Köchlin-Kreuzung wird neu geordnet
Lindau will mit Bebauungsplan mehr Platz für Wohnen und Gewerbe schaffen
- Die Neugestaltung der Umgebung der Köchlin-Kreuzung nimmt Form an. Anstelle des ehemaligen Bestattungsinstituts Menz in der Kemptener Straße 56 soll ein Gebäude entstehen, das sowohl Gewerbeflächen als auch Wohnungen umfasst. Der Stadtrat hat den vorhabenbezogenen Bebauungsplan mehrheitlich gebilligt und die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen.
Peter Geiger vom Kemptener Architektenbüro Heiler Geiger stellte die Entwürfe vor. Die IVG Immobilienund Verwaltungs-GmbH plant auf dem Grundstück ein Gebäude mit verschiedenen Nutzungen. Im Erdgeschoss sollen Einheiten für Gewerbe und Dienstleistungen entstehen. Geplant ist dort auch ein Fahrradraum für rund 30 Fahrräder. Die Rampe für die Zufahrt zur Tiefgarage mit elf Stellplätzen soll ins Gebäude integriert werden. Weitere Stellplätze für Fahrräder und Autos sollen in die Freiflächen integriert werden.
In den Obergeschossen soll Wohnraum entstehen. Insgesamt sind dort 16 Wohneinheiten geplant: ein Mix aus Zwei- bis Vierzimmerwohnungen. Ein Teil davon sollen Maisonettewohnungen werden. „Die Hauptwohnräume jeder Wohnung sind in Richtung Südosten zum Bodensee hin ausgerichtet“, erläuterte der Architekt. Sie sollen barrierefrei oder zumindest barrierearm erreichbar sein.
Geiger beschreibt die Gestaltung des Gebäudes mit seiner Lochfassade als ruhig. „Bodentiefe Öffnungen im Erdgeschoss mit seinen höheren Räumen stärken die Verbindung zwischen Gebäude und Außenraum und tragen zur Belebung des öffentlichen Raums an der Köchlin-Kreuzung bei“, sagte er. Das Haus soll ein klares und einfaches Satteldach mit Dachfenstern bekommen. Außerdem könnte gegebenenfalls eine Fotovoltaikanlage in die Dachfläche integriert werden. Der Energiestandard ist nach dem KfW-Effizienzhaus 55 geplant.
Rund um die zentrale KöchlinKreuzung in Reutin sollen in den nächsten Jahren mehrere neue Gebäude entstehen, nur das Gasthaus Köchlin soll bleiben. „Die Gebäude sind wie eine Schale, die den Raum fasst und Halt gibt“, sagte Geiger. Mit der neuen Bebauung sollen die öffentlichen Räume um die Kreuzung herum aufgewertet und die Aufenthaltsqualität erhöht werden.
Julian Erne vom Augsburger Büro OPLA stellte den Bebauungsplan vor und erläuterte, dass im Vorfeld bereits mehrere Gutachten erstellt worden sind. Er wies darauf hin, dass im Sinne der Nachverdichtung dort nicht nur mehr Wohnraum als bisher, sondern auch Arbeitsplätze entstehen sollen. Gemäß dem Artenschutzgutachten ist der Abriss der bestehenden Gebäude unbedenklich: Er gilt nicht als Lebensraum für Tiere. Ein Vorteil am Neubauprojekt sei, dass ein Teil der versiegelten Flächen geöffnet werde. Soweit technisch möglich, ist für den Hof wasserdurchlässiger Asphalt vorgesehen. Die Architekten wollen damit erreichen, dass die Fläche gestalterisch auch mit dem Straßenraum verbunden wird. Stein- und Schottergärten sollen verboten werden. Stattdessen sind einzelne Baumfelder geplant. Die Planer schlagen vor, schlanke, einheimische Bäume in Gruppen angeordnet zu setzen und so den Außenraum zu „zonieren“, wie es in der Fachsprache heißt.
Die Planungen haben inzwischen eine mehrjährige Vorgeschichte: Nachdem absehbar war, dass sich im Bereich um die stark befahrene Köchlin-Kreuzung baulich viel verändern würde, hatte der Gestaltungsbeirat 2016 angeregt, ihn neu zu ordnen. Als die Architekten zwei Jahre später die ersten Ideen vorstellten, war in einem der Entwürfe auch ein sogenannter „Hochpunkt“geplant – was der Stadtrat damals aber abgelehnt hatte. Die Stadt will mit dem Bebauungsplans nicht nur die Kreuzung neu ordnen, sondern auch neuen Wohnraum schaffen.
Angelika Rundel (SPD) lobte das Verfahren als vorbildlich. „Das Satteldach fügt sich besser in die Umgebung ein als der Hochpunkt, der dort ursprünglich vorgesehen war“, sagte sie. „Trotzdem entsteht dort viel Wohnraum.“Sie schlug vor, verbindlich festzulegen, dass eine Fotovoltaikanlage auf das Dach kommen soll. Ulrich Jöckel (FDP) gab zu bedenken, dass die Tiefgarage gegen Hochwasser abgesichert werden sollte. Nach Starkregen führe der Motzacher Tobelbach richtig viel Wasser.
Die frühzeitige Beteiligung läuft vier Wochen lang bis zum 8. Dezember. Wenn alles glatt läuft, könnte bis Mai oder Juni 2022 Baurecht vorliegen.