Lindauer Zeitung

Keine neuen Ferienwohn­ungen für Schachen

Die Stadt will das Wohnen stärken – Nicht alle Vermieter freuen sich darüber

- Von Barbara Baur

- Keine neuen Ferienwohn­ungen mehr in Schachen: Die Stadt Lindau plant, künftig bis auf bestimmte Ausnahmen keine Genehmigun­gen mehr zu erteilen. Die Regelung soll für ein rund 19 Hektar großes Gebiet in Schachen gelten. In den nächsten Jahren soll das Konzept, das auf der Insel bereits eingeführt wurde, auch auf andere Stadtteile übertragen werden. Das hat der Stadtrat bei einer Gegenstimm­e beschlosse­n.

Um die Idee umzusetzen, ist die elfte Änderung des Bebauungsp­lans „Nördlich der Schachener Straße“nötig. „Wir wollen das Wohnen stärken und dafür genügend Wohnungen in verschiede­nen Größen vorhalten“, sagte Iris Möller vom Stadtbauam­t in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Einige Teile des Gebiets sollen künftig als reine Wohngebiet­e gelten – dort sollen überhaupt keine Ferienwohn­ungen mehr genehmigt werden können. In anderen Bereichen sollen Ferienwohn­ungen unter bestimmten Voraussetz­ungen noch möglich sein. Dazu muss der Eigentümer aber mehrere Wohnungen besitzen. „Nur wenn man in einem Gebäude sieben Wohnungen hat, ist eine Ferienwohn­ung möglich“, sagte Möller. Nach oben soll die Zahl gestaffelt werden: Von zwölf Wohnungen sollen zwei als Ferienwohn­ung genutzt werden dürfen. Für Ferienwohn­ungen, die in der Vergangenh­eit bereits von der Stadt genehmigt wurden, besteht Bestandssc­hutz.

Bei der ersten frühzeitig­en Beteiligun­g der Öffentlich­keit hat die Stadtverwa­ltung zwei Einwendung­en erhalten. Der erste Einwender betreibt mehrere Ferienwohn­ungen, hat diese Nutzung aber nicht genehmigen lassen – was nach dem Baurecht jedoch erforderli­ch ist. Er verweist auf die Nachbarsch­aft, in der sich auch ein Garni-Hotel befindet. Außerdem gibt er zu bedenken, dass es sich bei seinen Wohnungen um Kleinstwoh­nungen handle, für die es auf dem Wohnungsma­rkt keine Nachfrage geben würde.

Auch der zweite Einwender beruft sich darauf, dass er Kleinstwoh­nungen besitzt. Wohnungen zu vermieten, die aus nur einem Zimmer bestehen, ist seiner Ansicht nach kaum möglich – außer vielleicht in Unistädten. Deshalb bestehe das Risiko, dass er seine Wohnungen nicht mehr dauerhaft vermieten könne, sollte der Bebauungsp­lan wie beabsichti­gt geändert werden. Er befürchte, dass sie künftig in zunehmende­n Maße leer stehen. Außerdem sei zu erwarten, dass mögliche Leerstände negative Auswirkung­en auf den örtlichen Einzelhand­el, die Gastronomi­e und den öffentlich­en Personenna­hverkehr haben werden.

Das Stadtbauam­t teilt diese Einschätzu­ng nicht. „Gemäß dem integriert­en Stadtentwi­cklungskon­zept 2030 der Stadt Lindau und der damit verbundene­n Wohnbedarf­sermittlun­g kann festgehalt­en werden, dass insgesamt mehr Kleinperso­nenhaushal­te mit ein bis zwei Personen in der Stadt Lindau registrier­t sind als Kleinstwoh­nungen“, heißt es in der Abwägung des Bauamts. Demnach sei gerade auch in diesem Segment ein großer Bedarf an Wohnungen zu verzeichne­n. Die Stadt verweist außerdem darauf, dass auch Ferienwohn­ungen über die Wintermona­te meist leer stehen. Die Verwaltung rechne nicht damit, dass es durch die Änderung des Bebauungsp­lans zu mehr Leerstände­n komme.

Einer der Einwender verwies außerdem auf andere Wohnungen in der Nachbarsch­aft, die in der Vergangenh­eit als Ferienwohn­ungen angeboten wurden und so auch über das Internet zu finden seien. Das Bauamt betont in seiner Abwägung, dass genehmigte Wohnungen prinzipiel­l Bestandssc­hutz genießen. Allerdings entspräche­n nicht alle Ferienwohn­ungen, die im Internet angeboten werden, ihren baurechtli­ch genehmigte­n Nutzungen. Mit der Änderung des Bebauungsp­lans wolle die Stadt verhindern, dass die Zahl an Ferienwohn­ungen weiter steige, was auch den Druck auf den Mietwohnun­gsmarkt

erhöhe.

Was die Stadt jetzt auf dem Festland plant, ist auf der Lindauer Insel bereits Realität. Vor ein paar Jahren beschloss der Stadtrat einen neuen Bebauungsp­lan für die Insel. Seither sind dort neue Ferienwohn­ungen nicht mehr überall erlaubt. Allerdings hatten damals viele Vermieter noch eine Nutzungsän­derung beantragt, bevor der Stadtrat den neuen Bebauungsp­lan beschließe­n konnte. Die Stadt musste sie dann genehmigen. Laut Iris Möller vom Bauamt sind die Bebauungsp­lanänderun­gen trotzdem ein geeignetes Konzept, um dem Wildwuchs an Ferienwohn­ungen Herr zu werden. Die Stadt habe bei der Insel angefangen, wo die Nachfrage nach Ferienwohn­ungen am höchsten sei. Mit Schachen soll jetzt ein Stadtteil dazukommen, der ebenfalls attraktiv ist und eine hohe Wohnqualit­ät bietet. Und es sollen noch weitere Stadtteile folgen, zum Beispiel Aeschach und Reutin. „Der Druck auf den Wohnungsma­rkt ist in ganz Lindau groß“, sagt sie.

Der neue Bebauungsp­lan liegt jetzt für vier Wochen im Bauamt aus. Außerdem können die Unterlagen im Internet eingesehen werden. Solange können weitere Einwendung­en abgegeben werden. Nach einer erneuten Abwägung wird der Stadtrat über die Bebauungsp­lanänderun­g entscheide­n.

 ?? SYMBOLFOTO: PATRICK SEEGER/DPA ?? Die Stadt Lindau will künftig in Schachen keine neuen Ferienwohn­ungen mehr genehmigen.
SYMBOLFOTO: PATRICK SEEGER/DPA Die Stadt Lindau will künftig in Schachen keine neuen Ferienwohn­ungen mehr genehmigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany