„Ein Wissensspeicher, den alle anzapfen dürfen“
Dachser-Vorstand Hohm über die Digital-Plattform, die das Logistikunternehmen mit Partnern gegründet hat
- Mit der Gründung einer europaweiten Digital-Plattform will der Logistikdienstleister Dachser über die eigene Branche hinaus Impulse geben – ebenso wie mit dem Anspruch, so klimafreundlich wie möglich zu agieren. Vorstandsmitglied Stefan Hohm erläutert die Hintergründe.
Eine europäische Open-SourcePlattform für Logistik – das klingt sehr abstrakt. Was ist darunter zu verstehen?
Unser Ziel ist es, in Form einer Stiftung eine digitale Plattform für Wissen, Algorithmen, Soft- und Hardwarekomponenten zu schaffen. Die soll frei zugänglich sein für alle Unternehmen, die sich beteiligen wollen. Wir kreieren also einen offenen, universalen Speicher.
Wer steckt dahinter und was versprechen sich die Gründer davon? Die Stiftung wurde von drei wesentlichen Playern der europäischen Stückgut-Logistik gegründet: DB Schenker, Rhenus und Dachser. Außerdem ist der Hafenlogistiker Duisport dabei. Uns allen geht es darum, der Logistikbranche mehr Potenzial zu verleihen. Die neue Plattform soll es möglichst vielen Unternehmen ermöglichen, aus einheitlichen Anwendungsstandards zu schöpfen und diese mit individuellen Anforderungen zu verknüpfen und anzureichern. So entsteht ein umspannendes Netzwerk, das auf identischen Werten und Abläufen fußt.
Was hat der einzelne Spediteur von diesem Netzwerk?
Da geht es etwa um den elektronischen Frachtbrief. Den braucht jeder, aber es fehlen europäische Standards. Dasselbe gilt für Palettenscheine, die Begleitpapiere zur Identifikation und Verfolgung von Paletten. Oder nehmen Sie die Fahrer-App, die heute fast jeder Berufskraftfahrer nutzt. Mancher ist da mit bis zu 30 Apps unterwegs, wenn er für verschiedene Auftraggeber fährt. Das wollen wir vereinfachen.
Andere Firmen profitieren von der Open-Source-Lösung – müssen sie dafür einen Beitrag leisten?
Es stimmt, andere erhalten einen Benefit. Es gibt aber auch einen Return of Invest, indem beteiligte Firmen sich aktiv in die Community einbrinMittelständlern gen, unsere Ideen weitertragen und diese so zum „De-facto-Standard“werden lassen.
Die vier Logistiker hätten auch eine Kooperation eingehen können. Weshalb die Stiftung?
Der Vorteil einer Stiftung als Rechtsform ist: Der Gedanke dahinter ist dauerhaft manifestiert und für die Allgemeinheit zugänglich. Der Zweck einer Stiftung kann auch nicht durch eine „feindliche Übernahme“verändert werden.
Was hat Dachser von diesem Schritt?
Dachser hat schon früh über die eigene Marke hinaus gedacht und mit Innovationen die Branche vorangebracht. Denken Sie an die Wechselbrücke, die einen deutlich schnelleren Ladungswechsel ermöglicht. Oder an den weltweit gültigen NVEBarcode, der mit einem Scan Informationen mit dem Packstück verknüpft. Jetzt war die Zeit reif für die Gründung der Stiftung.
Wie fielen die Rückmeldungen in der Branche aus?
Die waren sehr positiv, sei es von