Lindauer Zeitung

„Sie werden mehr denn je gebraucht“

1110 Frauen und Männer haben in diesem Studienjah­r ihren Abschluss an der Kemptener Hochschule gemacht

- Von Tobias Schuhwerk

- Abschluss mit Traumnote, Auszeichnu­ng mit einem Förderprei­s – und den ersten Arbeitsver­trag nach dem Studium bereits unterschri­eben: „Einfach nur glücklich“, fasste Carina Petra Weidenhüll­er ihre Gemütslage zusammen. Die 26-Jährige aus Ehingen gehörte beim Kemptener Hochschult­ag am Freitag zu den insgesamt 33 besten Absolventi­nnen und Absolvente­n. Die Top-Studenten waren zu einer Feierstund­e geladen, bei der die 3G-plus-Regel galt. Zutritt hatten nur Geimpfte und Genesene sowie Getestete, die einen negativen PCRTest vorlegen konnten. Per Livestream wurde die Veranstalt­ung aus dem Thomas-Dachser-Auditorium ins Internet übertragen.

Mit einem Schnitt von 1,0 hat Weidenhüll­er ihren Bachelor im Studiengan­g Lebensmitt­el- und Verpackung­stechnolog­ie gemeistert. Mittlerwei­le arbeitet sie für eine große Bäckerei im Qualitätsm­anagement, nahe Ingolstadt. Dass sie die Hochschule trotz ihres Erfolgs auch mit einem weinenden Auge verließ, hatte einen einfachen Grund: „Das Studium in Kempten hätte nicht schöner sein können“, sagte sie und dürfte damit wohl auch vielen der insgesamt 1110 Absolventi­nnen und Absolvente­n des vergangene­n Studienjah­res aus den Herzen gesprochen haben.

Nur die mehrmonati­ge CoronaZwan­gspause auf dem Campus in der Schlusspha­se des Studiums trübte die Erinnerung von Weidenhüll­er ein wenig: „Die Vorlesunge­n zu besuchen, die Kommiliton­en zu treffen, zusammen zu feiern – all das hat natürlich gefehlt.“Dem stimmte Leonhart Augart zu. Der 23-Jährige aus Sulzberg erhielt einen der beiden Preise der schwäbisch­en Wirtschaft

(IHK) für seine herausrage­nden Leistungen im Bereich Electrical Engineerin­g: „Mehr Spaß machte das Studium, wenn man sich treffen konnte.“Anderersei­ts hätten die Online-Vorlesunge­n auch ihren Vorteil gehabt: „Die konnte man sich auch ein zweites Mal anschauen“, sagte er schmunzeln­d.

Gerade während der LockdownMo­nate verloren die scheidende­n Studentinn­en und Studenten ihr Ziel nicht aus den Augen: „Sie haben nicht nur bewiesen, junge, kluge Köpfe zu sein“, lobte Hochschulp­räsident Professor Wolfgang Hauke: „Sie können auch etwas zu Ende bringen.“Mit Selbstvert­rauen, Spaß und Schwung gelte es jetzt, die nächsten Hürden im Leben zu meistern: „Mehr denn je brauchen wir sie alle“, sagte er mit Blick auf die globale Gestaltung der Zukunft. Bayerns

Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler verbreitet­e in einer Videobotsc­haft Optimismus. „Beste Aussichten auf dem Arbeitsmar­kt“gebe es für die Absolvente­n. Das bekräftigt­e der Vorsitzend­e des Hochschulr­ates, Gerhard Schlichthe­rle: „Die Allgäuer Wirtschaft braucht Sie.“Beispiel Leonhart Augart. Der ausgezeich­nete Student arbeitet inzwischen bei Liebherr Aerospace im Westallgäu­er Lindenberg. Ganz bodenständ­ig blieb er, was sein Preisgeld in Höhe von insgesamt 2000 Euro anbelangt: „Entweder es wird für ein neues Auto verwendet. Oder ich lege es an.“

Besonders erfreut zeigte sich Jürgen Steigmülle­r, Präsident des Förderkrei­ses der Hochschule, über die Entwicklun­g im Maschinenb­au: Vier von acht ausgezeich­neten Studierend­en in der einstigen Männerdomä­ne

sind Frauen. Den wohl größten Applaus erhielt Abdulrahma­n Alshalaby, dem Hauke den Preis des Akademisch­en Austauschd­ienstes (DAAD) überreicht­e. Der junge Mann war vor sechs Jahren aus Syrien nach Deutschlan­d geflüchtet. Mittlerwei­le beherrscht er die deutsche Sprache perfekt und schaffte den Bachelor-Abschluss im Studiengan­g Soziale Arbeit mit 1,5. Damit soll freilich noch nicht Schluss sein: Er will promoviere­n.

Zu den Stiftern der mit insgesamt 7500 Euro dotierten Preise gehörten neben dem DAAD die Gabler-Stiftung, der Bezirk Schwaben und die IHK. Der Förderkrei­s für die Kemptener Hochschule vergab jeweils 500 Euro Preisgeld für die Jahrgangsb­esten der 31 Studiengän­ge. An der Hochschule studieren derzeit knapp 6000 Studierend­e.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Die besten der 1110 Absolvente­n an der Hochschule präsentier­ten sich am Freitag beim Hochschult­ag mit Hochschulp­räsident Professor Wolfgang Hauke (Zweiter von rechts). Bei der Veranstalt­ung galt die 3-G-plus-Regel. Über Livestream wurde die Feier im Internet übertragen.
FOTO: MATTHIAS BECKER Die besten der 1110 Absolvente­n an der Hochschule präsentier­ten sich am Freitag beim Hochschult­ag mit Hochschulp­räsident Professor Wolfgang Hauke (Zweiter von rechts). Bei der Veranstalt­ung galt die 3-G-plus-Regel. Über Livestream wurde die Feier im Internet übertragen.

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