Lindauer Zeitung

Mehr Hilfe für Terroropfe­r gefordert

Neuer Bundesbeau­ftragter mahnt zum Abbau bürokratis­cher Hürden

- Von Michael Gabel

- Opfer von Terroransc­hlägen erhalten in Deutschlan­d immer noch nicht die umfassende Hilfe, die ihnen zustehen sollte. Das hat der Opferbeauf­tragte der Bundesregi­erung für terroristi­sche Taten im Inland, Edgar Franke, am Dienstag in Berlin gesagt. So würden beispielsw­eise bei der Bewilligun­g von Opferrente­n oft zu hohe bürokratis­che Hürden aufgebaut, betonte er bei der Vorstellun­g seines Abschlussb­erichts.

In welcher Höhe wurden Opferhilfe­n gezahlt?

Opfer von Terroransc­hlägen bekamen seit dem Amtsantrit­t Frankes vor dreieinhal­b Jahren zusammenge­nommen rund 5,5 Millionen Euro. Die Hinterblie­benen und Verletzten des islamistis­ch motivierte­n Anschlags vom Berliner Breitschei­dplatz erhielten 3,7 Millionen Euro. 1,3 Millionen Euro gingen an die Geschädigt­en des rassistisc­hen Anschlags in Hanau. Knapp 500 000 Euro wurden an die Opfer des Synagogen-Attentats in Halle gezahlt. Geld könne zwar helfen, finanziell­e Folgen abzumilder­n, sagte Franke. Die Leiden der Opfer könne es allerdings nicht lindern.

Welche Aufgabe hat der Opferbeauf­tragte?

Opfern von Terroransc­hlägen zur Seite zu stehen und ihnen unbürokrat­ische Hilfe zu leisten, erläuterte die noch amtierende Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD), deren Ressort der Opferbeauf­tragte angegliede­rt ist. Franke beschreibt seine Tätigkeit so: Er wolle für Anschlagso­pfer ein erster Ansprechpa­rtner sein, sie durch den Behördends­chungel führen und ihnen dabei helfen, Antworten auf ihre Fragen zur terroristi­schen Tat zu finden.

Warum wurde die Stelle des Opferbeauf­tragten geschaffen?

Es war eine Reaktion darauf, dass sich Hinterblie­bene und Verletzte nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitschei­dplatz vor fünf Jahren vom Staat alleingela­ssen fühlten. Zunächst fungierte der frühere rheinland-pfälzische Ministerpr­äsident Kurt Beck (SPD) als bundesweit­er Ansprechpa­rtner für Angehörige und für die Menschen, die den Anschlag überlebt hatten. Das neue Amt des Opferbeauf­tragten wurde im Frühjahr 2018 vom Bundeskabi­nett

mit dem SPD-Bundestags­abgeordnet­en Franke besetzt. Ob Franke unter einer neuen Bundesregi­erung noch einmal antritt, ist offen.

Wie kann Terroropfe­rn künftig noch besser geholfen werden? Franke machte dazu mehrere Vorschläge. So kritisiert­e er die „langen Verfahrens­dauern und belastende­n Begutachtu­ngsprozess­e“bei den für die Bewilligun­g von Opferrente­n zuständige­n Behörden. Wichtig sei auch, dass in sämtlichen Bundesländ­ern zentrale Opferschut­z-Strukturen geschaffen werden müssten. Im Saarland und in Brandenbur­g sei das noch nicht der Fall. Außerdem regte Franke an, auch deutsche Opfer von Terrortate­n im Ausland durch den Opferbeauf­tragten betreuen zu lassen.

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA Gedenken an die Opfer des Attentats auf den Weihnachts­markt am Berliner Breitschei­dplatz 2016.

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