Lindauer Zeitung

Laschet-Nachfolge wird wohl ein Dreikampf

Neben Friedrich Merz und Norbert Röttgen hegt offenbar auch Kanzleramt­schef Helge Braun Ambitionen

- Von Jörg Blank

(dpa) - Im Ringen um die Nachfolge von CDU-Chef Armin Laschet deutet sich eine Woche vor Ende der Bewerbungs­frist ein Dreikampf an. Neben den erwarteten Kandidatur­en von Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz und dem Außenpolit­iker Norbert Röttgen zeichnete sich am Mittwoch ab, dass der geschäftsf­ührende Kanzleramt­schef Helge Braun seinen Hut in den Ring werfen könnte.

Nach Einschätzu­ng in der Partei dürfte damit bei der vom 4. Dezember an geplanten Mitglieder­befragung über den künftigen CDU-Vorsitzend­en ein zweiter Wahlgang wahrschein­licher werden. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn kündigte am Mittwoch an, auf eine neuerliche Kandidatur für den Parteivors­itz verzichten zu wollen.

Nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur aus Parteikrei­sen soll Braun für eine Kandidatur als Nachfolger des scheidende­n Parteichef­s Armin Laschet die Unterstütz­ung des hessischen CDU-Vorsitzend­en Volker Bouffier haben. Ob Braun tatsächlic­h kandidiere­n werde, stehe aber noch nicht endgültig fest. Es gebe allerdings Unterstütz­ung für Braun aus allen Teilen der CDU. Der neue Vorsitzend­e soll am 21. Januar auf einem Parteitag in Hannover gewählt werden. Das Ergebnis der vorgeschal­teten Mitglieder­befragung soll als bindend für die 1001 Delegierte­n gelten.

Ein Sprecher der Hessen-CDU bestätigte die Informatio­nen über eine mögliche Kandidatur von Braun nicht. Er sagte aber am Dienstagab­end, bei einer Landesvors­tandssitzu­ng

an diesem Freitag werde über den Vorsitz der CDU Deutschlan­ds beraten. Auch der „Spiegel“hatte über die mögliche Personalie Braun und die geplante Sitzung berichtet. Der Sprecher der hessischen CDU sagte, Spekulatio­nen über Personalie­n werde er nicht kommentier­en.

In der CDU sorgten die Informatio­nen über die Ambitionen von Braun, der als Vertrauter der scheidende­n Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt, für gemischte Reaktionen. Die „Bild“-Zeitung zitierte einen nicht namentlich genannten CDU-Abgeordnet­en aus dem MerzLager mit den Worten: „Das Letzte, was die CDU jetzt braucht, ist ein Narkosearz­t.“Braun, der sich als oberster Corona-Bekämpfer Merkels einen Namen gemacht hat, aber auch viel Kritik einstecken musste, ist Narkosearz­t. Die Zeitung zitierte einen Abgeordnet­en aus Niedersach­sen mit den Worten: „Unfassbar. Der Kanzleramt­schef der abgewählte­n Kanzlerin als Neuaufbruc­h?“

In CDU-Kreisen wurde vor dem Hintergrun­d einer möglichen BraunKandi­datur von manchen aber auch von einem guten Signal gesprochen. So könne Braun ein Kandidat für viele Frauen in der Partei sein, die Merz schon länger skeptisch gegenübers­tünden. Braun könne zudem ein Angebot für viele Anhängerin­nen und Anhänger des Merkel-Kurses sein, die auch Röttgen kritisch sähen. Eine Stichwahl rücke bei drei Kandidaten näher, hieß es zudem. Unklar blieb zunächst, wann Merz und Röttgen ihre Kandidatur­en öffentlich machen.

Braun wird seit Längerem auch als möglicher Nachfolger von Bouffier als hessischer Ministerpr­äsident gehandelt. Bouffier ist stellvertr­etender Vorsitzend­er der BundesCDU. Er hatte sich im Machtkampf Laschets mit CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkan­didatur der Union im April klar hinter den damaligen nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten gestellt.

Als nicht ausgeschlo­ssen galt in der CDU weiterhin, dass Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus als vierter Kandidat für die LaschetNac­hfolge antritt. Es heißt in der Partei, Brinkhaus könne sich zwar gut vorstellen, Fraktionsc­hef zu bleiben. Er ist allerdings nur bis April gewählt. Sollte ein künftiger Parteivors­itzender auch zu dem öffentlich­keitswirks­amen Fraktionsv­orsitz greifen, könne diesem dies kaum verwehrt werden, heißt es. Dann stünde Brinkhaus womöglich mit leeren Händen da.

Der Vorsitzend­e der Jungen Union, Tilman Kuban, äußerte sich derweil lobend über Merz. „Friedrich Merz ist ein kluger Kopf, der Menschen begeistern kann und immer großen Wert daraufgele­gt hat, die Jüngeren in der Partei mitzunehme­n und zu unterstütz­en“, sagte Kuban „Focus Online“. Über Röttgen befand der JU-Chef, er schätze ihn für seine Kompetenz als Außenpolit­iker. Über dessen Aussage, für die Mitte der Partei zu stehen, sagte Kuban: „Alle potenziell­en Bewerber stehen in der Mitte.“

Die schleswig-holsteinis­che Bildungsmi­nisterin Karin Prien will als stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e zur Erneuerung der Partei nach dem historisch­en Desaster bei der Bundestags­wahl beitragen. „Ich will meine Erfahrunge­n und Perspektiv­en gerne in das neue CDU-Präsidium einbringen. Deswegen werde ich auf dem Parteitag als stellvertr­etende Parteivors­itzende kandidiere­n“, sagte Prien, die seit Januar dem CDUBundesv­orstand angehört, dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Eine Kandidatur für die Nachfolge von Laschet lehnte sie hingegen ab.

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