Streit bei den Fünfkämpfern
Entscheidung gegen das Reiten trifft auch auf Kritik
(SID) - Das Springreiten ist noch nicht ganz Geschichte, schon üben sich die Modernen Fünfkämpfer in einer neuen Disziplin: dem öffentlichen Hickhack. Zumindest fliegen die Vorwürfe nach der Entscheidung, das Reiten ab 2024 zu verbannen, hin und her. Eine Ex-Athletin beschuldigt den Weltverband UIPM, die Sportlerinnen und Sportler nicht einbezogen zu haben. In einem Brief fordern mehr als 650 Unterzeichner den Rücktritt der Führungskräfte. Für UIPM-Präsident Klaus Schormann ist all das jedoch „Big Fake“. Die Namen in dem Misstrauensvotum seien überwiegend erfunden, sagte der 75-Jährige. Die Angelegenheit sei der Rechtsabteilung des Verbandes übergeben worden.
„Jemand steckt dahinter“, sagte Schormann, jemand, der dem Präsidium schaden wolle. Nur „eine Handvoll Athleten“erkennt Schormann als wahrhaftig an: „Für sie habe ich Verständnis, aber wir lassen uns nicht von Fakes beeinflussen.“
Zu dieser „Handvoll“gehört Kate Allenby, Olympiadritte von Sydney 2000. Die Britin gab den Kritikern eine Stimme. „Es hat keine Befragung der Athleten stattgefunden“, sagte sie im Deutschlandfunk. Die Unterzeichner des Briefes hätten kein Vertrauen mehr in die aktuelle Verbandsführung.
Das Springreiten als Disziplin verteidigt Allenby, forderte aber Reformen. Dabei solle sich der Moderne Fünfkampf am Weltreitverband orientieren. „Wenn dort ein Pferd im Wettkampf stürzt, wird es rausgenommen. Im Modernen Fünfkampf haben wir so eine Regel nicht“, sagte Allenby. Die Disziplin müsse aufgewertet werden. „Warum ändern wir die Regeln nicht so, dass es wirklich wichtig ist, dass du ein guter Reiter bist?“, fragte sie.
Die Entscheidung der UIPM gegen das Reiten ist die Konsequenz eines Eklats bei den Sommerspielen in Tokio: Die deutsche Athletin Annika Schleu hatte auf Goldkurs liegend unter Tränen versucht, das ihr zugeloste Pferd mit Gerte und Sporen zurück in den Parcours zu bringen. Bundestrainerin Kim Raisner hatte sie dazu mit einem umstrittenen Zuruf („Hau drauf, hau richtig drauf!“) animiert.
Welche Sportart das Reiten ersetzt, soll eine Innovationskommission festlegen (in der „natürlich auch die Athletensprecherin“sitzt, so Klaus Schormann). Ursprünglich galt Radsport als favorisiert, für Schormann ist das aber keine Alternative. „Es darf nichts mit physischer Belastung sein, denn wir haben ja schon Schwimmen und Combined“, sagte Schormann. Die Änderung wird erst nach den Olympischen Spielen in Paris in Kraft treten.
Das Votum gegen das Springreiten verteidigte Schormann vehement. „Wir haben so viele tolle Rückmeldungen aus den Nationen der ganzen Welt erhalten. Das Reiten hat doch ohnehin für 70 Prozent der Länder zu hohe Kosten produziert“, sagte er. Auch Michael Scharf, Präsident im Deutschen Verband der Modernen Fünfkämpfer, bezeichnete den Ausschluss in der Sportschau als „die richtige Entscheidung“.