„Wetten, dass..?“– Friedrichshafen empfiehlt sich
Bei einer Neuauflage muss die Show am See steigen – Bodensee-Borats sind unvergessen
- NostalgieAlarm: Fast 14 Millionen Zuschauer haben sich am Samstagabend von Thomas Gottschalk in die guten alten Fernsehzeiten zurückversetzen lassen. Damit erreichte die Spezialausgabe von „Wetten, dass..?“einen Marktanteil von 45,7 Prozent. Kein Wunder, dass der Ruf nach einer Fortsetzung laut wird. Ob das Format tatsächlich wieder regelmäßig über die Bildschirme flimmert, steht nicht fest. Klar ist aber: Wenn, dann muss die Show in Friedrichshafen steigen. Vorausgesetzt, es kommt ein Staubwedel zum Einsatz.
Kommentare in den sozialen Medien machen deutlich: Einige Zuschauer fühlten sich in einer Zeitkapsel gefangen und konnten der dreieinhalbstündigen Sendung wenig bis nichts abgewinnen. Andere kehrten dagegen zu gerne in eine TVZeit mit Prominenten, mit Hunde-, Kinder-, Baggerwetten und ohne Corona-Pandemie zurück, in der scheinbar alles gut war. Auch in Friedrichshafen ist der NostalgieFaktor groß.
Die vier Shows, die aus der Messehalle gesendet wurden, sind vor allem dank der Stadtwetten eindrücklich in Erinnerung geblieben. Thomas Gottschalk gab drei Gastspiele mit „Wetten, dass..?“, Markus Lanz übernahm bei der bislang letzten Sendung am See die Moderation.
Beim Auftakt am 20. Januar 2007 sorgte Bill Kaulitz von Tokio Hotel bei seinen vorwiegend weiblichen Fans für Kreischattacken, und beim Auftritt der ehemaligen Boyband Take That war es kaum leiser. Als Star des Abends entpuppte sich jedoch eindeutig Friedrichshafen, auf das damals 13,5 Millionen Fernsehzuschauer blickten. Sie wurden Augenzeugen der coolsten Stadtwette in der Geschichte von „Wetten, dass..?“.
Die Aufgabe: 50 Bodensee-Borats sollten im grünen Einteiler eiskalt im Hafenbecken eine Runde drehen. Zur Erinnerung: Borat ist eine Kunstfigur des britischen Komikers Sacha Baron Cohen, die den knappen Badeanzug fast schon gesellschaftsfähig machte. Schauspieler Peter Sattmann, der in der Stadt aufgewachsen ist, hatte als Wettpate dafür zu sorgen, dass der Schwimmeinsatz klappt.
Er kündigte damals an: „Und wenn’s bloß 49 sind, dann schpring i selber au no nei!“Was allerdings nicht nötig wurde. Sattmann und 6500 begeisterte Zaungäste feierten weit mehr als 50 Borats, die bereit waren, ins eisige Wasser zu steigen. Gottschalks Urteil lautete: „Friedrichshafen, Ihr seid toll!“
Und das waren die Stadt und ihre Menschen auch 2010. Immerhin 10,7
Millionen Menschen verfolgten die Show an ihren TV-Geräten, als Supermodel Heidi Klum in der Messe zu einem Casting aufrief und zusammen mit Thommy Gottschalk aus etwa 30 jungen Frauen die 19-jährige Pauline Afaja auswählte. Die Schülerin aus Friedrichshafen erhielt eine Chance in der fünften Staffel von „Germany’s Next Topmodel“und wurde Sechste.
Auf Sofa und Bühne glänzten derweil mehr oder weniger: OscarPreisträgerin Hilary Swank, Eros Ramazzotti, Schmusebarde und Exmann von Co-Moderatorin Michelle Hunziker. Nicht zu vergessen die ehemalige Tatort-Kommissarin Simone Thomalla, die sich kurz zuvor für den Playboy ausgezogen hatte.
2011 verabschiedete sich Thomas Gottschalk nach 24 Jahren aus damaliger Sicht endgültig von der „Wetten, dass..?“-Bühne. Die allerletzte Show lief am 3. Dezember in der Messe Friedrichshafen, 14,7 Millionen Menschen sahen zu. Eine Stadtwette fand nicht statt.
Doch gab es ein entscheidendes Accessoire, das 48 Turnbegeisterten, die allesamt per Salto auf einem zwei Quadratmeter kleinen Tisch landeten, um dort Menschenturm zu bilden, zum Erfolg verhalf: Die Gangway mit der Aufschrift „Flughafen Friedrichshafen“verlieh offensichtlich Flügel. An Prominenz dabei: Modeschöpfer Karl Lagerfeld, Schauspielerin Iris Berben, Hollywoodstar Jessica Biel, Basketballer Dirk Nowitzki und die Musiker Lenny Kravitz und Meat Loaf.
Markus Lanz musste bei seiner Sendung 2013 auf die ganz großen Hollywoodstars verzichten. Musik kam von Bruno Mars und Justin Timberlake, auf dem Sofa saßen unter anderem Skifahrer Hermann Maier, Dschungel-Bewohner Joey Heindle und Olivia Jones. Der Höhepunkt der Show: Der Moderator wettete, dass keine 100 Männer in Frauenkleidern auf die Bühne kommen, um mit Volksmusiker Heino den Ärzte-Titel „Junge“zu singen.
8,57 Millionen Zuschauer verfolgten, wie Friedrichshafen jedoch einmal mehr überzeugte. Die Folge: Lanz löste seinen Einsatz ein und ging baden. Um genau zu sein, schwamm er im März-kalten Bodensee eineinhalb Kilometer von Lindau aus ins österreichische Lochau.
Fazit: Frischer wird es nicht, an Friedrichshafen führt deshalb bei der nächsten „Wetten, dass..?“-Show kein Weg vorbei. Voraussetzung ist, dass die Macher mitziehen und an allzu verstaubten Stellen des Formats den Staubwedel ansetzen. Topf, die Watte quillt!