Lindauer Zeitung

Höhenflug dank Höhenluft

Zu Max Verstappen­s Klasse kommt beim Formel-1-Triumph in Mexiko das klar beste Auto

- Von Martin Moravec und Christian Hollmann

(dpa) - Im WMKampf gegen einen überirdisc­h fahrenden Max Verstappen hilft Lewis Hamilton wohl nur noch Beistand von oben. Nach dem meisterhaf­ten Mexiko-Statement des Formel-1Spitzenre­iters von Red Bull hechelt der Mercedes-Superstar immer weiter hinterher. Vier Rennen vor dem Saisonfina­le hat Verstappen seinen einzigen Widersache­r schon satte 19 Punkte hinter sich gelassen. „Wir müssen beginnen, besser zu performen, und vielleicht auch auf den Renngott hoffen“, meinte MercedesTe­amchef Toto Wolff.

„WM-Kampf bereits entschiede­n?“, fragte der Schweizer „Blick“nach dem neunten Saisonsieg Verstappen­s am Sonntag. Und die Antwort drängt sich auf: Ja! Warum? Weil Verstappen weltmeiste­rlich der Konkurrenz davonrast. Mit einem irren Bremsmanöv­er gegen Valtteri

Bottas und Hamilton in der ersten Kurve der Eröffnungs­runde setzte sich der Niederländ­er an die Spitze und fuhr das Rennen sicher nach Hause.

„Wir geben alles, aber im Moment ist es nicht genug, um mit ihnen mithalten zu können“, räumte Hamilton ein. Der ohnehin schon starke Honda-Motor von Red Bull arbeitet in der Höhenluft noch mal besser als die Antriebe der Konkurrenz. Da kann sich Hamilton abmühen, wie er will. Brasilien in der kommenden Woche dürfte Red Bull daher erneut einen Vorteil verschaffe­n.

Hamilton muss hoffen, vor dem Wüsten-Triple Katar, Saudi-Arabien und Abu Dhabi in Reichweite zu Verstappen zu bleiben. Sonst erfüllt sich sein Traum vom historisch­en achten WM-Titel in diesem Jahr nicht, und der Niederländ­er krönt sich erstmals. Wenn sie ihre Form „in die nächsten Rennen hinüberneh­men“, meinte Hamilton fast mahnend, „werden wir Probleme haben“.

Natürlich geben die Silberpfei­le nicht auf. Aber Hamilton läuft die Zeit davon. Wenn sein Teamkolleg­e Bottas wie in der ersten Kurve auch noch die Außenseite gegen Verstappen nicht entschloss­en genug verteidigt, gehen ihm die WM-Argumente aus. „Ich bin ein ziemlich realistisc­her Mensch, aber ich liebe den Motorsport, weil alles passieren kann“, beteuerte Mercedes-Teamchef Wolff. „Niemand von uns wird den Kurs je mit der Mentalität verlassen, dass es uns entgleitet.“Wolff versichert­e: „Wir kämpfen weiter.“

Streng genommen steht Hamilton in Brasilien unter Siegzwang. Anders scheint er den auf höchstem Niveau fahrenden Verstappen mit dessen zuverlässi­gem Red Bull nicht mehr einfangen zu können. „Ich habe natürlich das Gefühl, dass ich jedes Rennen gewinnen muss, denn wir brauchen diese zusätzlich­en Punkte“, räumte Hamilton ein.

Immerhin entriss Bottas dem WM-Führenden Verstappen den Extrapunkt

für die schnellste Rennrunde. „Jeder Punkt zählt. Wir haben Weltmeiste­rschaften gesehen, die wegen eines halben oder eines ganzen Punktes verloren wurden“, erinnerte Toto Wolff, „daher muss man um jeden einzelnen kämpfen und dranbleibe­n.“

Max Verstappen wiederum will auf den entscheide­nden Saisonmete­rn nur nicht nachlassen. „Es ist noch ein langer Weg. Ich denke nicht an den WM-Pokal, wir müssen bis zum Ende weiterkämp­fen“, betonte der 24-Jährige, der das bisher letzte Brasilien-Rennen 2019 gewinnen konnte.

Selbst an die vermeintli­che Macht des günstigen Augenblick­s will er nicht denken. „Ich glaube nicht an das Momentum. Wir müssen in jedem Rennen versuchen, die Details hinzubekom­men“, erläuterte er gelassen. „Die Dinge können sehr schnell schiefgehe­n oder richtig laufen. Es wird also sehr eng und spannend bis zum Schluss.“

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