Keine neuen Ferienwohnungen für Schachen
Die Stadt will das Wohnen stärken – Nicht alle Vermieter freuen sich darüber
- Keine neuen Ferienwohnungen mehr in Schachen: Die Stadt Lindau plant, künftig bis auf bestimmte Ausnahmen keine Genehmigungen mehr zu erteilen. Die Regelung soll für ein rund 19 Hektar großes Gebiet in Schachen gelten. In den nächsten Jahren soll das Konzept, das auf der Insel bereits eingeführt wurde, auch auf andere Stadtteile übertragen werden. Das hat der Stadtrat bei einer Gegenstimme beschlossen.
Um die Idee umzusetzen, ist die elfte Änderung des Bebauungsplans „Nördlich der Schachener Straße“nötig. „Wir wollen das Wohnen stärken und dafür genügend Wohnungen in verschiedenen Größen vorhalten“, sagte Iris Möller vom Stadtbauamt in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Einige Teile des Gebiets sollen künftig als reine Wohngebiete gelten – dort sollen überhaupt keine Ferienwohnungen mehr genehmigt werden können. In anderen Bereichen sollen Ferienwohnungen unter bestimmten Voraussetzungen noch möglich sein. Dazu muss der Eigentümer aber mehrere Wohnungen besitzen. „Nur wenn man in einem Gebäude sieben Wohnungen hat, ist eine Ferienwohnung möglich“, sagte Möller. Nach oben soll die Zahl gestaffelt werden: Von zwölf Wohnungen sollen zwei als Ferienwohnung genutzt werden dürfen. Für Ferienwohnungen, die in der Vergangenheit bereits von der Stadt genehmigt wurden, besteht Bestandsschutz.
Bei der ersten frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit hat die Stadtverwaltung zwei Einwendungen erhalten. Der erste Einwender betreibt mehrere Ferienwohnungen, hat diese Nutzung aber nicht genehmigen lassen – was nach dem Baurecht jedoch erforderlich ist. Er verweist auf die Nachbarschaft, in der sich auch ein Garni-Hotel befindet. Außerdem gibt er zu bedenken, dass es sich bei seinen Wohnungen um Kleinstwohnungen handle, für die es auf dem Wohnungsmarkt keine Nachfrage geben würde.
Auch der zweite Einwender beruft sich darauf, dass er Kleinstwohnungen besitzt. Wohnungen zu vermieten, die aus nur einem Zimmer bestehen, ist seiner Ansicht nach kaum möglich – außer vielleicht in Unistädten. Deshalb bestehe das Risiko, dass er seine Wohnungen nicht mehr dauerhaft vermieten könne, sollte der Bebauungsplan wie beabsichtigt geändert werden. Er befürchte, dass sie künftig in zunehmenden Maße leer stehen. Außerdem sei zu erwarten, dass mögliche Leerstände negative Auswirkungen auf den örtlichen Einzelhandel, die Gastronomie und den öffentlichen Personennahverkehr haben werden.
Das Stadtbauamt teilt diese Einschätzung nicht. „Gemäß dem integrierten Stadtentwicklungskonzept 2030 der Stadt Lindau und der damit verbundenen Wohnbedarfsermittlung kann festgehalten werden, dass insgesamt mehr Kleinpersonenhaushalte mit ein bis zwei Personen in der Stadt Lindau registriert sind als Kleinstwohnungen“, heißt es in der Abwägung des Bauamts. Demnach sei gerade auch in diesem Segment ein großer Bedarf an Wohnungen zu verzeichnen. Die Stadt verweist außerdem darauf, dass auch Ferienwohnungen über die Wintermonate meist leer stehen. Die Verwaltung rechne nicht damit, dass es durch die Änderung des Bebauungsplans zu mehr Leerständen komme.
Einer der Einwender verwies außerdem auf andere Wohnungen in der Nachbarschaft, die in der Vergangenheit als Ferienwohnungen angeboten wurden und so auch über das Internet zu finden seien. Das Bauamt betont in seiner Abwägung, dass genehmigte Wohnungen prinzipiell Bestandsschutz genießen. Allerdings entsprächen nicht alle Ferienwohnungen, die im Internet angeboten werden, ihren baurechtlich genehmigten Nutzungen. Mit der Änderung des Bebauungsplans wolle die Stadt verhindern, dass die Zahl an Ferienwohnungen weiter steige, was auch den Druck auf den Mietwohnungsmarkt
erhöhe.
Was die Stadt jetzt auf dem Festland plant, ist auf der Lindauer Insel bereits Realität. Vor ein paar Jahren beschloss der Stadtrat einen neuen Bebauungsplan für die Insel. Seither sind dort neue Ferienwohnungen nicht mehr überall erlaubt. Allerdings hatten damals viele Vermieter noch eine Nutzungsänderung beantragt, bevor der Stadtrat den neuen Bebauungsplan beschließen konnte. Die Stadt musste sie dann genehmigen. Laut Iris Möller vom Bauamt sind die Bebauungsplanänderungen trotzdem ein geeignetes Konzept, um dem Wildwuchs an Ferienwohnungen Herr zu werden. Die Stadt habe bei der Insel angefangen, wo die Nachfrage nach Ferienwohnungen am höchsten sei. Mit Schachen soll jetzt ein Stadtteil dazukommen, der ebenfalls attraktiv ist und eine hohe Wohnqualität bietet. Und es sollen noch weitere Stadtteile folgen, zum Beispiel Aeschach und Reutin. „Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist in ganz Lindau groß“, sagt sie.
Der neue Bebauungsplan liegt jetzt für vier Wochen im Bauamt aus. Außerdem können die Unterlagen im Internet eingesehen werden. Solange können weitere Einwendungen abgegeben werden. Nach einer erneuten Abwägung wird der Stadtrat über die Bebauungsplanänderung entscheiden.