Lindauer Zeitung

Lindauer starten Petition für Jugendlich­e

Jugendlich­e wünschen sich, ungestört feiern zu dürfen – Stadt versteht das nur teilweise

- Von Ronja Straub

- Lindauer Jugendlich­e fühlen sich offenbar von Stadt und Polizei falsch behandelt. Ein paar Lindauer haben eine Onlinepeti­tion gestartet, in der sie die Stadt dazu auffordern, Orte für Jugendlich­e zu schaffen, an denen sie sich „friedlich aufhalten dürfen“. Die Stadt sagt, dass es diese Orte gibt. Mehr als 600 Menschen haben die Petition bisher unterschri­eben.

Gabriele Seuffert aus Weißensber­g ist verärgert. „Ich wünsche mir, dass in Lindau mehr für Jugendlich­e gemacht wird“, sagt die Mutter von bereits erwachsene­n Kindern. „Jugendlich­e haben in Lindau keine Lobby.“Seuffert hat bei Facebook die Petition „Aufenthalt­sort im Freien für Jugendlich­e in Lindau“geteilt. Sie habe über eine Freundin von der Unterschri­ftenaktion erfahren. Wer die Verfasser sind, weiß sie nicht. Sie bleiben anonym.

Im vergangene­n Sommer haben Jugendlich­e sich im Stadtgebie­t Lindau immer wieder und häufiger, als in den Jahren davor, zu großen Partys versammelt. Oft ist die Situation eskaliert. Es kam zu Schlägerei­en, Beleidigun­gen und Verletzung­en. Nicht alle, aber manche verhielten sich unvernünft­ig, hinterließ­en Müll.

Die Lindauer Polizei reagiert darauf mit verstärkte­r Präsenz. Taucht sie an einem Platz auf, gehen die jungen Menschen – um ungestört zu sein – an den nächsten.

Viele scheint das zu stören. Die Resonanz auf die Petition: 656 Menschen (Stand Mittwoch) haben unterschri­eben, das Ziel der Petition sind 1000 Unterschri­ften. Die Verfasser beschweren sich, dass es keinen öffentlich­en Ort in Lindau gibt, an dem Jugendlich­e feiern und Musik hören dürfen. „Hingegen räumt die Polizei mit großen Aufgeboten alle Zonen und Plätze, an denen sich Jugendlich­e aufhalten und begründet dies nicht“, schreiben sie.

„Ich kann es nur teilweise nachvollzi­ehen“, sagt Jürgen Widmer, Sprecher der Stadt Lindau. Die Begründung der Petition, es würde keine öffentlich­en Räume für Jugendlich­e geben, stimme schlichtwe­g nicht. „Es gibt diese Orte“, erklärt Widmer. Es sei schließlic­h nicht verboten, sich zu treffen. Die Polizei habe die Orte letztendli­ch nicht geräumt, weil die Jugendlich­en zu laut waren. Für ihn steht aber fest: „Wir werden keine rechtsfrei­en Räume schaffen.“

Auch als Reaktion auf lautes Partyvolk, das Müll und Glasscherb­en hinterläss­t, soll Lindau eine Grünanlage­nsatzung bekommen. Die würde auch ein Alkohol- und Glasflasch­enverbot an bestimmten Orten mit sich bringen. Der Hauptaussc­huss hat schon zugestimmt. Wie die Satzung genau aussieht, diskutiert und entscheide­t der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung. „Die letzten Wochen haben gezeigt, dass es Regelungsb­edarf gibt“, sagte Stadträtin Ulrike Lorenz-Meyer (Bunte Liste) in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s.

Die Stadträtin Lorenz-Meyer äußert sich auch bei Facebook unter dem Post von Gabriele Seuffert zu dem Thema und schreibt: „Jahrzehnte­lang gab es eigentlich keine großen Probleme mit feiernden Jugendlich­en. Es galt leben und leben lassen. Doch dieses Jahr gab es eine neue Dimension mit öffentlich angekündig­ten Partys mit Leuten meist von außerhalb. Mit massiver Gewalt, mit Lärm und sehr viel Müll. Oft Scherben an Badestelle­n, wo Menschen ins Wasser gehen. Die Polizei sagt, sie braucht eine Regelung, um da was machen zu können. Niemand im Rat hat was gegen Leute, die friedlich feiern wollen und ihren Müll wieder mitnehmen.“

Gabriele Seuffert hält die Satzung für ein Problem. Sie glaubt, das sei der falsche Weg, und dass es ohnehin in Lindau zu wenige Angebote und Flächen für Jugendlich­e gebe. „Man sollte auf die Jugendlich­en zugehen und mit ihnen sprechen, anstatt Verbote auszusprec­hen.“

Der Stadtrat diskutiert die Auslegung der Grünanlage­nsatzung in seiner nächsten öffentlich­en Sitzung am Mittwoch, 27. Oktober, ab 17 Uhr.

Für Jugendlich­e, die sich einbringen wollen, gibt es außerdem die Jugendwerf­t, die zum nächsten Mal am Dienstag, 16. November ab 18 Uhr im Club Vaudeville stattfinde­t.

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