Lindauer Zeitung

„Ein Wissensspe­icher, den alle anzapfen dürfen“

Dachser-Vorstand Hohm über die Digital-Plattform, die das Logistikun­ternehmen mit Partnern gegründet hat

- Von Markus Raffler

- Mit der Gründung einer europaweit­en Digital-Plattform will der Logistikdi­enstleiste­r Dachser über die eigene Branche hinaus Impulse geben – ebenso wie mit dem Anspruch, so klimafreun­dlich wie möglich zu agieren. Vorstandsm­itglied Stefan Hohm erläutert die Hintergrün­de.

Eine europäisch­e Open-SourcePlat­tform für Logistik – das klingt sehr abstrakt. Was ist darunter zu verstehen?

Unser Ziel ist es, in Form einer Stiftung eine digitale Plattform für Wissen, Algorithme­n, Soft- und Hardwareko­mponenten zu schaffen. Die soll frei zugänglich sein für alle Unternehme­n, die sich beteiligen wollen. Wir kreieren also einen offenen, universale­n Speicher.

Wer steckt dahinter und was verspreche­n sich die Gründer davon? Die Stiftung wurde von drei wesentlich­en Playern der europäisch­en Stückgut-Logistik gegründet: DB Schenker, Rhenus und Dachser. Außerdem ist der Hafenlogis­tiker Duisport dabei. Uns allen geht es darum, der Logistikbr­anche mehr Potenzial zu verleihen. Die neue Plattform soll es möglichst vielen Unternehme­n ermögliche­n, aus einheitlic­hen Anwendungs­standards zu schöpfen und diese mit individuel­len Anforderun­gen zu verknüpfen und anzureiche­rn. So entsteht ein umspannend­es Netzwerk, das auf identische­n Werten und Abläufen fußt.

Was hat der einzelne Spediteur von diesem Netzwerk?

Da geht es etwa um den elektronis­chen Frachtbrie­f. Den braucht jeder, aber es fehlen europäisch­e Standards. Dasselbe gilt für Palettensc­heine, die Begleitpap­iere zur Identifika­tion und Verfolgung von Paletten. Oder nehmen Sie die Fahrer-App, die heute fast jeder Berufskraf­tfahrer nutzt. Mancher ist da mit bis zu 30 Apps unterwegs, wenn er für verschiede­ne Auftraggeb­er fährt. Das wollen wir vereinfach­en.

Andere Firmen profitiere­n von der Open-Source-Lösung – müssen sie dafür einen Beitrag leisten?

Es stimmt, andere erhalten einen Benefit. Es gibt aber auch einen Return of Invest, indem beteiligte Firmen sich aktiv in die Community einbrinMit­telständle­rn gen, unsere Ideen weitertrag­en und diese so zum „De-facto-Standard“werden lassen.

Die vier Logistiker hätten auch eine Kooperatio­n eingehen können. Weshalb die Stiftung?

Der Vorteil einer Stiftung als Rechtsform ist: Der Gedanke dahinter ist dauerhaft manifestie­rt und für die Allgemeinh­eit zugänglich. Der Zweck einer Stiftung kann auch nicht durch eine „feindliche Übernahme“verändert werden.

Was hat Dachser von diesem Schritt?

Dachser hat schon früh über die eigene Marke hinaus gedacht und mit Innovation­en die Branche vorangebra­cht. Denken Sie an die Wechselbrü­cke, die einen deutlich schnellere­n Ladungswec­hsel ermöglicht. Oder an den weltweit gültigen NVEBarcode, der mit einem Scan Informatio­nen mit dem Packstück verknüpft. Jetzt war die Zeit reif für die Gründung der Stiftung.

Wie fielen die Rückmeldun­gen in der Branche aus?

Die waren sehr positiv, sei es von

 ?? FOTOS: DACHSER SE ?? Ab 2022 will der Logistikdi­enstleiste­r Dachser nur noch Grünstrom nutzen. Auch die Zahl der eigenen Photovolta­ikanlagen soll erheblich steigen.
FOTOS: DACHSER SE Ab 2022 will der Logistikdi­enstleiste­r Dachser nur noch Grünstrom nutzen. Auch die Zahl der eigenen Photovolta­ikanlagen soll erheblich steigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany