Die Zukunft des Geldes
- Die Zukunft der deutschen Autoindustrie ist elektrisch – mit der alles entscheidenden Frage: In welchem Jahr werden Fahrzeuge, die ausschließlich einen Elektromotor unter der Haube haben, ihren Durchbruch feiern? Hersteller und Zulieferer gingen bislang davon aus, dass in Deutschland um das Jahr 2030 erstmals mehr Elektroautos als Wagen mit klassischem Verbrennungsmotor auf den Straßen unterwegs sein werden. Dieses Szenario könnte nun schon früher Realität werden.
„Der Kipppunkt, von dem an die Menschen die Scheu vor den rein elektrischen Autos verlieren, liegt wohl schon in den Jahren 2024, 2025 oder 2026“, sagte Herbert Schein, der Chef des Batterieherstellers Varta am Mittwoch auf dem Bodensee Business Forum (BBF) von Schwäbisch Media in Friedrichshafen. Voraussetzung sei, dass die Wagen nicht teurer als ein vergleichbarer Benziner oder Diesel seien und die Fahreigenschaften stimmten. „An der Batterie wird es jedenfalls nicht liegen, von der Batterieseite haben wir die Probleme gelöst“, sagte Schein weiter.
- Rechnungen begleichen per PayPal, Sofortüberweisung oder gar mittels Kryptowährungen – die Digitalisierung hat längst auch den Zahlungsverkehr erfasst. Analoges Geld wie wir es kennen, Münzen, Scheine und Giralgeld, gerät von verschiedenen Seiten unter Druck. Doch nicht nur das. Auch die Hüter der Währungen, die Zentralbanken mit ihrem Geldmonopol, müssen sich plötzlich neuer Wettbewerber erwehren. Müssen wir uns also auf eine Entmaterialisierung des Geldes und eine Ablösung bekannter Zahlungsmittel wie dem Euro durch private Währungen einstellen?
Über diese und andere, das künftige Währungssystem betreffende Fragen, debattierten der für den Zahlungsverkehr zuständige Bundesbankvorstand Burkhard Balz, die Chefin der Schweizer Crypto Finance AG Bernadette Leuzinger und der Berater Alexander Herholz auf dem Bodensee Business Forum am Mittwoch. Zumindest in einem Punkt waren sich die drei einig: Zum jetzigen
Varta baut zurzeit am Stammsitz in Ellwangen eine Produktion auf, auf der das Unternehmen die großformatige Batteriezelle 21700 produzieren will, die vor allem in leistungsstarken Elektroautos zum Einsatz kommen soll. Um den endgültigen Durchbruch der Elektromobilität Zeitpunkt sind privatwirtschaftliche Initiativen wie der Bitcoin kein Ersatz für gesetzliche Zahlungsmittel wie den Euro. Funktionen, die Geld gemeinhin zugeschrieben werden – die Tauschmittelfunktion, die Funktion als Recheneinheit und die Funktion als Wertspeicher – erfüllen Bitcoins nicht oder nur bedingt. Sie sind eher klassisches Spekulationsobjekt.
Doch perspektivisch kann sich das ändern. Die Welt wird immer digitaler, immer schneller. Und diese Entwicklung muss auch der Zahlungsverkehr abbilden. Leuzinger sieht private Kryptoassets wie den Bitcoin, vor allem aber die dahintersteckende Technologie, die Blockchain, da im Vorteil. „Eine Überweisung, die zwei Bankarbeitstage benötigt, ehe sie beim Empfänger ankommt, ist nicht die Zukunft, die wir brauchen“, sagt die Schweizerin, die Bank- und Finanzwesen an der Universität Zürich studiert hat, und die den Bitcoin „auf dem Weg zum Geld“und die Blockchain „als Konkurrenz zu den Zentralbanken“sieht. Berater Herholz erwartet perspektivisch
sicherzustellen, müsse aber nun auch die Politik ihre Hausaufgaben machen – sprich den Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigen – forderte Schein. „Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass viele Autos schnell aufgeladen werden“, so der Varta-Chef.
einen „wachsenden Wettbewerb zwischen den verschiedenen Währungen“.
So weit will Bundesbankvorstand Balz nicht gehen. Das staatliche Geldmonopol sieht der Zahlungsverkehrsspezialist nicht in Gefahr, billigt privatwirtschaftlichen Währungsinitiativen aber durchaus Potenzial zu, die Abwicklung von Finanzgeschäften künftig schneller und effizienter zu machen. „Wir werden das geldpolitische Feld nicht kampflos den Privaten überlassen“, sagt Balz und gesteht damit indirekt ein, dass auch Währungen und Zentralbanken von der digitalen Disruption erfasst werden. Noch verfügen Letztere mit dem staatlichen Geldmonopol über einen Wettbewerbsvorteil. Und zumindest die Bundesbank genießt bei der Mehrheit der Deutschen ein großes, nahezu unerschütterliches Vertrauen. Doch das muss nicht so bleiben. Schließlich ist ein Grund für das Aufkommen privater Währungsalternativen das wachsende Misstrauen in die Stabilität des globalen Geldund Finanzsystems.
Um zumindest technologisch aufzuschließen, sind Initiativen im Gang, digitales Zentralbankgeld zu etablieren. In zwei Jahren will die EZB und mit ihr die 19 nationalen Notenbanken des Euroraums entscheiden, ob Verbrauchern und Unternehmen künftig ein digitaler Euro als alternatives Zahlungsmittel zum Bargeld zur Verfügung gestellt wird. Der soll eine Vielzahl neuer Anwendungen etwa im Internet der Dinge ermöglichen. Wenn etwa das Elektroauto nach dem Betanken die Zahlung an der Ladestation veranlasst – ohne dass der Fahrer eingreifen muss. Dass damit Bargeld perspektivisch obsolet wird, verneint Balz entschieden. „Wir wollen das Bargeld nicht ersetzen. Solange Bürger das wünschen, wird die EZB Bargeld anbieten – weil Bargeld ein Stück persönliche Freiheit ist.“Vor allem für die Deutschen.
Die Überlegungen von SPD, Grünen und FDP, alle aktuellen staatlichen Subventionen zu hinterfragen, könnte der Verbreitung von rein batterieelektrischen Autos zusätzliche Impulse geben. Denn Plug-in-Hybride, also Autos, in die sowohl Elektro-, als auch Verbrennungsmotoren
eingesetzt sind, sind ohne steuerliche Förderung und Kaufprämie für viele Kunden wohl unattraktiv. „Wir wollen zusätzliche Haushaltsspielräume dadurch gewinnen, dass wir den Haushalt auf überflüssige, unwirksame und umweltund klimaschädliche Subventionen und Ausgaben überprüfen“, heißt es wörtlich in der Sondierungsvereinbarung der drei Parteien für die Koalitionsverhandlungen zur künftigen Bundesregierung.
Umstritten sind die Plug-inHybride nicht nur aus ökologischen Gründen, weil völlig unklar ist, wie hoch der Anteil der elektrischen gefahrenen Kilometer ist, sondern auch wegen der Besteuerungsregeln, die die Fahrzeuge als Dienstwagen steuerlich begünstigen.
Für den baden-württembergischen Autobauer Daimler spielen die Plug-in-Hybride schon jetzt kaum mehr eine Rolle. „Für Mercedes insgesamt ist das kein Zukunftsthema“, sagte Philipp Schiemer, Chef der Daimler-SportwagenTochter Mercedes-AMG, bei der Diskussion zur Zukunft der Elektromobilität. Der Fokus von Daimler liege auf battierieelektrischen Autos. „Bei Plug-in-Hybriden sind zwei Systeme im Auto, das ist sehr komplex und sehr schwer“, sagte Schiemer weiter.
Die aktuellen Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) bestätigen den Trend. Während die Zulassungen von rein elektrischen Autos im September im Vergleich zum Vorjahr um 59 Prozent auf 33 655 stiegen, legte die Zahl der neu zugelassenen Plug-in-Hybride nur um 13,5 Prozent auf 22 842 zu. Auch in den Monaten zuvor hat das KBA mehrere Male mehr reine Elektroautos zugelassen als Wagen mit der Kombination aus Elektround Verbrennungsantrieb.
Die Subventionsdebatte beschäftigt Mercedes-AMG-Chef Schiemer kaum, doch eine andere Entscheidung der möglichen künftigen Koalitionäre begüßt er dagegen sehr. „Ich kann es nicht anders sagen, ich bin erleichtert“, sagte Schiemer darüber, dass sich SPD, Grüne und FDP von einem generellen Tempolimit verabschiedet haben. „Die Möglichkeit, auf deutschen Autobahnen ohne Tempolimit zu fahren, ist ein Gütesiegel und ein Wettbewerbsvorteil für die deutsche Industrie.“Aus Sicht des Managers helfe die freie Fahrt auf Autobahnen, Autos zu optimieren und vor allem in aller Welt zu vermarkten.