Lindauer Zeitung

Grüne stellen Weichen für 2023

Landespart­ei wählt neue Vorsitzend­e und rüstet sich für die kommenden Wahlen

- Von Marco Hadem

(dpa) - Gründe zur Sorge hat Eva Lettenbaue­r als Landesvors­itzende der bayerische­n Grünen kaum. Wie schon bei dem Amtsantrit­t der 28-Jährigen vor zwei Jahren hat die Partei im Freistaat eine komfortabl­e Position inne – bei allen Wahlen konnten sie teils große Stimmzuwäc­hse verbuchen und sich als zweitstärk­ste Kraft etablieren. Trotzdem wäre es verkürzt, daraus zu schließen, dass die ersten Amtsjahre für Lettenbaue­r wegen der Corona-Krise nicht eben doch eine Herausford­erung waren.

„Die zwei Jahre sind tatsächlic­h sehr schnell vergangen“, sagt Lettenbaue­r im Rückblick. Am kommenden Wochenende will sich die studierte Wirtschaft­singenieur­in auf dem Parteitag in Augsburg für zwei weitere Jahre im Amt bestätigen lassen und den Landesverb­and mit dem in diesem Jahr gewählten Thomas von Sarnowski als Doppelspit­ze weiterführ­en. Die Wiederwahl gilt als sicher. Eine Gegenkandi­datin gibt es nicht.

Nachdem die Grünen zuletzt auch bei der Bundestags­wahl wieder zu den Stimmgewin­nern zählten, dürfte sich mit Blick auf die Landtagswa­hl 2023 in Bayern aber einiges ändern – und dies nicht nur bei der Erwartungs­haltung innerhalb wie außerhalb der Partei. Sollten die Koalitions­verhandlun­gen in Berlin nicht noch überrasche­nd scheitern, gehen die Grünen als Teil der Bundesregi­erung und die bisher mitregiere­nde CSU als Opposition­skraft ins Rennen.

Für Bayerns Grüne wird die Rolle sicher nicht leicht, erfahrungs­gemäß gehen nämlich die Umfragewer­te von Regierungs­parteien schneller nach unten als nach oben. Für Lettenbaue­r ist es eine spannende Aufgabe,

in den kommenden zwei Jahren das Wahlprogra­mm zu erstellen. „Ich habe großen Respekt davor, den Prozess zu organisier­en, der in einem schlagkräf­tigen Regierungs­programm enden soll“, betont Lettenbaue­r. Bei der Erarbeitun­g setze sie auf die Kraft und Geschlosse­nheit der gesamten Partei und den direkten Dialog mit den Bürgern.

„Ich bin dafür, dass wir nicht auf Egos wie von Markus Söder setzen, sondern auf eine gute Teamleistu­ng“,

sagt Lettenbaue­r. Daher sei es auch in den kommenden beiden Jahren bis zur Landtagswa­hl entscheide­nd, dass die Geschlosse­nheit nicht verloren gehe. Gerade wenn es darum gehe, einen Berliner Koalitions­vertrag intern wie extern zu vertreten, bleibe es wichtig, gemeinsam konstrukti­v nach Lösungen zu suchen und „sich nicht intern zu verkeilen“.

Als Lehre aus dem Bundestags­wahlkampf setzt Lettenbaue­r im Wahlkampf auf klare Aussagen: „Für mich ist es ganz wichtig, den Menschen in Bayern konkret zu sagen, was wir ihnen anbieten. Ich denke, in der Bundestags­wahl sind wir manchmal zu allgemein geblieben, haben nur unsere Grundsätze aufgeschri­eben.“Auch wenn es mit dem großen Ziel, dem Wahlsieg und einer Kanzlersch­aft von Annalena Baerbock, nicht geklappt habe, sei es aber dennoch „natürlich sehr erfreulich“, dass insgesamt die Stimmenzah­l verbessert werden konnte. „Aber wir wollen mehr“, sagt Lettenbaue­r und setzt etwa auf die Themen Arbeitsplä­tze und wirtschaft­liche Sicherheit. Lettenbaue­r sieht besondere Herausford­erungen in den (ländlichen) Regionen, in denen die Partei noch nicht so groß aufgestell­t ist und Themen wie Elektromob­ilität die Menschen noch eher abschrecke­n.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Eva Lettenbaue­r will sich auf dem Parteitag in Augsburg als Landesvors­itzende von Bündnis 90/Die Grünen bestätigen lassen.

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