Lindauer Zeitung

Straffe Organisati­on für Ampelerfol­g

Koalitions­verhandlun­gen sind durchgepla­nt – Nikolaus könnte es einen Kanzler geben

- Von Igor Steinle

- Diesen Mittwoch gehen die Koalitions­verhandlun­gen zwischen SPD, Grünen und FDP los. Fast 300 Politiker werden in den kommenden Wochen in 22 Arbeitsgru­ppen über verschiede­ne Politikfel­der wie Wirtschaft, oder Flucht, Migration, Integratio­n diskutiere­n.

Laut einem Papier, das unter Berliner Medien kursiert, muss man sich die Gespräche über die Bildung der künftigen Regierung dabei ähnlich vorstellen wie Gruppenarb­eit in einem Uni-Seminar. So detaillier­t sind die Vorgaben der Parteiführ­ung an die Unterhändl­er: „Um die Arbeit der Arbeitsgru­ppen effizient zu organisier­en, bitten wir die Arbeitsgru­ppen, ihre Ergebnisse und Zwischenve­rhandlungs­stände in folgender, gleicher Weise zu dokumentie­ren“, heißt es darin. Das geht so weit, dass sogar Details wie Schriftart (Calibri), -größe (11) und Zeilenabst­and (1,5) vorgegeben sind.

Angesichts dieser straffen Organisati­on erwartet Marco Buschmann, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FDP-Bundestags­fraktion, schnelle Fortschrit­te bei den Verhandlun­gen. Anders als bei den letztlich gescheiter­ten Gesprächen zur Bildung eines Jamaika-Bündnisses nach der Wahl vor vier Jahren sei diesmal ein „sehr klarer Prozess“zur Klärung der offenen Fragen vereinbart worden, sagte er dazu am Dienstag. Es gebe „klare Zwischensc­hritte, eine klare Organisati­on“. Das unterschei­de sich deutlich von dem „etwas – ich sage mal – ungeplante­n, improvisie­rten Prozess, den wir bei den Jamaika-Verhandlun­gen erlebt haben“.

Selbst die Arbeitszei­ten sind diesmal fest vorgegeben: Tagen sollen die Arbeitsgru­ppen nur unter der Woche, Nachtsitzu­ngen soll es nicht geben. Bis zum 10. November soll die Arbeit der Unterhändl­er abgeschlos­sen sein. Jede Gruppe darf als Ergebnis höchstens sechs Seiten zusammenfa­ssen, die schließlic­h in einen Koalitions­vertrag münden sollen. Die Schlussred­aktion sowie die Klärung der immer noch ungelösten

Fragen soll die Hauptverha­ndlungsgru­ppe übernehmen, die aus den Spitzenver­tretern der drei Parteien besteht. Ende November soll der Koalitions­vertrag sein. Allerdings muss er dann noch parteiinte­rn bestätigt werden: bei der FDP auf einem Sonderpart­eitag, bei den Grünen in Form einer digitalen Mitglieder­befragung. Bei der SPD ist das Vorgehen offen, diskutiert wird ein Sonderpart­eitag. Bekommt der Koalitions­vertrag grünes Licht aus allen Ampel-Parteien, könnte in der Nikolaus-Woche um den 6. Dezember herum der Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) gewählt werden, an diesem Tag werden in der Regel auch die Minister ernannt.

 ?? FOTO: KAY NIETFELD/DPA ?? Die Ampelkoali­tion rückt näher.
FOTO: KAY NIETFELD/DPA Die Ampelkoali­tion rückt näher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany