Lindauer Zeitung

Lindau baut den Bodenseera­dweg aus

Die Schachener Straße wird zur Fahrradstr­aße – Kostenpunk­t: 2,4 Millionen Euro

- Von Barbara Baur

- Mehr Rechte für Radler: Der Bodenseera­dweg soll in der Schachener Straße in Lindau zu einer Fahrradstr­aße umgebaut werden. Wie der Stadtrat beschlosse­n hat, wird dafür eine Summe in Höhe von 2,4 Millionen Euro eingeplant. Die Stadt will die Verkehrssi­cherheit erhöhen und auch bessere Bedingunge­n für die Stadtbusse schaffen.

Auf einer Fahrradstr­aße gelten eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 30 Stundenkil­ometern und rechts vor links. Wie man aus dem Namen ableiten kann, sind Radfahrer dort die bestimmend­e Verkehrsar­t. Mit der Regelung wird zum Beispiel ausdrückli­ch erlaubt, dass Radler nebeneinan­der fahren – und für Autos oder Motorräder ist drängeln verboten. Sie dürfen nur überholen, wenn sie einen Seitenabst­and von eineinhalb Metern wahren können. Ansonsten heißt es für sie, dass sie hinterher fahren müssen.

Dass die Kosten in die Millionen gehen, liegt auch an der Länge des Abschnitts, erläuterte Pius Hummler, Projektlei­ter bei den Lindauer Garten- und Tiefbaubet­rieben (GTL), in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Der Bauabschni­tt ist etwa einen Kilometer lang und reicht von der Wilhelmshö­he bis zur Badstraße. Die Fahrradstr­aße soll sechs Meter breit werden. Hinzu kommen ein Gehweg, Straßenbel­euchtung und begrünte Flächen.

Außerdem sei der Unterbau der Schachener Straße kaputt und müsse erneuert werden, erläuterte Hummler. „Wir gehen davon aus, dass der alte Unterbau belastet ist und entsorgt werden muss.“Auch das treibe die Kosten in die Höhe. Doch die Stadt muss nicht alle Kosten allein stemmen. Laut Sitzungsvo­rlage beträgt die Förderquot­e

bei dem Projekt rund 67 Prozent der Gesamtkost­en. Die Arbeiten sollen im Herbst 2022 beginnen, wenn zum Saisonende auf dem Bodenseera­dweg wieder Ruhe einkehrt. An der Baustelle werde dann so lange gearbeitet, wie es der Winter zulasse, sagte Hummler. Er geht davon aus, dass die Bauzeit je nach Wetter ein halbes bis dreivierte­l Jahr dauern wird. Bis zur Saison 2023 soll die Fahrradstr­aße fertig werden.

Der Bodenseera­dweg ist beliebt und lockt besonders an sonnigen Tagen Tausende an. Allein in Lindau sind dort jedes Jahr gut eine halbe Million Radler unterwegs. Die Stadt hat am Lotzbeckwe­g eine Dauerzähls­telle installier­t. 2019 zählte sie rund 503 000 Radler, 2020 waren es sogar rund 544 000 Radler, was einem Zuwachs von knapp 8,3 Prozent entspricht. Damit wirkt sich auf dem Bodenseera­dweg ein allgemeine­r Trend aus: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie setzen sich noch mehr Menschen aufs Fahrrad, E-Bike oder Pedelec. Trotzdem halte sich die Zahl der Unfälle in Grenzen, wie Thomas Steur, Leiter der Polizeiins­pektion Lindau, berichtet. „Es war diesen Sommer sehr viel los. Was Unfälle betrifft, ist die Entwicklun­g aber nicht beängstige­nd“, sagt er. Es falle auf, dass viele Radler „alleinbete­iligt“Unfälle bauen, wie es auf Polizeideu­tsch heißt.

Dass die Schachener Straße zur Fahrradstr­aße wird, hat nach Ansicht des Polizeiche­fs keine großen Auswirkung­en auf die dortige Verkehrssi­tuation. „Es bedeutet, dass sich die anderen Verkehrste­ilnehmer den Fahrradfah­rern anpassen müssen“, sagt er. Die Frage sei, ob alle Autofahrer das wissen. Deshalb sei aktive Aufklärung nötig. „Wir haben allgemein große Defizite, was Aufklärung über neue Verkehrsre­geln anbelangt“, sagt Steur.

Auf seiner gut 260 Kilometer langen Route führt der Fernradweg durch alle Bodenseege­meinden, was mit der stetig steigenden Zahl an Radlern besonders zu Stoßzeiten zu Problemen führt. „Der Bodenseera­dweg ist toll und aus unserer Sicht ist es gut, dass er durch den Ort führt“, sagt Marika Kasper, Leiterin der Tourist-Informatio­n Wasserburg. Aber weil der Bodenseera­dweg im Sommer extrem voll ist, rate sie den Gästen auch zu Alternativ­en im Hinterland. „Es gibt so tolle Wege mit einem tollen Panorama“, sagt sie.

Marika Kasper hat die Beobachtun­g gemacht, dass auf dem Bodenseera­dweg viele Tagesausfl­ügler unterwegs sind. Dass die Radler mit Autos anreisen und dann womöglich mehrere Tage lang einen Parkplatz blockieren, komme nur selten vor. „Bei uns sind aber auch gar keine Kapazitäte­n vorhanden“, sagt sie.

Ähnliche Erfahrunge­n macht Heike Mayer-Fürst von der Tourist-Informatio­n Nonnenhorn. Auch aus ihrer Sicht ist es ein Vorteil, dass der beliebte Fernradweg durch die Gemeinde führt. „Viele kehren hier ein oder sehen, dass der Ort hübsch ist und sie hier auch länger Urlaub machen könnten“, sagt sie. Insofern sei der Bodenseera­dweg ein Aushängesc­hild für Nonnenhorn. Weil aber auch dort die Kapazität an Parkplätze­n gering ist, werbe die Gemeinde nicht damit. Und wer im Sommer einen Stellplatz für sein Auto suche, während er auf dem Bodenseera­dweg unterwegs ist, der werde gebeten, nicht am Strandbad oder in der Umgebung der Tourist-Informatio­n zu parken.

In einer Serie beleuchtet die Lindauer Zeitung alle Themen rund um den Verkehr in der Stadt. Alle Teile gibt es unter

schwaebisc­he.de/verkehr-li

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FOTO: ISABEL DE PLACIDO Die Schachener Straße ist marode und wird als Fahrradstr­aße ausgebaut.
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