Lindauer Zeitung

„Das ist wie ein Wunder!“

Die Katze der Familie Bitterolf aus Kempten ist verschwund­en – Nach über zwei Monaten taucht das Tier im 40 Kilometer entfernten Stötten auf

- Von Dirk Ambrosch

- Als sich nach Wochen voller Sorgen und verzweifel­tem Hoffen alles doch noch zum Guten wendet, da fließen bei Meike Bitterolf die Tränen. „Ich habe geweint vor Glück.“Über zwei Monate lang war die Katze der Familie Bitterolf aus Kempten verschwund­en. Das Suchen, Nachfragen, die vielen Aushänge im Kemptener Stadtgebie­t – alles war erfolglos geblieben. Bis der erlösende Anruf kommt: Katze Matze ist wieder aufgetauch­t – im gut 40 Kilometer entfernten Stötten am Auerberg. „Das hat sich angefühlt wie ein Wunder!“, sagt Bitterolf.

Als Matze Mitte August morgens nicht da ist, hat Meike Bitterolf gleich ein komisches Gefühl. Die getigerte Katze ist ein Freigänger. Normalerwe­ise steht sie jeden Tag pünktlich um 6 Uhr zum Frühstück vor der Tür. Doch an diesem Sommertag taucht das Tier bis zum Abend nicht wieder auf. „Da dachte ich: Etwas stimmt nicht.“Die Familie beginnt, sich richtig Sorgen zu machen. Katze Matze ist etwa elf Jahre alt und den Bitterolfs im Januar 2012 zugelaufen. Seither lebt Matze als „absolutes Familienmi­tglied“bei den Bitterolfs im Süden von Kempten. „Sie ist anhänglich, verschmust – und wir lieben sie total“, sagt Meike Bitterolf.

Dementspre­chend aufgeregt und beunruhigt ist die Familie, als die Katze verschwund­en bleibt. „Wir waren richtig verzweifel­t.“Die Eltern und die beiden Kinder im Teenageral­ter suchen die Gegend ab. Ob Matze in einer Garage eingesperr­t ist? Sie hängen Zettel im Stadtgebie­t aus, rufen bei Tierheimen und Tierärzten an, geben eine Anzeige in der Zeitung auf: Katze entlaufen. Sogar den Familienur­laub sagen die Bitterolfs ab. „Was wäre denn gewesen, wenn sie gerade dann wieder aufgetauch­t wäre? Und wir sind nicht da – das geht doch nicht!“

Es wird September. Hier und da ein Hoffnungss­chimmer, wenn sich Anrufer auf den Aushang melden und sagen, sie haben eine Katze gefunden. Einige Male fahren sie hin – und kommen umso enttäuscht­er zurück. Es ist nicht ihre Katze. Nach sechs Wochen etwa lässt die Familie ganz sachte den Gedanken zu: Sie werden Matze wohl nicht wiedersehe­n. Und Meike Bitterolf räumt im Haus den Kratzbaum weg.

Samstag, 16. Oktober, Stötten am Auerberg: Martina Luitz sieht auf einem Feld an ihrem Haus eine getigerte Katze – und erschrickt. Ihre eigenen drei Katzen bleiben normalerwe­ise immer im Haus. „Ich dachte, uns ist eine entwischt.“Beim Näherkomme­n merkt sie, es ist eine fremde Katze. Das Tier miaut, hat offensicht­lich Hunger. Martina Luitz füttert die Katze und als sie keine Anstalten macht wegzulaufe­n, richtet sie ihr ein Quartier für die Nacht. Am Sonntag fahren Martina Luitz und ihr Mann Werner mit der Katze zur Tierärztin. Diese untersucht das Tier, liest den Chip aus. Martina und Werner Luitz bringen es ins Tierheim nach Marktoberd­orf.

Tierärztin Sonja Bottner erinnert sich noch gut an das Findeltier. Ist das Wetter einigermaß­en gut, kommen Katzen auch in einer fremden Umgebung zurecht, sagt sie. Gerade Rassen wie die europäisch­e Kurzhaar sind noch recht nah dran am Wildtier und können auf ihren Jagdinstin­kt bauen. „Und Katzen brauchen auch weniger Kalorien, als man gemeinhin denkt“, sagt Bottner. Die Tierärztin vermutet, dass die Katze versehentl­ich von einem Lieferdien­st mitgenomme­n wurde und „sie dann nicht mehr wusste, wo sie ist“.

Im Tierheim nehmen die Pfleger noch am Sonntag Kontakt mit dem TASSO-Haustierze­ntralregis­ter auf. Sie bekommen einen Kontakt und rufen an: bei Familie Bitterolf in Kempten.

„Ich kann es gar nicht in Worte fassen, es war ganz unbegreifl­ich“, sagt Meike Bitterolf. Nach zwei Monaten der Trennung will sie ihre Katze sofort sehen und fährt mit ihrem Sohn gleich los. Um das Wiedersehe­n zu ermögliche­n, machen die Mitarbeite­r des Tierheims sogar Überstunde­n. Dann der Moment, den sie so lange herbeigese­hnt hatten. Auf dem Arm des Sohnes fängt Matze gleich an zu schnurren. Bei Meike Bitterolf fließen die Tränen. „Ich bin so dankbar und glücklich.“

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FOTO: RALF LIENERT Die Katze der Familie Bitterolf wurde unversehrt, aber abgemagert an der B 16 bei Stötten im Ostallgäu gefunden. Für die Familie ein Wunder.

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