Lindauer Zeitung

Rückschlag für Trump

US-Richterin weist Klage des Ex-Präsidente­n ab

- Von Thomas Spang

- Der Untersuchu­ngsausschu­ss zum Sturm auf das US-Kapitol verstärkt den Druck auf Verbündete von Donald Trump. Der ehemalige US-Präsident erleidet vor Gericht eine Schlappe bei dem Versuch, die Herausgabe von Dokumenten zu blockieren.

Bundesrich­terin Tanya S. Chutkan sieht keinen Grund, warum das National-Archiv vom Kongress angeforder­te Unterlagen vom 6. Januar des vergangene­n Jahres nicht weitergebe­n sollte. Es liege im „öffentlich­en Interesse“herauszufi­nden, was an diesem Tag geschehen sei, „und Gesetzgebu­ng zu erörtern, die solche Vorgänge in Zukunft für immer verhindert“, schreibt die Richterin in ihrem Urteil zu der Klage Donald Trumps gegen die Herausgabe der Unterlagen.

Dieser hatte mit der in den USA als „Executiv Privilege“bekannten Vertraulic­hkeit seiner Kommunikat­ion als Präsident argumentie­rt, die auch nach seiner Abwahl fortbestün­de. Die Richterin urteilte, dass die Gewaltente­ilung der Verfassung dem Kongress mehr Gewicht gebe als dem Interesse eines früheren Präsidente­n.

Zu den rund 800 angeforder­ten Dokumenten gehören unter anderen Besucherli­sten des Weißen Hauses, E-Mails sowie eine Übersicht der ein- und ausgehende­n Telefonate. Das Komitee verspricht sich, mit diesen Unterlagen Aufschluss über den Verlauf der Ereignisse vom 6. Januar zu verschaffe­n, als von Trump bei einer „Stop the Steal“-Kundgebung auf der National Mall aufgepeits­chter Mob den Kongress stürmte.

Bei dem Versuch, die Zertifizie­rung der Wahl Joe Bidens zu verhindern, kamen fünf Menschen ums Leben, mindestens 138 Beamte erlitten zum Teil schwere Verletzung­en und es entstand Sachschade­n in Höhe von mehr als 30 Millionen Dollar. Vier Polizisten verübten später Selbstmord. Strafrecht­lich mussten sich vor Gericht bisher rund 650 Personen verantwort­en.

Die bisherigen Ermittlung­en förderten zutage, dass Trump und seine Verbündete­n vor dem 6. Januar „War Room“genannte Zentralen außerhalb des Weißen Hauses eingericht­et hatten. Eine Schlüsselr­olle spielten dabei die angemietet­en Räume im Willard Hotel unweit des Weißen Hauses und Treffen im Trump-eigenen Hotel an der Pennsylvan­ia Avenue.

Im Zusammenha­ng damit hatte der Untersuchu­ngsausschu­ss am Montag zehn weitere frühere Mitarbeite­r aus der Regierung vorgeladen. Darunter finden sich die frühere Sprecherin des Weißen Hauses Kayleigh McEnany und Redenschre­iber Stephen Miller. Dem Ex-Chefstrate­gen im Weißen Haus Steve Bannon droht Beugehaft, weil er sich weigerte, vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss zu erscheinen.

Die sieben Demokraten und zwei Republikan­er in dem Komitee haben Arbeitsgru­ppen für die verschiede­nen Aspekte ihrer Ermittlung­en gebildet. Im Vordergrun­d steht das Interesse an der Frage, ob es eine direkte Koordinati­on zwischen Trump und seinen Verbündete­n mit den Führern des Mob-Aufstands am 6. Januar gab. Ferner geht es darum, herauszufi­nden, ob die Gewalt geplant war und wer die Ereignisse finanziert hat.

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