Lindauer Zeitung

Projekt Spezialtra­ining

Bundestrai­ner Flick will Nationalsp­ieler auch zwischen den Lehrgängen stärker betreuen

- Von Von Jörg Soldwisch und Oliver Mucha

(SID) - Sein erstes Länderspie­ljahr will Hansi Flick unbedingt mit einer makellosen Bilanz ausklingen lassen, doch sein Blick geht auch schon in die Zukunft. Für die Rückkehr in die Weltspitze startet der Bundestrai­ner ab Januar ein bislang einmaliges Projekt, das nicht allen Clubs gefallen dürfte: Flick will die Nationalsp­ieler mit einem Spezialtra­ining auch zwischen den Lehrgängen stärker betreuen.

„Das läuft auch über Gruppencoa­ching, mal online, aber auch mal so, dass die Spieler das nach Absprache mit den Vereinstra­inern vor Ort in ihren Clubs umsetzen“, sagte der 56-Jährige im „FAZ“-Interview. So etwas hatten weder sein Vorgänger Joachim Löw, der beim sportlich unbedeuten­den WM-Qualifikat­ionsspiel am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) in Wolfsburg gegen Liechtenst­ein verabschie­det wird, noch die anderen Bundestrai­ner vor ihm in die Tat umgesetzt.

Und so sehen Flicks Pläne aus: Das Team wird in die drei Gruppen „Abwehr, Zentrum, Sturm“eingeteilt. Diese werden von Flick sowie dessen Co-Trainern Marcus Sorg und Danny Röhl begleitet. „Wir werden rotieren, sodass jeder von uns mal mit jedem Spieler gearbeitet hat“, betonte der Bundestrai­ner. Es könne auch vorkommen, dass der neue Standard-Coach Mads Buttgereit „dem einen oder anderen ein paar Hausaufgab­en gibt“.

Flick verspricht sich von der Maßnahme eine stärkere Profession­alisierung. „Es ist elementar, dass wir für die wichtigste Mannschaft des Landes in allen Details und Bereichen optimale Voraussetz­ungen schaffen“, sagte er. „Von Bayern München kenne ich das nicht anders.“Probleme mit den Clubtraine­rn erwartet der frühere Erfolgstra­iner der Bayern deswegen nicht. „Wenn ich die ersten Monate resümiere, dann hat sich gezeigt, dass die Vereinstra­iner und wir DFB-Trainer grundsätzl­ich gleich ticken und die Spieler ähnlich bewerten“, meinte Flick. Für die Spieler sei es zudem wichtig zu wissen, „dass sich ihr Vereinstra­iner mit den Trainern der Nationalma­nnschaft austauscht“.

Ob aber wirklich alle Verantwort­lichen in den Vereinen so denken, bleibt abzuwarten. Flicks Vor-Vorgänger Jürgen Klinsmann war einst mit von USFitnesst­rainer Mark Verstegen ausgearbei­teten Athletik-Programmen für die Spieler gegen die Wand gefahren. Er wolle „niemanden vorschreib­en, wie er seine Arbeit zu machen hat“, betonte Flick. „Aber wir suchen den Austausch mit den Trainern.“

Mit Vorgänger Löw kann Flick in diesen Tagen persönlich fachsimpel­n. Der Weltmeiste­r-Trainer erhält beim Spiel gegen Liechtenst­ein seinen Abschied – und schon vorher lobende Worte seines einstigen Assistente­n. „Joachim Löw“, betonte Flick im Gespräch mit dem Sport--Informatio­nsDienst, „ist der beste Bundestrai­ner, den wir hatten.“Pikanterwe­ise dürfte Löw am Donnerstag live miterleben, wie Flick seinen Startrekor­d (fünf Siege) übertrumpf­t. Ein siebter Sieg drei Tage später zum Jahresabsc­hluss in Armenien ist ebenfalls fest eingeplant. „Wir wollen uns positiv aus dem Jahr verabschie­den. Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie genauso leidenscha­ftlich und aktiv auftritt wie in den Spielen davor“, sagte Flick. Künftig möchte er den Leistungss­tand seiner Spieler dann regelmäßig kontrollie­ren.

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FOTO: IMAGO IMAGES Bundestrai­ner Hansi Flick möchte auch unter dem Jahr den Ton bei seinen Spielern angeben.

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