Lindauer Zeitung

CSU-Politiker wegen Erpressung vor Gericht

Landtagsab­geordneter soll Bauunterne­hmer unter Druck gesetzt haben

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(dpa) - Der CSULandtag­sabgeordne­te Franz Rieger muss sich im Zusammenha­ng mit der Einwerbung von Wahlkampfs­penden im Jahr 2013 vor dem Landgerich­t Regensburg verantwort­en. Aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft hat er sich der Beihilfe zur Steuerhint­erziehung, Erpressung sowie wegen Verstoßes gegen das Parteienge­setz schuldig gemacht. Zum Prozessbeg­inn am Montag schwieg der 62-Jährige. Er hat die Vorwürfe bislang stets zurückgewi­esen.

Laut Anklage warb Rieger 2013 bei einem Bauträger um Spenden in Höhe von 60 000 Euro für seine Landtagska­ndidatur. Nachdem sein Gegenüber dies ablehnte, soll Rieger ihm angesichts der bevorstehe­nden Kommunalwa­hl gesagt haben: „Sie wissen schon, wer in Zukunft über die Bauprojekt­e und die Baugenehmi­gungen entscheide­t.“Die Staatsanwa­ltschaft wertet dies als Erpressung.

Der Unternehme­r habe sich damals auf Riegers Anmerkung hin zu einer Spende – knapp unter der Veröffentl­ichungsgre­nze von 10 000 Euro – sowie zur Übernahme von zwei Scheinrech­nungen einer Regensburg­er PR-Firma in Höhe von rund 30 000 Euro bereit erklärt.

Der Inhaber dieser PR-Agentur sitzt gemeinsam mit Rieger auf der Anklageban­k. Der Politiker soll diesen zur Verschleie­rung der Spenden des Bauträgers hinzugezog­en haben.

Demnach stellte der PR-Mann dem Bauunterne­hmer dann Scheinrech­nungen aus, die dieser laut Anklage bei der Körperscha­fts- und Gewerbeste­uererkläru­ng 2013 als Betriebsau­sgaben geltend machte. Somit habe er weniger Steuern gezahlt. Aus Sicht der Ankläger haben sich Rieger und der PR-Mann der Beihilfe zur Steuerhint­erziehung schuldig gemacht.

Darüber hinaus wirft die Anklagebeh­örde Rieger vor, ein System aus Strohmann-Spenden eines weiteren Bauträgers unterstütz­t zu haben, indem er den Rechenscha­ftsbericht des CSU-Kreisverba­ndes Regensburg-Stadt, in dem die laut Ermittler fingierten Einzelspen­den mehrerer Mitarbeite­r der Baufirma aufgeführt waren, unterzeich­nete. Es habe so aussehen sollen, als hätten die Arbeitnehm­er privat je knapp 10 000 Euro gespendet – so habe verschleie­rt werden sollen, dass das Geld eigentlich aus dem Vermögen des Bauträgers stammt.

Für den Prozess sind zunächst acht Verhandlun­gstage angesetzt worden. Nach dem Beginn am Montag zogen sich Verteidige­r und Staatsanwä­lte mit den Richtern für ein Rechtsgesp­räch zurück. Die Hauptverha­ndlung soll am Mittwoch fortgesetz­t werden.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Der CSU-Abgeordnet­e Franz Rieger schwieg am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen.

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