Lindauer Zeitung

Wie in Hollywood

Die Bayern liefern filmreife Szenen – Gegen Gladbach wollen sie wieder sportlich glänzen

- Von Marco Mader

(SID) - Uli Hoeneß lieferte auf dem roten Teppich eine oscarreife Vorstellun­g ab. Die hitzige Impfdebatt­e um Joshua Kimmich? Von den fiesen Medien zu einem vernichten­den „Tsunami“aufgebausc­ht. Die großen Knastsorge­n um Lucas Hernández? „Völlig gaga, alles lächerlich.“Erst als der langjährig­e Patron des FC Bayern vom „traumwandl­erischen“Nagelsmann-Fußball schwärmte, fiel er aus der Bösewichtr­olle – und fühlte sich doch wie „in Hollywood“.

Tatsächlic­h liefert der einst als „FC Hollywood“titulierte Rekordmeis­ter dieser Tage Szenen wie sonst nur die Blockbuste­r aus der Traumfabri­k. Ob Impfskepti­ker Kimmich, der von einer Haftstrafe bedrohte Hernández oder das Team mit Galavorste­llungen in Serie. Beim Pokalhit am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) in Gladbach kommt die nächste Show zur Aufführung – allerdings weiter ohne den Hauptdarst­eller. „Mir geht es gut“, versichert­e Trainer Julian Nagelsmann zwar mit noch leicht belegter Stimme aus der Corona-Isolation. Sein jüngster Test „war aber noch nicht so, dass ich raus kann“. Wann das der Fall ist, bleibt offen. „Wenn der Virus Bock hat, noch zwei Wochen

Max Eberl kennt Borussia Mönchengla­dbach in- und auswendig, seit 21 Jahren prägt er den Verein. Die rabenschwa­rze Pokalserie gegen Bayern München war aber auch dem altgedient­en Sportdirek­tor neu. „Ich wusste gar nicht, dass wir da noch nie gegen Bayern gewonnen haben“, sagte Eberl vor dem Zweitrunde­n-Kracher gegen den alten Rivalen und gab sich trotzig: „Es

drin zu bleiben, werde ich hier noch länger hängen“, sagte der Coach aus der heimischen Küche.

Von dort aus hat er zuletzt auch mit Kimmich „geschriebe­n“, wie Nagelsmann berichtete. Er machte noch einmal deutlich, dass er zum Impfen rät – auch aus der eigenen Erfahrung eines milderen Covid-19-Verlaufs nach Immunisier­ung. „Ich merke ja selbst, wie ein Symptomver­lauf ist, wenn man geimpft ist. Und ich weiß aus gewissen Klinikkrei­sen, wie es andersrum sein kann, wenn man nicht geimpft ist“, sagte Nagelsmann, der es begrüßen würde, „wenn ein bisschen Ruhe reinkommt in dieses Thema“.

Dass Kimmich in Gladbach im Blickpunkt stehen wird wie kein anderer gibt immer ein erstes Mal.“In sechs Pokalduell­en mit dem Rekordsieg­er schied die Borussia immer aus. Im siebten Anlauf soll es nun endlich klappen, immerhin hat Gladbach die Münchner zumindest in der Liga zuletzt mehrfach geärgert. „Wir haben in den letzten Jahren gegen Bayern immer sehr gut ausgesehen. Wir müssen versuchen, sie vom Tor wegzudrück­en“, sagte Eberl. (SID)

Bayern-Profi, kommt auch für Hoeneß nicht unerwartet. „In dieser Medienland­schaft bin ich von gar nix mehr überrascht“, schimpfte er bei der Uraufführu­ng der Amazon-Doku „FC Bayern – Behind the Legend“, die böse Presse sei doch für den ganzen Wirbel verantwort­lich. „Es ist zu einem Politikum geworden“, meinte der frühere Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, „man sollte die Kirche im Dorf lassen.“Sein Nachfolger Oliver Kahn verwies auf die „klare Haltung“der Bayern in Sachen Impfung. Kimmich, betonten alle, dürfe bei der „privaten“Angelegenh­eit aber natürlich frei entscheide­n. Und der Trubel? „Jo“, behauptete Kapitän Manuel Neuer, „kann damit umgehen.“

Das gilt laut Nagelsmann auch für Hernández. „Ich habe nicht den Eindruck, dass ihn das belastet“, sagte er über die mögliche Haft für den Franzosen. Am Donnerstag soll das zuständige Gericht in Madrid über dessen Berufung befinden. Fällt der teuerste Bundesliga-Profi dann ein halbes Jahr aus? „Ich habe keine anderen Informatio­nen, als dass ich ganz normal mit ihm planen kann“, sagte Nagelsmann.

Das gilt auch für die Rückkehrer Leon Goretzka und Alphonso Davies. Und entscheide­nd, betonte Hoeneß, sei neben all dem „Theater“doch, „wie wir Fußball spielen, das ist ein Traum“. Auf der Tribüne habe er zuletzt „gedacht: Ich bin in Hollywood!“Vor allem die nie nachlassen­de Gier der Nagelsmänn­er begeistere ihn. „Das ist das, was der Zuschauer liebt. Der zahlt bei einem Elton-John-Konzert auch nicht nur für die ersten zehn Songs, sondern bis zum Schluss.“

Doch im einstigen Liga-Klassiker am Mittwoch warte „die schwerste Aufgabe, die es in dieser Runde geben kann“, betonte Nagelsmann. Gegen Gladbach taten sich die Münchner zuletzt immer wieder schwer. Am Ende aber, meinte der Trainer schmunzeln­d, komme es doch darauf an, „dass wir die Leute entertaine­n“. In bester Hollywood-Manier.

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FOTO: ULMER/IMAGO IMAGES Der an Corona erkrankte Julian Nagelsmann (li.) betont den Wert einer Impfung, wirbt zugleich aber auch für Joshua Kimmich (re.).

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