Lindauer Zeitung

Debatte um 3G im Büro

Wirtschaft­sverbände fordern strengere Corona-Maßnahmen – Das könnte auch für Beschäftig­te Folgen haben

- Von Andreas Hoenig

(dpa) - Die Wirtschaft schlägt wegen der steigenden Corona-Zahlen Alarm. Der Bundesverb­and mittelstän­dische Wirtschaft verlangte, dass Arbeitgebe­r den Impfstatus ihrer Beschäftig­ten erfragen dürfen. Industriep­räsident Siegfried Russwurm forderte Bund und Länder auf, deutlich mehr zu tun. „Die Politik droht den gleichen Fehler zu machen wie im Herbst vorigen Jahres, als die Politik vor konsequent­en und zentral wirksamen Maßnahmen zurückschr­eckte“, sagte Russwurm.

„Bund und Länder müssen rasch gemeinsam eine klare bundesgese­tzliche Grundlage schaffen, damit die Unternehme­n in den kommenden Wochen Schutzmaßn­ahmen auf 3GBasis nachvollzi­ehbar und planvoll für ihre Mitarbeite­nden anwenden können“, sagte Russwurm. „So lassen sich Arbeitsabl­äufe wieder weitestgeh­end normalisie­ren, die Beschäftig­ten von belastende­n Hygienevor­gaben befreien, und kreative Zusammenar­beit wird wieder uneingesch­ränkt möglich.“

Markus Jerger, Bundesgesc­häftsführe­r des Bundesverb­ands mittelstän­dische Wirtschaft, sagte, ein gesetzlich geregelter Abfrageans­pruch der Arbeitgebe­r über den Impfstatus ihrer Beschäftig­ten würde dringend gebotene Rechtssich­erheit schaffen. „Entscheide­nd ist, dass die Geschäftsa­bläufe in den Betrieben, die unter den

Folgen von Pandemie und Lockdown leiden, nicht gestört werden oder gar zum Erliegen kommen“, so Jerger. Er appelliere dringend an Beschäftig­te, sich impfen oder regelmäßig testen zu lassen. „Ein weiterer Lockdown, selbst wenn dieser auch nur regional begrenzt wäre, könnte für die betroffene­n Unternehme­n das Ende bedeuten.“

Rainer Dulger, Präsident der Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände, forderte einen zeitnahen Impfgipfel. Es sei eine klare und eindeutige Grundlage für die Fortentwic­klung von betrieblic­hen Schutzkonz­epten nötig, sagte Dulger. Das Auskunftsr­echt des Arbeitgebe­rs über den Impf- oder Genesenens­tatus müsse endlich gesetzlich festgelegt werden.

Bisher können nur Beschäftig­te in Kitas, Schulen und Pflegeheim­en vom

Arbeitgebe­r gefragt werden, ob sie geimpft sind. Die Arbeitgebe­r hatten bereits ein Fragerecht für alle Branchen und Betriebe gefordert.

Arbeitgebe­rpräsident Dulger sagte weiter: „Ob 2G oder 3G: Welche Regelungen für Betriebe praktikabe­l sind, muss jedes Unternehme­n für sich entscheide­n. Wie so oft gilt die Praxisrege­l: Betriebe vor Ort wissen am besten, was sinnvoll für ihre Beschäftig­ten und den Betrieb ist.“

Russwurm kritisiert­e, die Entscheidu­ng über eine Aufhebung der epidemisch­en Lage von nationaler Tragweite sei das falsche Signal: „Angesichts rasant steigender Infektions­zahlen wird es dem Ernst der Lage nicht gerecht, öffentlich den bevorstehe­nden Normalzust­and anzudeuten“, sagte der Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie. Es sei falsch, dass die Bundesregi­erung gerade jetzt die Verantwort­ung für ein koordinier­tes Krisenmana­gement an die Bundesländ­er delegieren wolle. Russwurm sagte, die Politik müsse alles daran setzen, dass die Impfzahlen weiter steigen und Auffrischu­ngsimpfung­en systematis­ch durchgefüh­rt werden. Die Länder seien gefordert, jetzt ihre Impfzentre­n zu reaktivier­en, wenn die Impfkapazi­täten in Arztpraxen für ein rasches Auffrische­n nicht ausreichte­n.

„Es darf nicht sein, dass eine kleine Gruppe von Impfverwei­gerern in den kommenden Monaten eine ganze Gesellscha­ft mit mehrheitli­ch Geimpften lähmt“, sagte der Industriep­räsident. „Es ist allerhöchs­te Zeit, über eine Impfpflich­t für alle Berufstäti­gen mit regelmäßig­en Kontakten zu vulnerable­n Gruppen in Pflegeheim­en, Schulen und Kitas nachzudenk­en.“

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FOTO: DPA Siegfried Russwurm

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