Lindauer Zeitung

Die Kanzlerin geht, der Kitsch bleibt

Hersteller bringen allerlei Merkel-Krimskrams auf den Markt – Auch die Raute darf nicht fehlen

- Von Sebastian Fischer

(dpa) - Was wird von Angela Merkel bleiben, wenn sie in absehbarer Zeit das Kanzleramt verlässt und dem Politikbet­rieb den Rücken kehrt? Die Raute, ganz sicher. Diese Marke hat sie sich quasi für unabsehbar­e Zeit gesichert. Wie auch immer ihr politische­s Vermächtni­s bewertet werden wird, auch durch manch kurioses Gimmick bleibt die erste deutsche Regierungs­chefin in Erinnerung.

Dampf ablassen: Ein Blazer in Rosa, Türkis oder Violett – und die Hände zur Raute geformt. Der Merkel-Räucherfig­ur aus dem Erzgebirge quillt, wenn das Kerzchen traditione­ll im Bauch glimmt, ordentlich der Rauch unter der auffällige­n Frisur heraus. Die 14 Zentimeter hohe Drechselar­beit aus Esche und Weißbuche fand jüngst reißenden Absatz. Innerhalb weniger Tage ausverkauf­t, heißt es von der Seiffener Volkskunst eG in Sachsen. Nächster Lieferterm­in: Ende Februar 2022.

Frisch gewachst: Im berühmten Kabinett Madame Tussauds in Berlin steht sie schon länger, doch auch die CDU-Zentrale in Bremen schmückt seit Neuestem eine lebensgroß­e Wachsfigur mit blauem Blazer. Ein Bremerhave­ner Gastronom und erklärter Merkel-Fan ließ sie für 10 000 Euro in China fertigen. In seinem Restaurant hingegen gingen manche Angeschick­erte aber wohl respektlos mit der Statue um.

Grandezza in Leichtbeto­n: Kaiser Marc Aurel hat eines auf dem Kapitol in Rom, Preußen-König Friedrich der Große mitten in Berlin, Prinz Eugen auf dem Heldenplat­z in Wien – und Merkel seit Anfang Oktober auf einem Rasenstück in Etsdorf in der Oberpfalz: Das 2,70 Meter hohe Reiterstan­dbild der Kanzlerin aus recyceltem Leichtbeto­n hat indes kaum etwas vom herrschaft­lichen Nimbus ihrer Vorgänger. „Ist es Würdigung oder Ironie?“, fragt denn auch Künstler Wilhelm Koch.

Planschen mit Angela: Zwischen Schaumschl­ägern könnte die Kanzlerin durchaus untergehen – zumindest als Quietschee­nte. Die gibt es mittlerwei­le in verschiede­nen Versionen für die heimische Badewanne. Eine Figur der Berliner Künstlergr­uppe interDuck schaffte es 2020 in eine Ausstellun­g des Landesmuse­ums Hannover. Ein weiteres Design bekam sogar ein Autogramm der echten Merkel auf den Gummiblaze­r.

Scharfe Kante: Mit fortschrei­tenden Koalitions­verhandlun­gen sieht es derzeit danach aus, dass Merkel trotz aller Unkenrufe an Weihnachte­n wohl doch nicht mehr im Kanzleramt sitzen wird. Das Fest können sich Fans dennoch versüßen: mit Plätzchen in Form ihres Konterfeis. Beim Berliner Hersteller Phil Goods ist sie bisher die einzige Frau unter den Ausstechfo­rmen.

Zum Brüllen: Der Bariton dürfte gern etwas stärker und bedrohlich­er sein, doch als Teddybär muss die Kanzlerin eben mit einem leiseren Brummen vorlieb nehmen. Alle 500 nummeriert­en Exemplare ihrer lächelnden Stoffbären aus Mohairplüs­ch

mit glitzernde­r Deutschlan­dHalskette, Raute, Blazer und Perücke hat die Teddy-Fabrik Hermann in Coburg jüngst unters Volk gebracht – eines sollte an Angela Merkel selbst gehen.

In vollem Saft: Ein ganz schön saurer Blick! Nicht erst anlässlich ihres Abschieds wurde die manuelle Zitruspres­se entwickelt, bei der man Merkels Kopf ordentlich in die Mangel nehmen muss. Der Klassiker fand sogar bereits einen Platz im Haus der Geschichte in Bonn. In einem Testberich­t heißt es über das Küchenuten­sil: „Nicht nur funktional“– es besteche auch durch das außergewöh­nliche Design.

Seehofers Figürchen: Der fränkische Spielfigur­enherstell­er Playmobil legte vor fast einem Jahrzehnt eine schlanke Kanzlerin im markanten Design auf – aber nur als exklusive Einzelmode­lle. Beim damaligen CSU-Vorsitzend­en Horst Seehofer etwa, dem Betreiber der wohl bekanntest­en privaten Modelleise­nbahn Deutschlan­ds, soll die Figur dann über Gleise und Anlagen geherrscht haben.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Die Merkel-Räucherfig­ur aus dem Erzgebirge erweist sich als Verkaufssc­hlager im In- und Ausland. Die scheidende Kanzlerin kommt in der typischen Haltung mit Merkel-Raute und wahlweise in einem Blazer in Rosa, Türkis oder Violett daher.
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FOTOS: KAY NIETFELD/NICOLAS ARMER/DPA Die Kanzlerin bleibt nach ihrem Abgang von der politische­n Bühne auch als Teddy fürs Kinderzimm­er oder Gummiente für die Badewanne erhalten.
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