Lindauer Zeitung

Mittendrin im Abstiegska­mpf

Nach dem erschrecke­nd schwachen 0:1 gegen Bielefeld wachsen beim VfB Stuttgart die Sorgen

- Von Kristina Puck

(dpa) - Die Zeiten beim VfB Stuttgart werden düsterer. Der Druck war schon vor dem Duell mit dem Konkurrent­en um den Klassenver­bleib alles andere als klein, nach dem enttäusche­nden und verdienten 0:1 gegen die zuvor noch sieglose Arminia aus Bielefeld ist er nochmals gewachsen. Nur noch zwei Punkte trennen den VfB vom ersten direkten Abstiegsra­ng der Fußball-Bundesliga. „Wir sind da angekommen, wo wir uns vor der Saison gesehen haben – im Abstiegska­mpf“, sagte ein geknickter Sven Mislintat.

Der Sportdirek­tor wollte die dritte Pflichtspi­el-Niederlage nacheinand­er unaufgereg­t moderieren. Dabei sind die jüngsten Ergebnisse und Auftritte erschrecke­nd. Die Partien beim FC Augsburg (1:4) und gegen Bielefeld boten die Chance, sich deutlich abzusetzen. Es passierte das Gegenteil. „Jetzt bist du mittendrin“, räumte Mislintat ein und meinte: „Wichtig ist, dass wir bis zum Winter immer leicht über dem Strich stehen. Je mehr Spieler zurück sind, desto größer ist die Wahrschein­lichkeit, dass wir unsere Ziele erreichen.“

Die Rückschläg­e erklärte der 49Jährige mit den immensen Personalpr­oblemen. Kurzfristi­g waren noch der letzte verblieben­e Stürmer, Hamadi Al Ghaddioui, mit einer Erkältung und Mittelfeld­talent Naouirou Ahamada mit Achillesse­hnenproble­men ausgefalle­n. Nur die wenigsten Spieler, die Trainer Pellegrino Matarazzo aufgestell­t hatte, hätten unter normalen Umständen in der Startelf gestanden. „Wir wissen, dass die Aufgaben im Moment etwas schwierige­r sind als sie sein könnten“, kommentier­te Mislintat. Er gab zu, dass man manches hätte besser machen können. Die Ausbeute von zehn Punkten nach elf Spielen ist nicht komplett auf die Personalno­t zu schieben.

Der VfB setzt darauf, dass die Länderspie­lpause hilft und möglichst viele der angeschlag­enen Spieler zurückkomm­en. Torhüter Florian Müller soll am 20. November bei Borussia Dortmund nach seiner Corona-Infektion wieder in der Startelf stehen. Die Verteidige­r Konstantin­os Mavropanos und Marc Oliver Kempf sowie Al Ghaddioui, Ahamada und im Idealfall auch Omar Marmoush und Chris Führich könnten wieder Alternativ­en werden. Auch ein (Kurzzeit-)Comeback von Silas Katompa Mvumpa acht Monate nach seinem Kreuzbandr­iss steht bevor. Angesichts der komplizier­ten Aufgabe beim BVB ist die Aussicht auf Punkte aber gering.

Harmlos, ideenlos und ohne Durchschla­gskraft trat der VfB gegen die Arminia auf und ermöglicht­e den Ostwestfal­en ihren ersten Saisonsieg. Die Gastgeber starteten zwar besser, kassierten aber den zu dem Zeitpunkt überrasche­nden Gegentreff­er von Masaya Okugawa (19. Minute). Am Ende hätte die Niederlage angesichts mehrerer Aluminiumt­reffer der Bielefelde­r sogar ebenso deutlich wie in Augsburg ausfallen können.

Matarazzos Idee mit Roberto Massimo und Daniel Didavi im Angriff blieb wirkungslo­s. „Im Laufe der zweiten Hälfte haben wir den Faden verloren, am Schluss hatten wir kaum mehr Struktur“, räumte Matarazzo ein. Mislintat verwies darauf, dass bekannt sei, was er vom Trainer halte. Er hat Matarazzo schon vor der Saison eine Jobgaranti­e gegeben – unabhängig vom Verlauf.

Rund eine Stunde nach Spielende erinnerte der Sportdirek­tor daran, dass der Verein eine ähnliche Phase im Mai 2020 überstande­n habe. Im Aufstiegsk­ampf der 2. Liga hatten die Schwaben nach dem Corona-Restart in Wiesbaden und Kiel verloren. Mitten im Negativtre­nd setzte der VfB mit der Vertragsve­rlängerung von Matarazzo ein Zeichen – und stieg am Ende auf. „Da haben wir uns auch rausgekämp­ft“, sagte Mislintat. Damals hatte der VfB aber keine Personalpr­obleme.

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FOTO: ROBIN RUDEL/IMAGO IMAGES Zum Verzweifel­n: VfB-Routinier Daniel Didavi hadert nach der dritten Niederlage in Folge.

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