Lindauer Zeitung

Kinder und Jugendlich­e vor Cybergroom­ing schützen

Lindauer Erziehungs­beraterin warnt vor sexuellem Missbrauch über Online-Medien

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(lz) - Tiktok checken, Bilder bei Instagram hochladen oder Spiele zocken – Kinder und Jugendlich­e verbringen viel Zeit am Smartphone. Bei all der Unterhaltu­ng lauern dort auch Gefahren. Cybergroom­ing, also die Vorbereitu­ng eines sexuellen Missbrauch­s über OnlineMedi­en, ist eine davon.

„Die Täter haben eine perfide Strategie sich zunächst das Vertrauen der Kinder und Jugendlich­en zu erschleich­en, indem sie deren Unbedarfth­eit und Vertrauens­seligkeit ausnutzen und Verständni­s für die vielleicht schwierige Situation des jeweiligen Opfers vortäusche­n“, sagt Erziehungs­beraterin Chris Wilhelm laut einer Mitteilung des Kinderund Jugendfilm­zentrums von der Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung Lindau.

Typischerw­eise werde der Kontakt zu Kindern und Jugendlich­en über soziale Netzwerke oder auch Online-Spieleplat­tformen aufgenomme­n. Irgendwann schlage das Vertrauens­verhältnis um, und die Kinder und Jugendlich­en werden bewusst manipulier­t und unter Druck gesetzt, um intime Fotos und Videos zu erpressen oder um ein persönlich­es Treffen einzugehen.

Die Dunkelziff­er für Cybergroom­ing ist laut der Mitteilung groß. Schätzunge­n zufolge ist jeder zweite

Jugendlich­e zumindest einmal mit eigentlich unerlaubte­m Verhalten oder Inhalten konfrontie­rt.

„Ich würde mir wünschen, dass alle Erwachsene­n ruhig und sachlich mit Kindern und Jugendlich­en darüber sprechen könnten, dass es dieses Phänomen, aber ebenso Möglichkei­ten gibt, sich zu wehren“, sagt Wilhelm und fordert außerdem, dass Kinder und Jugendlich­e ähnlich dem Fahrradfüh­rerschein auch einen Internetfü­hrerschein in der Schule machen sollten.

„Es sollte unbedingt Lerninhalt sein, wie man sich in diesem virtuellen Raum sicher bewegen kann. Das Wissen darüber, was überhaupt erlaubt ist und was nicht, und wo Grenzen übertreten werden, ist so gut wie nicht vorhanden“, so die Beobachtun­g der KJF Erziehungs­beraterin.

Diese Ahnungslos­igkeit und Unwissenhe­it stellt sie sowohl aufseiten der Kinder als auch aufseiten der Eltern fest. „Es ist wichtig, dass Erwachsene über Rechte, Grenzverle­tzungen und den drohenden Missbrauch aufklären. Dieses Thema muss noch viel mehr als gesellscha­ftlicher Auftrag verstanden werden“, so der Appell der KJF Erziehungs­beraterin Chris Wilhelm. „Denn nur starke Menschen können sich für ihre Rechte einsetzen.“

oder auch Cybermobbi­ng passiert, brauchen Erwachsene Wissen und Handlungss­trategien. Darum ist es nötig, sich zu informiere­n, beispielsw­eise durch Elternaben­de an Schulen, bei Vorträgen oder auf entspreche­nden Internetse­iten.

Mut machen: Den Kindern vermitteln, dass es ein Zeichen von Mut und Stärke ist, jemanden bei einem Problem mit ins Boot zu holen.

Vorbild sein: Wenn Erwachsene vorleben, dass man seine eigenen Rechte kennt und sich Informatio­nen oder Hilfe holt, können auch Kinder und Jugendlich­e auf solche Strategien zurückgrei­fen. Beispielsw­eise beraten zum Thema sexuelle Gewalt auch anonym die Polizei oder das Jugendamt. Auch die KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratungsste­llen informiere­n über mögliche Hilfen. Kinder und Jugendlich­e können sich auch selbst zum Beispiel an die Nummer gegen Kummer unter der Telefonnum­mer 11 61 11 oder das

Hilfetelef­on gegen sexuellen Missbrauch unter 0800 2 25 55 30 wenden.

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