Eine verlässliche Reform tut not
Alle wissen es: Bei der Rente kann es so nicht weitergehen. Seit Jahren ist bekannt, dass die Zahl der Rentner sich bis 2045 verdoppeln wird, die der Beitragszahler aber nicht. Die letzte tiefgreifende Reform war 2002. Damals wurde die Riester-Rente eingeführt. Seither wurde herumgedoktert, das grundlegende Problem aber nicht angegangen: Die gesetzliche Rente reicht nicht, damit die Versicherten im Alter ihren Lebensstandard halten können. Jetzt machen sich SPD, Grüne und FDP an eine Reform. Die Ideen sind gut. Viel wichtiger aber ist, dass sie Bestand haben und nicht alle vier Jahre wieder etwas grundlegend geändert wird. Anders gesagt: Das System braucht Verlässlichkeit.
Das gilt gerade für die Pläne der angestrebten Ampelkoalition. Die Politiker haben verschiedene Möglichkeiten, die Rente in Zukunft sicherer zu machen: höhere Beiträge, niedrigere Rentensätze, längere Lebensarbeitszeit, höhere staatliche Zuschüsse. Die künftigen Koalitionäre haben die ersten drei ausgeschlossen und setzen vor allem auf zwei Dinge: Die Deutsche Rentenversicherung darf künftig Geld am Kapitalmarkt anlegen. Wenn es gut läuft, ist dies eine neue Einnahmequelle. Und die private Vorsorge wird ausgebaut. Letzteres bedeutet: Die Deutschen sollen selbst mehr Geld für die Rente sparen. Beides soll ausgleichen, dass in der gesetzlichen Rentenversicherung immer weniger arbeitende Menschen immer mehr Geld für immer mehr Rentner zahlen müssen. Und beides dauert.
Die Rentenversicherung muss am Kapitalmarkt langfristig investieren, schließlich ist sie keine Zockerin, die es auf den schnellen Euro abgesehen hat. Auch die private Zusatzvorsorge braucht Zeit. Nur über viele Jahre, ja Jahrzehnte entfaltet der Spareffekt Wucht. Was sich zum Beispiel bei vielen Riester-Verträgen zeigt. Für diese Altverträge einen Bestandsschutz zu gewähren, ist deshalb auch ein Zeichen für Verlässlichkeit. Die neuen Ideen funktionieren nur, wenn die Versicherten sie auch annehmen. Und das werden sie nur, wenn sie darauf vertrauen können, dass die Ideen eine Zukunft haben.