Lindauer Zeitung

Für Ungeimpfte wird das Leben schwerer

Weil Lindau Corona-Hotspot ist, gelten seit dem Wochenende neue Maßnahmen

- Von Ronja Straub

- Im Restaurant, im Theater, bei der Arbeit – die Einschränk­ungen, die sich mit den neuen Regeln im Corona-Hotspot Lindau ab dieser Woche ergeben, treffen vor allem die Ungeimpfte­n. In der Gastronomi­e, im Hotel, beim Frisör oder im Nagelstudi­o müssen sie einen PCR-Test mitbringen. In anderen Bereichen sind sie ganz ausgeschlo­ssen. Außerdem müssen Schülerinn­en und Schüler wieder Masken tragen. Was die neuen Regelungen für Lindau bedeuten.

Mal eben spontan essen gehen ist seit dem Wochenende für Ungeimpfte nicht mehr so einfach. Wer ins Restaurant oder Café möchte, muss ab sofort einen PCR-Test vorweisen. Die sind aber teuer, nicht überall erhältlich und bis das Ergebnis da ist, dauert es.

Wolfgang Marte vom Gasthof Adler in Nonnenhorn glaubt, dass deshalb weniger Menschen ins Gasthaus kommen werden. „Manche lassen sich jetzt vielleicht noch impfen“, sagt der stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende der Dehoga-Kreisstell­e in Lindau. Aber viele andere würden dann lieber auf den Besuch verzichten. Schließlic­h seien sie jetzt schon lange genug daheim geblieben. „Das Problem ist: Die Gäste kommen zu uns“, sagt Marte.

Im Gasthof Adler mit seinen 42 Betten müssen die Mitarbeite­nden jetzt Gäste anschreibe­n und auf die neuen Regeln aufmerksam machen. Das bedeutet erneut Aufwand. Aber Marte sei es lieber, viel Aufwand zu haben und dann auf der sicheren Seite zu sein. Trotzdem: „Wir müssen in den sauren Apfel beißen und die Stornos kostenlos machen.“

Dass die neuen Regeln einen totalen Einbruch für die Gastronomi­e im Landkreis Lindau bedeutet, glaubt Marte nicht. „Der November ist sowieso ein Trödelmona­t“, sagt er. Aber für die Vorweihnac­htszeit könnten die Ausmaße größer sein. Dann, wenn wieder mehr Menschen essen gehen und Firmen ihre Weihnachts­feiern ausrichten. Sind nicht alle Mitarbeite­nden geimpft, könnte das zum Problem werden.

Denn von den neuen Maßnahmen ist auch die Arbeitswel­t betroffen. In Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeite­nden müssen Inhaber und Beschäftig­te, die während ihrer Arbeitszei­t Kontakt zueinander oder mit Kunden in Innenräume­n haben, geimpft, genesen oder getestet sein. Ausgenomme­n sind Betriebe im Handel und im öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV).

„Wenn der Arbeitgebe­r zur Weihnachts­feier einlädt, wird dieser auch den PCR-Test zahlen“, sagt Regionalge­schäftsfüh­rer der IHK Schwaben in Lindau, Markus Anselment. „Insgesamt sollte aber alles dafür getan werden, dass wir eine möglichst hohe Impfquote haben.“

Mit den neuen Regeln erfährt der Arbeitgebe­r eines Zehn-Mann-Betriebs auch, ob die Mitarbeite­nden geimpft sind oder nicht. Bislang dürfen Arbeitgebe­r aus Branchen, die die IHK vertritt, Angestellt­e nicht nach ihrem Impfstatus fragen.

Die meisten Betriebe seien aber kleiner, sagt Anselment. „Für die Arbeitgebe­r ist das eine unsichere Situation, weil sie die Gefahr nicht einschätze­n können.“Seiner Ansicht nach wäre es gerechtfer­tigt, wenn der Arbeitgebe­r den Impfstaus anfragen dürfte. Dafür sprach sich auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) in der ARD-Sendung „Anne Will“am Sonntagabe­nd aus.

Härter als bei der Arbeit trifft es Ungeimpfte in ihrer Freizeit. In Innenräume­n gilt bei Veranstalt­ungen, Kultur und Sport aller Art seit dem Wochenende 2G. Sprich: Zugelassen sind nur Geimpfte oder Genesene mit Nachweis. Für Kinder unter zwölf zählt das nicht.

Für ein Kabarett am Samstagabe­nd im Club Vaudeville haben am Montag schon mehr als acht Gäste wegen der neu eingeführt­en 2G-Regel angerufen, um ihre Karten zurückzuge­ben. Marc Jehnes vom Club Vaudeville glaubt, das liegt an der Art der Veranstalt­ung. Leute, die zu Konzerten und Partys gehen seien schon weiter, weil sie öfters unterwegs sind. Bei Theater und Kabarett sei das noch anders. „Manche Veranstalt­ungen werden sicher darunter leiden“, glaubt er.

Im Club Vaudeville gilt seit Oktober die 3G-plus-Regel. Gäste mussten also genesen oder geimpft sein oder einen PCR-Test dabei haben. Bei 18 großen Veranstalt­ungen hatten gerade einmal vier oder fünf eine PCR-Test vorgelegt – der Rest war genesen oder geimpft.

Auch im Lindauer Theater galt schon seit Anfang des Monats die 3G-plus-Regel. Da die meisten aber genesen oder geimpft waren, „wird die 2-G-Regelung sich nach unserer Einschätzu­ng nicht wesentlich auf die Anzahl der Besucherin­nen und Besucher auswirken“, schreibt das Kulturamt auf Nachfrage. Für die Vorstellun­g am Dienstagab­end werde nochmal eine Mail an alle Besucher mit dem Hinweis auf 2G verschickt. Von denjenigen, die nach der neuen Regel nicht ins Theater gehen können, werden die Karten zurückgeno­mmen.

Im Hinblick auf geschlosse­ne Räume sind seit Sonntag laut Landratsam­t Lindau folgende Bereiche nur noch für Genesene und Geimpfte zugänglich: Öffentlich­e und private Veranstalt­ungen in nichtpriva­ten Räumlichke­iten, Sportstätt­en und praktische Sportausbi­ldung, Fitnessstu­dios. Außerdem Kultureinr­ichtungen wie zum Beispiel Theater, Opern, Konzerthäu­ser, Bühnen, Kinos, Museen, Ausstellun­gen, Gedenkstät­ten, Objekte der bayerische­n Verwaltung der staatliche­n Schlösser, Gärten und Seen.

Betroffen sind auch Tagungen,

Auch in die Lindauer Therme dürfen seit Montag nur noch Genesene und Geimpfte planschen und saunieren. „Wir vermuten schon, dass deshalb weniger kommen werden“, sagt Thermenlei­terin Magdalena Teich. Sie glaubt, dass zwischen zehn und 15 Prozent der Gäste deshalb wegfallen könnten. Der einen Leid ist der anderen Freud: Denn in der Therme öffnen wegen der neuen Regeln die Dampfbäder wieder und in der Sauna darf wieder gewedelt werden.

Unter dem Aspekt, dass Lindau Corona-Hotspot ist, fragen sich auch viele, ob die Lindauer Hafenweihn­acht, wie zuletzt angekündig­t ohne Beschränku­ngen, stattfinde­n kann. Am Montag konnte die Stadt Lindau dazu noch keine Aussage machen. „Wir prüfen das“, sagt Pressespre­cher Jürgen Widmer auf Anfrage der LZ. Theoretisc­h dürfe die Hafenweihn­acht stattfinde­n. Jetzt gehe es darum, unter welchen Voraussetz­ungen das passieren kann. Klar sei aber: Die Hafenweihn­acht gehöre an den Hafen, sagte Widmer auf die Frage, ob es nicht auch eine Idee wäre, den Weihnachts­markt beispielsw­eise auf dem Gartenscha­ugelände auf der Hinteren Insel stattfinde­n zu lassen. Darauf hatte eine LZ-Leserin hingewiese­n.

Im Einzelhand­el und im Stadtbus müssen außerdem wieder FFP2Masken getragen werden. Auch Schülerinn­en und Schüler müssen seit Montag im Schulhaus und im Unterricht eine Masken tragen – auch am Sitzplatz und trotz eineinhalb Meter Abstand.

Kongresse, Musikschul­en, Fahrschule­n und Einrichtun­gen der Erwachsene­nbildung, zoologisch­e und botanische Gärten und Freizeitei­nrichtunge­n, einschließ­lich Bäder, Thermen, Saunen, Solarien, Seilbahnen und Ausflugssc­hiffe, sowie Führungen, Schauhöhle­n und Besucherbe­rgwerke, Freizeitpa­rks, Indoorspie­lplätze, Spielhalle­n und -banken und Wettannahm­estellen.

Auch der touristisc­he Bahn- und Reisebusve­rkehr, Messen, Volksfeste, Clubs, Diskotheke­n, Bordellbet­riebe sowie vergleichb­aren Freizeitei­nrichtunge­n zählen dazu.

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FOTO: DPA/HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH Für Ungeimpfte wird ein spontaner Restaurant­besuch schwer. Denn seit Montag gilt in Lindau: Geimpft oder genesen. Andernfall­s müssen Gäste einen PCR-Test vorweisen.

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