Lindauer Zeitung

Wenn einer zu viel Schwein hat

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Mit dem Glück ist es so eine Sache: Mal hat man keins, und wenn dann noch das Pech dazu kommt, ist es ganz aus. Gegen diese unerquickl­ichen Daseinszus­tände greift der Mensch gern zum Talisman, um sich so glückliche Fügungen herbeizuwü­nschen. Das sprichwört­liche Glücksschw­ein ist so eine Figur, die zum Beispiel in Form eines Marzipansc­hweinchens alles Übel abwenden soll.

Die verstorben­e Frau des Kölner Rentners Rudolf Lausberg war zu Lebzeiten ebenfalls dem Glücksschw­ein zugeneigt. Allerdings nicht essbaren Exemplaren. Und so sammelten sich mindesten 4000 Schweine der verschiede­nsten Arten an. In Form von Kaffeekann­en, Plüschtier­en, Telefonen, Tassen und vielerlei Krimskrams mehr. Genau weiß Herr Lausberg die Zahl gar nicht, aber immer, wenn er irgendwo eine Schublade aufmacht oder im Keller nach dem Rechten sieht, quellen Schweine hervor. Und zwar in einer Menge, die ihm das Leben mühsam macht. Darum verkauft er jetzt alle Schweinere­ien für einen guten Zweck.

Ob der Rentner Angst hat, durch das Weggeben all der Schweine sein persönlich­es Glück zu riskieren, und fortan dem Pech anheimzufa­llen, ist nicht bekannt. Besonders abergläubi­sch ist Rudolf Lausberg aber wahrschein­lich nicht. Von Wilhelm Busch stammt der Vers „Ein Narr hat Glück in Masse / wer klug, hat selten Schwein“. In diesem Lichte betrachtet kommt es sowieso nicht drauf an, wie viel Schwein man besitzt. Rudolf Lausberg behält übrigens Miss Piggy als Kaffeekann­e. Das Lieblingss­tück seiner Frau. Sie gehabt zu haben: ein Glücksfall. (nyf )

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FOTO: HENNING KAISER/DPA Der Kölner Rentner Rudolf Lausberg mit den Glücksbrin­gern seiner verstorben­en Frau.

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