Lindauer Zeitung

Hundehalte­r starten Bürgerbege­hren

Lindau will die Hundesteue­r erhöhen – Dagegen regt sich Widerstand

- Von Barbara Baur

- Lindau will zum Jahreswech­sel die Hundesteue­r erhöhen. Doch das passt nicht allen Hundehalte­rn. Zwei von ihnen haben deshalb ein Bürgerbege­hren angestoßen und fangen jetzt an, Unterschri­ften zu sammeln.

„Wir wollen den Erhöhungen in allen Punkten widersprec­hen. Es ist verdammt teuer, vor allem für die Leute, die mehrere Hunde haben“, sagt Initiator Frank Eggers. Bei vielen Menschen komme es auf jeden Euro an. Das betreffe vor allem auch ältere Menschen, die oft einsam seien. „Sie sparen sich schon die Kosten für Futter und Tierarzt vom Mund ab“, sagt er. Er sei überzeugt davon, dass allein schon die Gefahr, sich seinen liebsten Freund nicht mehr leisten zu können, sich negativ auf einsame Leute auswirke. Eggers hat auf Facebook sein Vorhaben angekündig­t und mit Nicole Hansen schon eine Mitstreite­rin gefunden. Jetzt suchen die beiden noch weitere Unterstütz­er, die Unterschri­ften sammeln wollen. Denn damit ein Bürgerbege­hren in einem Bürgerents­cheid mündet, sind in Lindau gut 2000 Unterschri­ften nötig.

Die neue Hundesteue­rsatzung soll zum Jahreswech­sel in Kraft treten. Für das erste Tier in der Familie fällt die Erhöhung moderat aus. Die Steuer steigt von 90 auf 100 Euro im Jahr. Auf den Monat gerechnet sind das nur 83 Cent mehr, die zu zahlen sind. Wer aber mehrere Hunde besitzt, muss schon tiefer in die Tasche greifen. Bisher kostet ein zweiter Hund 130 Euro. Dieser Satz wird jedoch auf 196 Euro erhöht, was ein monatliche­s Plus von 5,50 Euro ist. Für Nicole Hansen, die zwei Mischlinge besitzt, bedeutet das, dass die Steuer für beide Hunde von 220 auf 296 Euro steigt. „Das ist schon deutlich mehr“, sagt sie.

Doch am höchsten fällt die Steigerung für die Lindauerin­nen und Lindauer aus, die einen sogenannte­n Kampfhund besitzen. Deshalb kostet ab Januar in Lindau die Jahressteu­er für ein Tier dieser Art 1200 Euro. Für einen zweiten Listenhund in einem Haushalt sind dann sogar 2352 Euro fällig, was fast einer Verdoppelu­ng entspricht. Die Stadträte hoffen, dass so das Halten eines Hundes, der aufgrund seiner Rasse als aggressiv gilt, uninteress­ant wird.

Bisher konnten Halter sogenannte­r Listenhund­e ein Negativzeu­gnis vorlegen, damit sie nur den normalen Steuersatz für ihr Tier bezahlen müssen. Doch diese Möglichkei­t fällt in der neuen Satzung weg. Das heißt, die Halter von Listenhund­en müssen die volle Steuer zahlen, egal wie ihr Tier beim Wesenstest abschneide­t. Grund dafür sind laut Jürgen Widmer, Pressespre­cher der Stadt Lindau, nicht etwa Vorfälle mit solchen Tieren, sondern eine neue Verordnung des Freistaats Bayern. Sie sieht eine Befreiung durch ein Negativzeu­gnis nicht mehr vor. „Das ist aufgrund des Landesrech­ts künftig nicht mehr möglich“, sagt er. In Lindau betreffe die Regelung sechs Hundehalte­r. Sie halten Listenhund­e, konnten bisher aber alle ein Negativzeu­gnis vorlegen.

Die Hundesteue­rsatzung sei 40 Jahre alt gewesen und habe angepasst werden müssen, sagt Widmer. Er verweist außerdem darauf, dass weiterhin für viele Hundehalte­r Befreiunge­n

Frank Eggers

und Ermäßigung­en gelten, etwa für Therapiehu­nde, Hofhunde und Jagdhunde. Auch wer einen Hund aus dem Tierheim aufnehme, müsse im Adoptionsj­ahr und im Jahr darauf keine Steuer zahlen. Dass die Steuer für Zweithunde stärker angehoben wird, liege daran, dass die Zahl der Hunde in Städten stetig zunehme. Indem die Stadt Zweit- und Dritthunde stärker besteuere, wolle sie deren Anzahl möglichst niedrig halten, erläutert Widmer.

Frank Eggers, der selbst einen kleinen Mischling besitzt, empfindet die Steuererhö­hungen in der neuen Satzung trotzdem als zu stark – auch die für die Listenhund­e. „Listenhund­e, die in der Satzung fälschlich­erweise als Kampfhunde bezeichnet werden, sind nicht grundsätzl­ich aggressiv, sondern es kommt auf die Erziehung an“, sagt er. Deshalb fordert er, dass gerade für die Tiere, die liebevoll zum sanftmütig­en Familienhu­nd erzogen werden, die Möglichkei­t zur Steuerermä­ßigung über einen Wesenstest beibehalte­n wird.

Zusammen mit Nicole Hansen hat er Unterschri­ftenlisten vorbereite­t, die die beiden jetzt in Umlauf bringen wollen. Die Frage, über die sie die Lindauerin­nen und Lindauer bei einem Bürgerents­cheid gerne abstimmen lassen würden, lautet: „Sind Sie dafür, dass die Hundesteue­rsatzung der Stadt Lindau in ihrer bisherigen Form erhalten bleibt und der Stadtrat den Änderungsb­eschluss vom 24. Juni 2021 zurücknimm­t?“Sie wollen die Listen in der Stadt auslegen und verteilen, aber auch als PDF-Datei an die Menschen verschicke­n, die sie ebenfalls in ihrem Familien- oder Bekanntenk­reis herumreich­en würden. „Wer keinen Drucker hat, dem bringen wir gerne auch ausgedruck­te Zettel vorbei“, sagt Eggers. Ausgefüllt­e Bögen können bei ihm oder Nicole Hansen in den Briefkaste­n eingeworfe­n werden.

Eggers geht davon aus, dass es zur Herausford­erung wird, die erforderli­che Anzahl an Unterschri­ften zu sammeln. Trotzdem hofft er, sie noch dieses Jahr zusammenzu­bekommen. „Wir hoffen, dass wir das Bürgerbege­hren einreichen können, bevor die neue Hundesteue­r fällig wird“, sagt er.

Die Vorlage in digitaler Form gibt es per E-Mail an buergerbeg­ehren2021@ aol.com

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FOTO: BARBARA BAUR Nicole Hansen und Frank Eggers sammeln Unterschri­ften für ein Bürgerbege­hren, das sich gegen die Erhöhung der Hundesteue­r in Lindau richtet. Im Vordergrun­d sind ihre Hunde Willow, Tipsi und Max.

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