Wenn einer zu viel Schwein hat
Mit dem Glück ist es so eine Sache: Mal hat man keins, und wenn dann noch das Pech dazu kommt, ist es ganz aus. Gegen diese unerquicklichen Daseinszustände greift der Mensch gern zum Talisman, um sich so glückliche Fügungen herbeizuwünschen. Das sprichwörtliche Glücksschwein ist so eine Figur, die zum Beispiel in Form eines Marzipanschweinchens alles Übel abwenden soll.
Die verstorbene Frau des Kölner Rentners Rudolf Lausberg war zu Lebzeiten ebenfalls dem Glücksschwein zugeneigt. Allerdings nicht essbaren Exemplaren. Und so sammelten sich mindesten 4000 Schweine der verschiedensten Arten an. In Form von Kaffeekannen, Plüschtieren, Telefonen, Tassen und vielerlei Krimskrams mehr. Genau weiß Herr Lausberg die Zahl gar nicht, aber immer, wenn er irgendwo eine Schublade aufmacht oder im Keller nach dem Rechten sieht, quellen Schweine hervor. Und zwar in einer Menge, die ihm das Leben mühsam macht. Darum verkauft er jetzt alle Schweinereien für einen guten Zweck.
Ob der Rentner Angst hat, durch das Weggeben all der Schweine sein persönliches Glück zu riskieren, und fortan dem Pech anheimzufallen, ist nicht bekannt. Besonders abergläubisch ist Rudolf Lausberg aber wahrscheinlich nicht. Von Wilhelm Busch stammt der Vers „Ein Narr hat Glück in Masse / wer klug, hat selten Schwein“. In diesem Lichte betrachtet kommt es sowieso nicht drauf an, wie viel Schwein man besitzt. Rudolf Lausberg behält übrigens Miss Piggy als Kaffeekanne. Das Lieblingsstück seiner Frau. Sie gehabt zu haben: ein Glücksfall. (nyf )