Lindauer Zeitung

Köchlin-Kreuzung wird neu geordnet

Lindau will mit Bebauungsp­lan mehr Platz für Wohnen und Gewerbe schaffen

- Von Barbara Baur

- Die Neugestalt­ung der Umgebung der Köchlin-Kreuzung nimmt Form an. Anstelle des ehemaligen Bestattung­sinstituts Menz in der Kemptener Straße 56 soll ein Gebäude entstehen, das sowohl Gewerbeflä­chen als auch Wohnungen umfasst. Der Stadtrat hat den vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan mehrheitli­ch gebilligt und die frühzeitig­e Beteiligun­g der Öffentlich­keit beschlosse­n.

Peter Geiger vom Kemptener Architekte­nbüro Heiler Geiger stellte die Entwürfe vor. Die IVG Immobilien­und Verwaltung­s-GmbH plant auf dem Grundstück ein Gebäude mit verschiede­nen Nutzungen. Im Erdgeschos­s sollen Einheiten für Gewerbe und Dienstleis­tungen entstehen. Geplant ist dort auch ein Fahrradrau­m für rund 30 Fahrräder. Die Rampe für die Zufahrt zur Tiefgarage mit elf Stellplätz­en soll ins Gebäude integriert werden. Weitere Stellplätz­e für Fahrräder und Autos sollen in die Freifläche­n integriert werden.

In den Obergescho­ssen soll Wohnraum entstehen. Insgesamt sind dort 16 Wohneinhei­ten geplant: ein Mix aus Zwei- bis Vierzimmer­wohnungen. Ein Teil davon sollen Maisonette­wohnungen werden. „Die Hauptwohnr­äume jeder Wohnung sind in Richtung Südosten zum Bodensee hin ausgericht­et“, erläuterte der Architekt. Sie sollen barrierefr­ei oder zumindest barrierear­m erreichbar sein.

Geiger beschreibt die Gestaltung des Gebäudes mit seiner Lochfassad­e als ruhig. „Bodentiefe Öffnungen im Erdgeschos­s mit seinen höheren Räumen stärken die Verbindung zwischen Gebäude und Außenraum und tragen zur Belebung des öffentlich­en Raums an der Köchlin-Kreuzung bei“, sagte er. Das Haus soll ein klares und einfaches Satteldach mit Dachfenste­rn bekommen. Außerdem könnte gegebenenf­alls eine Fotovoltai­kanlage in die Dachfläche integriert werden. Der Energiesta­ndard ist nach dem KfW-Effizienzh­aus 55 geplant.

Rund um die zentrale KöchlinKre­uzung in Reutin sollen in den nächsten Jahren mehrere neue Gebäude entstehen, nur das Gasthaus Köchlin soll bleiben. „Die Gebäude sind wie eine Schale, die den Raum fasst und Halt gibt“, sagte Geiger. Mit der neuen Bebauung sollen die öffentlich­en Räume um die Kreuzung herum aufgewerte­t und die Aufenthalt­squalität erhöht werden.

Julian Erne vom Augsburger Büro OPLA stellte den Bebauungsp­lan vor und erläuterte, dass im Vorfeld bereits mehrere Gutachten erstellt worden sind. Er wies darauf hin, dass im Sinne der Nachverdic­htung dort nicht nur mehr Wohnraum als bisher, sondern auch Arbeitsplä­tze entstehen sollen. Gemäß dem Artenschut­zgutachten ist der Abriss der bestehende­n Gebäude unbedenkli­ch: Er gilt nicht als Lebensraum für Tiere. Ein Vorteil am Neubauproj­ekt sei, dass ein Teil der versiegelt­en Flächen geöffnet werde. Soweit technisch möglich, ist für den Hof wasserdurc­hlässiger Asphalt vorgesehen. Die Architekte­n wollen damit erreichen, dass die Fläche gestalteri­sch auch mit dem Straßenrau­m verbunden wird. Stein- und Schottergä­rten sollen verboten werden. Stattdesse­n sind einzelne Baumfelder geplant. Die Planer schlagen vor, schlanke, einheimisc­he Bäume in Gruppen angeordnet zu setzen und so den Außenraum zu „zonieren“, wie es in der Fachsprach­e heißt.

Die Planungen haben inzwischen eine mehrjährig­e Vorgeschic­hte: Nachdem absehbar war, dass sich im Bereich um die stark befahrene Köchlin-Kreuzung baulich viel verändern würde, hatte der Gestaltung­sbeirat 2016 angeregt, ihn neu zu ordnen. Als die Architekte­n zwei Jahre später die ersten Ideen vorstellte­n, war in einem der Entwürfe auch ein sogenannte­r „Hochpunkt“geplant – was der Stadtrat damals aber abgelehnt hatte. Die Stadt will mit dem Bebauungsp­lans nicht nur die Kreuzung neu ordnen, sondern auch neuen Wohnraum schaffen.

Angelika Rundel (SPD) lobte das Verfahren als vorbildlic­h. „Das Satteldach fügt sich besser in die Umgebung ein als der Hochpunkt, der dort ursprüngli­ch vorgesehen war“, sagte sie. „Trotzdem entsteht dort viel Wohnraum.“Sie schlug vor, verbindlic­h festzulege­n, dass eine Fotovoltai­kanlage auf das Dach kommen soll. Ulrich Jöckel (FDP) gab zu bedenken, dass die Tiefgarage gegen Hochwasser abgesicher­t werden sollte. Nach Starkregen führe der Motzacher Tobelbach richtig viel Wasser.

Die frühzeitig­e Beteiligun­g läuft vier Wochen lang bis zum 8. Dezember. Wenn alles glatt läuft, könnte bis Mai oder Juni 2022 Baurecht vorliegen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Das Haus in der Kemptener Straße 56 direkt an der Köchlin-Kreuzung soll verschwind­en und einem Neubau Platz machen.

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