Lindauer Zeitung

Nach wie vor Schattense­iten

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die Pandemie hat abseits ihrer gesundheit­lichen Aspekte anscheinen­d hartnäckig­e Langzeitfo­lgen. Dazu gehören die veränderte­n Konsumgewo­hnheiten der Menschen. Auch wenn der Restaurant­besuch oder der Einkaufsbu­mmel in der Innenstadt wieder erlaubt sind, bleiben viele einstige Kunden noch immer weg. Ein Indiz dafür ist der anhaltende Boom bei Lieferdien­sten. Gegessen wird gerne abwechslun­gsreich, mit Speisen aus den Küchen anderer Länder. Doch genossen werden die Spezialitä­ten lieber zu Hause als im Restaurant.

Wie bei anderen Trends im Onlinegesc­häft auch sind die Schattense­iten unverkennb­ar. Das beginnt bei den Arbeitsbed­ingungen des liefernden Personals. Schlechte Bezahlung und hoher Druck kennzeichn­en diese Jobs. Die Situation bessert sich zwar, jedoch nur langsam. Und auch für die Gastronomi­e ist die Entwicklun­g ein zweischnei­diges Schwert. Die Provisione­n der über Internetpo­rtale gesteuerte­n Lieferdien­ste sind happig. Die Restaurant­s verdienen weniger an den von ihnen bereitgest­ellten Speisen. Den Reibach machen die Portale. Wer nicht mitzieht, verliert, auch die Kunden am Ende, wenn das Angebot deshalb kleiner wird.

Den Hotel- und Gaststätte­nverband Dehoga wiederum stört vor allem die Provision für die teilnehmen­den Restaurant­s, und er warnt vor möglichen wirtschaft­lichen Abhängigke­iten: „Die großen Onlineplat­tformen greifen jede Menge Wertschöpf­ung ab. Es sind die Restaurant­s, die das Produkt besitzen und die die wirtschaft­liche Verantwort­ung für ihren Betrieb und ihre Mitarbeite­r tragen – und eben nicht die Portale.“

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