorkino nun wieder „Film ab!“. Die Betreiber haben 110 000 Euro investiert und in dem Lichtspielhaus in der Gartenstraße 8 einiges auf Vordermann gebracht. Wegen der coronabedingt mauen Besucherzahlen war im Herbst 2020 und nach dem Lockdown seit Juli lediglich Die Burg am Marienplatz geöffnet. Nun hat das Frauentorkino einen erfolgreichen Neustart hingelegt. Doch es gibt auch Probleme.
„Wir wollten unbedingt zum Start des neuen Bond-Films mit den Renovierungen fertig sein“, sagt Axel Burth, der die beiden Innenstadtkinos Die Burg und das Frauentor gemeinsam mit seinem Neffen Gallion Anastassiades betreibt. Das hat geklappt: Als das Frauentorkino am 30. September wieder seine Pforten öffnete, flimmerte dort als erster Streifen seit der coronabedingten Schließung im März 2020 „Keine Zeit zu sterben“über die Leinwand. Da 007 jeweils zeitversetzt in vier Sälen im Frauentor und in drei weiteren Sälen in der Burg lief, lockte er bislang insgesamt rund 3000 Fans in die beiden Häuser. Und wurde damit „zum besten Film seit Corona“, wie Anastassiades sagt.
Nach wie vor werden sämtliche Säle in den beiden Ravensburger Kinos maximal zu einem Drittel belegt
– freiwillig. Ein Besucher hat sowohl rechts und links neben sich als auch jeweils eine Reihe vor und hinter sich einen Platz frei. Da sich offenbar auch Geimpfte infizieren und andere anstecken können, hält Anastassiades den entsprechenden Mindestabstand für das sicherste Mittel, um Mitarbeiter und Gäste zu schützen. Es gibt nur nummerierte Plätze; die Maskenpflicht gilt bis zum Platz. Erst dort dürfen die Leute ihr Popcorn essen. Zudem werden die Kontaktdaten jedes Besuchers aufgenommen – entweder bereits bei der Onlinebuchung oder vor Ort an der Kasse.
„Seit ein 3GNachweis vorgeschrieben ist, brauchen wir mehr Personal“, so Anastassiades: Seit Ende August kontrolliere ein Extra-Mitarbeiter an den Kinoeingängen die Besucher dahingehend, ob sie geimpft, getestet oder genesen sind. Obwohl man alles tue, damit die Zuschauer sich sicher fühlen und durch die versetzten Anfangszeiten „Gedrängel im Foyer“verhindere, hat Anastassiades den Eindruck, dass viele Leute nach wie vor ein mulmiges Gefühl haben und lieber zu Hause Filme streamen. Ein weiteres Problem für die Kinobetreiber: Sie bekommen zu spüren, dass die Schnelltests seit 11. Oktober nicht mehr kostenlos sind. Denn vor allem junge Menschen unter 30 gehen gern ins Kino, wie Anastassiades erläutert. Von denen sind aber viele nicht geimpft. Folge: Um ins Kino zu dürfen, brauchen sie einen Test. Generell nerve, so Anastassiades, „dass sich die Corona-Vorschriften ständig ändern, denn das verunsichert die Leute“.
Trotz allem sind die Ravensburger Kinos, auch dank staatlicher Unterstützung, einigermaßen durch die Krise gekommen. Die Betreiber haben die Pause im Frauentor genutzt, um Schadstellen an Wänden und Decken des Foyers zu beheben, die 3D-Leinwand im großen Saal zu erneuern und die Soundanlage auf den neuesten Stand zu bringen. Und im Eingangsbereich gibt es jetzt neue Teppiche.
Nun hoffen Burth und Anastassiades, dass Filme wie die deutsche Komödie „Contra“von Sönke Wortmann oder der Science-Fiction-Antihelden-Film „Venom“demnächst ein großes Publikum anlocken werden. Abgesehen von James Bond sei seit der Burg-Wiedereröffnung im Juli
Kinobetreiber
Axel Burth unter anderem der Familien-Fantasyfilm „Die Schule der magischen Tiere“gut gelaufen, berichten sie. Momentan kämen trotz aller Widrigkeiten pro Woche bis zu 2500 Besucher ins Kino. Vor einem Jahr sind es coronabedingt weitaus weniger gewesen. Um den Betrieb aufrechterhalten zu können, müsse man zum Winter hin allerdings wahrscheinlich die Preise, die seit einigen Jahren dieselben sind, etwas erhöhen, überlegt Anastassiades. Denn er rechnet mit viel höheren Heizkosten.
Zunächst aber steht dem Frauentorkino etwas ganz anderes ins Haus: Von 21. bis 24. Oktober gehen hier die ersten Filmtage Oberschwaben über die Bühne. Burth und Anastassiades freut’s – kennen sie Adrian Kutter, der 1979 die Biberacher Filmfestspiele aus der Taufe hob, doch „schon ewig“. Vor zwei Jahren hatte Kutter die Intendanz der Festspiele an seine Ehefrau Helga Reichert übergeben. Nach der Trennung vom Biberacher Trägerverein veranstaltet Reichert nun das neue Festival in Ravensburg. Für Anastassiades ist klar: „Das wollen wir unterstützen.“Wobei er die Filmtage Oberschwaben nicht als Konkurrenz zu den Biberacher Filmfestspielen sieht, die vom 2. bis 7. November stattfinden werden.
Er ist gespannt auf die Filme und hofft, dass der eine oder andere Festival-Besucher auch nach dem 24. Oktober den Weg ins Frauentorkino finden wird.