Projekt Spezialtraining
Bundestrainer Flick will Nationalspieler auch zwischen den Lehrgängen stärker betreuen
(SID) - Sein erstes Länderspieljahr will Hansi Flick unbedingt mit einer makellosen Bilanz ausklingen lassen, doch sein Blick geht auch schon in die Zukunft. Für die Rückkehr in die Weltspitze startet der Bundestrainer ab Januar ein bislang einmaliges Projekt, das nicht allen Clubs gefallen dürfte: Flick will die Nationalspieler mit einem Spezialtraining auch zwischen den Lehrgängen stärker betreuen.
„Das läuft auch über Gruppencoaching, mal online, aber auch mal so, dass die Spieler das nach Absprache mit den Vereinstrainern vor Ort in ihren Clubs umsetzen“, sagte der 56-Jährige im „FAZ“-Interview. So etwas hatten weder sein Vorgänger Joachim Löw, der beim sportlich unbedeutenden WM-Qualifikationsspiel am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) in Wolfsburg gegen Liechtenstein verabschiedet wird, noch die anderen Bundestrainer vor ihm in die Tat umgesetzt.
Und so sehen Flicks Pläne aus: Das Team wird in die drei Gruppen „Abwehr, Zentrum, Sturm“eingeteilt. Diese werden von Flick sowie dessen Co-Trainern Marcus Sorg und Danny Röhl begleitet. „Wir werden rotieren, sodass jeder von uns mal mit jedem Spieler gearbeitet hat“, betonte der Bundestrainer. Es könne auch vorkommen, dass der neue Standard-Coach Mads Buttgereit „dem einen oder anderen ein paar Hausaufgaben gibt“.
Flick verspricht sich von der Maßnahme eine stärkere Professionalisierung. „Es ist elementar, dass wir für die wichtigste Mannschaft des Landes in allen Details und Bereichen optimale Voraussetzungen schaffen“, sagte er. „Von Bayern München kenne ich das nicht anders.“Probleme mit den Clubtrainern erwartet der frühere Erfolgstrainer der Bayern deswegen nicht. „Wenn ich die ersten Monate resümiere, dann hat sich gezeigt, dass die Vereinstrainer und wir DFB-Trainer grundsätzlich gleich ticken und die Spieler ähnlich bewerten“, meinte Flick. Für die Spieler sei es zudem wichtig zu wissen, „dass sich ihr Vereinstrainer mit den Trainern der Nationalmannschaft austauscht“.
Ob aber wirklich alle Verantwortlichen in den Vereinen so denken, bleibt abzuwarten. Flicks Vor-Vorgänger Jürgen Klinsmann war einst mit von USFitnesstrainer Mark Verstegen ausgearbeiteten Athletik-Programmen für die Spieler gegen die Wand gefahren. Er wolle „niemanden vorschreiben, wie er seine Arbeit zu machen hat“, betonte Flick. „Aber wir suchen den Austausch mit den Trainern.“
Mit Vorgänger Löw kann Flick in diesen Tagen persönlich fachsimpeln. Der Weltmeister-Trainer erhält beim Spiel gegen Liechtenstein seinen Abschied – und schon vorher lobende Worte seines einstigen Assistenten. „Joachim Löw“, betonte Flick im Gespräch mit dem Sport--InformationsDienst, „ist der beste Bundestrainer, den wir hatten.“Pikanterweise dürfte Löw am Donnerstag live miterleben, wie Flick seinen Startrekord (fünf Siege) übertrumpft. Ein siebter Sieg drei Tage später zum Jahresabschluss in Armenien ist ebenfalls fest eingeplant. „Wir wollen uns positiv aus dem Jahr verabschieden. Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie genauso leidenschaftlich und aktiv auftritt wie in den Spielen davor“, sagte Flick. Künftig möchte er den Leistungsstand seiner Spieler dann regelmäßig kontrollieren.