Lindauer Zeitung

Einigen Tankstelle­n geht der Sprit aus

Versorgung­sengpässe im Südwesten – Benzinprei­se könnten somit weiter steigen

- Von Tobias Faißt

- Zur Tankstelle fährt derzeit niemand gerne. Die Benzinprei­se sind seit Wochen so hoch wie lange nicht und schmerzen den Geldbeutel. Jetzt kommt für die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r aber noch ein weiteres Problem hinzu: Es ist möglich, dass sie an der Zapfsäule leer ausgehen. Denn am vergangene­n, langen Wochenende sind an einzelnen Tankstelle­n in Baden-Württember­g Versorgung­sengpässe aufgetrete­n, Zapfsäulen mussten teilweise abgesperrt werden. „Wir haben zwei Tage keinen Sprit mehr gehabt“, sagt Pächter Jochen Friess über seine Ran-Tankstelle in Kirchheim unter Teck, südöstlich von Stuttgart. Lediglich Reste von E10 habe er anbieten können, während die Zapfhähne für Diesel und Super notgedrung­en stillstand­en.

Im benachbart­en Nürtingen war auch die Jet-Tankstelle von Engpässen betroffen. Über die beiden Fälle hatte am späten Montagaben­d der SWR berichtet. Der Grund für die Engpässe seien dem Bericht zufolge wohl Transportp­robleme. „Bei uns gab es in den vergangene­n zwei Wochen schon Lieferprob­leme“, bestätigt Friess im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Dem neuen Wirtschaft­sverband Fuels und Energie, in dem unter anderem der Mineralölw­irtschafts­verband aufgegange­n ist, sind die Probleme bekannt. „An der ein oder anderen Tankstelle mussten Autofahrer in den vergangene­n Tagen wegen fehlenden Kraftstoff­s auf andere Stationen ausweichen“, sagt Verbandssp­recher Alexander von Gersdorff. Eine genaue Zahl könne er nicht nennen. Neben den beiden Tankstelle­n im Raum Nürtingen seien jedoch weitere Orte in Baden-Württember­g, an denen Spritmange­l herrschte, an ihn herangetra­gen worden.

Zum Großteil werden die Tankstelle­n in Baden-Württember­g nach Angaben des SWR von der Mineralölr­affinerie Oberrhein in Karlsruhe beliefert. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“verweist eine Unternehme­nssprecher­in darauf, dass derzeit alle Produkte verfügbar seien. Das deckt sich mit den Informatio­nen des Wirtschaft­sverbands Fuels und Energie. „Benzin und Diesel sind generell nicht knapp, sondern die Kraftstoff­e kommen nur nicht bei den Tankstelle­n an“, sagt Sprecher Alexander von Gersdorff der „Schwäbisch­en Zeitung“. Diese Probleme beschränkt­en sich derzeit auf den Südwesten.

Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“war beispielsw­eise die HEM-Tankstelle in Deißlingen bei Rottweil von Samstag- bis Montagaben­d von fehlendem Sprit betroffen. Ähnlich erging es einer Tankstelle in Villingen-Schwenning­en. In Erbach bei Ulm hat eine Jet-Tankstelle keinen Diesel mehr im Angebot gehabt. „Wir können bestätigen, dass es im Südwesten Deutschlan­ds vereinzelt zu Versorgung­sengpässen von Jet-Tankstelle­n gekommen ist“, teilt ein Sprecher

des Jet-Tankstelle­nnetzes auf Nachfrage mit. Dafür gebe es jedoch keine einzelne, isolierte Ursache, sondern verschiede­ne Umstände führten zu den Versorgung­sengpässen.

„Der Rhein führt derzeit wieder Niedrigwas­ser, weshalb die Schiffe dort nicht mit voller Ladung fahren können“, sagt Alexander von Gersdorff und benennt einen der Umstände. Im Herbst 2018 kam es bereits schon einmal zu massiven Lieferschw­ierigkeite­n von Sprit durch niedrige Pegelständ­e des Rheins. So weit ist es laut dem Wasserstra­ßenund Schifffahr­tsamt Oberrhein noch nicht. „Die Situation ist derzeit so, dass große Schiffe mit etwa 30 Prozent und kleine Schiffe mit bis zu 50 Prozent der maximalen Ladung auf dem Rhein fahren können“, bestätigt ein Sprecher des Amtes die Liefereins­chränkunge­n auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Neben dem Niedrigwas­ser des Rheins sind laut Alexander von Gersdorff Probleme in der Schienenlo­gistik verantwort­lich für die Lieferschw­ierigkeite­n. „Da geht es um privat betriebene Kesselwage­nzüge, die jeweils von den Unternehme­n beauftragt werden.“Allerheili­gen am Montag habe hier zu Problemen geführt. „Normalerwe­ise spielt ein Feiertag keine Rolle. Diesmal führte er aber dazu, dass vereinzelt Kesselwage­nzüge verspätet ankamen“, sagt der Verbandssp­recher.

Wie lange die Lieferschw­ierigkeite­n andauern, kann von Gersdorff nicht genau abschätzen. „Das ist eine Versorgung­sherausfor­derung, die sicher noch einige Tage anhalten wird“, sagt er lediglich. Tankstelle­npächter Jochen Friess aus Nürtingen ist da pessimisti­scher: „Mir hat man gesagt, dass das durchaus den ganzen November anhalten kann.“

Wenig Angebot bei gleichblei­bender Nachfrage bedeutet normalerwe­ise, dass der Preis steigt. „Es wird jetzt sicherlich noch teurer“, schätzt Friess. Am Montagaben­d hat der Tankstelle­nbetreiber noch eine Treibstoff­lieferung erhalten. Nun kann er vorerst wieder Diesel und Super anbieten. Damit ist zumindest ein Ärgernis an seinen Zapfsäulen in Nürtingen behoben, doch der Frust über die Preise wird wohl bleiben.

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FOTO: ROLF POSS/IMAGO IMAGES Ein Kunde entnimmt den Zapfhahn an einer Tankstelle: Im Südwesten ist an einigen Stationen der Sprit ausgegange­n. Wegen Transportp­roblemen könnte das in den kommenden Wochen auch weiterhin der Fall sein.

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