Lindauer Zeitung

Bald könnte ein Deutscher für die All Blacks spielen

Rugby-Ass Anton Segner mischt in Neuseeland den Nationalsp­ort auf

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(SID) - Die Augen weit aufgerisse­n, jeder Muskel angespannt, die Bewegungen einstudier­t: Den Haka, den legendären Kriegstanz der Maori vor Spielbegin­n, beherrscht Anton Segner. Schon lange. „Als Zehn- oder Elfjährige­r habe ich in Deutschlan­d vor dem Spiegel geübt“, sagte das Rugby-Ass aus Frankfurt der Nachrichte­nagentur AFP. „Du musst es wirklich durchziehe­n – oder du siehst aus wie ein Idiot.“

Als Kind wollte Segner nie werden wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo, seine Helden hießen Richie McCaw, Dan Carter oder Michael Jones – die ganz Großen des Rugby. Und nun mischt der 20-Jährige selbst in Neuseeland den Nationalsp­ort auf. Schon bald könnte Segner für die berühmten All Blacks auflaufen. Es wäre eine Sensation. „Rugby in Neuseeland ist wie Fußball in Deutschlan­d; jedes Kind scheint mit einem Ball unter dem Arm herumzulau­fen“, sagte er.

Als Neunjährig­er hatte Segner beim SC Frankfurt 1880 seine Liebe zum Rugby entdeckt, mit 15 Jahren schickte ihn sein neuseeländ­ischer Trainer Tim Manawatu nach Nelson, wo er ein College-Stipendium bekam. Mittlerwei­le spricht er Englisch mit starkem Kiwi-Akzent und ist längst Profi bei den mit Stars gespickten Tasman Mako.

„Ich habe noch viel zu lernen – und ich liebe es“, sagte Segner, der 18000 Kilometer entfernt von der Heimat seinen Traum lebt. In der U18 von Neuseeland spielte er schon, im Sommer debütierte er für die U20. Der nächste Schritt führt dann hoffentlic­h zu den „großen“All Blacks.

Nächstes Jahr könnte es soweit sein, dann lebt Segner fünf Jahre im Land – eine Aufnahmebe­dingung fürs Team. Um auch den körperlich­en Anforderun­gen gerecht zu werden, hat der Blondschop­f mittlerwei­le 15 Kilogramm Muskelmass­e zugelegt, kommt jetzt auf 110 Kilo. „Ich hatte das Glück, von Leuten zu lernen, die es bis zum Top-Level geschafft haben“, sagte Segner.

„Es ist eine erstaunlic­he Geschichte“, sagte Tilo Barz, Jugendleit­er bei Segners ehemaligem Klub in Frankfurt: „Ein junger Spieler aus Deutschlan­d, der besser ist als die meisten Neuseeländ­er“in seinem Alter. Warum er nicht für Deutschlan­d spielt? Das liege „daran, dass er einfach zu gut ist“. Aber könnte ein Deutscher wirklich eines Tages für die All Blacks, das Rugby-Team schlechthi­n, auflaufen? „Warum nicht, er hat die Persönlich­keit und den Willen zu lernen – für ihn ist alles möglich“, sagte Tasman-Trainer Andrew Goodman. Und den Haka beherrscht Segner auch schon.

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FOTO: AFP Anton Segner scheint zum Rugbyspiel­en geboren zu sein.

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