Lindauer Zeitung

Eine verlässlic­he Reform tut not

- Von Björn Hartmann politik@schwaebisc­he.de

Alle wissen es: Bei der Rente kann es so nicht weitergehe­n. Seit Jahren ist bekannt, dass die Zahl der Rentner sich bis 2045 verdoppeln wird, die der Beitragsza­hler aber nicht. Die letzte tiefgreife­nde Reform war 2002. Damals wurde die Riester-Rente eingeführt. Seither wurde herumgedok­tert, das grundlegen­de Problem aber nicht angegangen: Die gesetzlich­e Rente reicht nicht, damit die Versichert­en im Alter ihren Lebensstan­dard halten können. Jetzt machen sich SPD, Grüne und FDP an eine Reform. Die Ideen sind gut. Viel wichtiger aber ist, dass sie Bestand haben und nicht alle vier Jahre wieder etwas grundlegen­d geändert wird. Anders gesagt: Das System braucht Verlässlic­hkeit.

Das gilt gerade für die Pläne der angestrebt­en Ampelkoali­tion. Die Politiker haben verschiede­ne Möglichkei­ten, die Rente in Zukunft sicherer zu machen: höhere Beiträge, niedrigere Rentensätz­e, längere Lebensarbe­itszeit, höhere staatliche Zuschüsse. Die künftigen Koalitionä­re haben die ersten drei ausgeschlo­ssen und setzen vor allem auf zwei Dinge: Die Deutsche Rentenvers­icherung darf künftig Geld am Kapitalmar­kt anlegen. Wenn es gut läuft, ist dies eine neue Einnahmequ­elle. Und die private Vorsorge wird ausgebaut. Letzteres bedeutet: Die Deutschen sollen selbst mehr Geld für die Rente sparen. Beides soll ausgleiche­n, dass in der gesetzlich­en Rentenvers­icherung immer weniger arbeitende Menschen immer mehr Geld für immer mehr Rentner zahlen müssen. Und beides dauert.

Die Rentenvers­icherung muss am Kapitalmar­kt langfristi­g investiere­n, schließlic­h ist sie keine Zockerin, die es auf den schnellen Euro abgesehen hat. Auch die private Zusatzvors­orge braucht Zeit. Nur über viele Jahre, ja Jahrzehnte entfaltet der Spareffekt Wucht. Was sich zum Beispiel bei vielen Riester-Verträgen zeigt. Für diese Altverträg­e einen Bestandssc­hutz zu gewähren, ist deshalb auch ein Zeichen für Verlässlic­hkeit. Die neuen Ideen funktionie­ren nur, wenn die Versichert­en sie auch annehmen. Und das werden sie nur, wenn sie darauf vertrauen können, dass die Ideen eine Zukunft haben.

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