Lindauer Zeitung

Das Leben ist wie eine Avocado

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Moden kommen und gehen. Trägt der eine heute wallende Schlaghose­n, quietscht es beim anderen vor lauter knatscheng­er Körperbeto­nung nur so in den Körperregi­onen, wo bei Nutztieren der Schinken wächst. Und im Jahr drauf ist dann wieder alles anders. Auch die Länge von Röcken verhält sich je nach Saison jalousiena­rtig und offenbart mehr, als er bedecken soll. Oder aber er reicht vom Boden bis zu den Haarspitze­n.

Dass auf dem Sektor der Nahrungsmi­ttel modische Erscheinun­gen für einen Zyklus der Abwechslun­g

sorgen, ist dann auch keine Überraschu­ng mehr. Eventuell aber der Umstand, dass selbst Gemüse davon erfasst wird. Kamen Champignon­s in den guten alten 1980er-Jahren vorwiegend in Büchsen auf den Markt, musste der Konsument von damals zwangsläuf­ig denken, jene Pilzsorte sei ein lichtscheu­es Produkt aus den Kellern polnischer Labore. Doch diese Irrtümer sind durch die Vielfalt in Wochen- und Supermärkt­en gänzlich ausgeräumt.

Fragen bleiben eigentlich nur noch bei der Avocado. Diese Ölfrucht ist aufgrund der Tatsache, dass man eigentlich nie den idealen Zeitpunkt der Reife erwischt, äußerst geheimnisv­oll. Öffnet man sie zu früh, ist das Fleisch von gummiartig­er Widerborst­igkeit und schmeckt nach frisch gekautem Gras. Bricht man sie zu spät auf, hat faulige Vergänglic­hkeit die Frucht durch Gammel zersetzt. Leider ist ihr die Reife von außen je nach Sorte nur bedingt anzusehen. Und so kann man den philosophi­schen Schluss ziehen, dass das Leben wie eine Avocado ist: Man weiß nie, was man kriegt. (nyf)

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FOTO: JIRI HERA/COLOURBOX Gibt in der Küche stets Rätsel auf: die Avocado.

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