Makler betrügt 62 Kunden
Ostallgäuer verspielt eine Million Euro beim Pokern
- Versicherungsbetrug in 87 Fällen mit einer Gesamtschadenssumme von fast 800 000 Euro wurde einem Ostallgäuer zur Last gelegt. Mit dem Geld hatte der Mann offenbar seine Spielsucht finanziert. Jetzt musste er sich vor dem Landgericht Kempten verantworten – und wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.
Es kam schleichend: 2012 entdeckte der heute 38-Jährige seine Vorliebe fürs Pokern. Vor allem online zockte er. Insgesamt verspielte er etwa eine Million Euro. Zunächst setzte er Erspartes ein und einen Großteil seines Gehaltes, das er im Ostallgäu als Makler einer großen Versicherung verdiente – immer in dem Glauben, die Verluste beim Pokern wieder auszugleichen. „Das war völlig naiv“, sagt er rückblickend. Auch Verwandte pumpte er an und nahm über 200 000 Euro an Krediten auf. Als das auch nicht mehr reichte, kam er auf die kriminelle Idee, sich das Geld von Kunden seiner Versicherung zu nehmen.
Dabei entwickelte der Ostallgäuer zwei Betrugsmodelle. In dem einen spiegelte er den Kunden vor, bei der Versicherung eine gewisse Geldsumme für eine bestimmte Laufzeit mit festgelegtem Zinssatz und kleineren monatlichen Auszahlungen anzulegen. Das Geld ließ er sich aber auf seine eigenen, extra dafür angelegten Konten überweisen. Um glaubwürdig zu bleiben, kam er teilweise den abgesprochenen Auszahlungen an die Kunden nach – durch Umschichtungen auf seinen insgesamt über 30 Konten.
In dem anderen Betrugsmodell empfahl er Kunden, Geld aus zuvor aufgelösten Rentenversicherungen in eine neue anzulegen. Diese Versicherungen existierten wirklich. Aber Einmalzahlungen aus den aufgelösten Verträgen ließ sich der Angeklagte ebenfalls auf seine eigenen Konten überweisen – wobei die Kunden wie im ersten Betrugsmodell davon ausgingen, dass es die der Versicherung waren.
Das Ganze flog auf, weil der 38Jährige zwar als Empfänger seine Versicherung nannte, das aber nicht zur Bankverbindung passte. Im September
2019 meldete die Bank diese Diskrepanz als „Verdachtsfall“an die Ermittlungsbehörden. Nahezu zeitgleich erstattete der Mann eine Selbstanzeige – offenbar hatte er seine aussichtslose Situation erkannt. Er habe den Kunden immer ihr Geld zurückzahlen wollen, beteuerte er vor Gericht. Bei allen hat er sich für sein kriminelles Fehlverhalten entschuldigt. Als „sehr kooperativ“schilderte ihn auch eine Kripo-Beamtin, die bei der Durchsuchung seiner Wohnung und seines Büros dabei war.
Insgesamt 62 Geschädigte ermittelten Kripo und Staatsanwaltschaft – knapp die Hälfte hatte ihnen der Angeklagte bei seiner Selbstanzeige aufgelistet. Der Mann begab sich inzwischen wegen seiner Spielsucht in eine Therapie und hat seit zwei Jahren einen neuen Arbeitgeber. Die Versicherung hat den geschädigten Kunden ihr Geld zurückgezahlt.
Das Landgericht mit dem Richter Christian Roch verurteilte den Angeklagten am Montag wegen Betruges in 87 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren. Damit sah das Gericht den 38-Jährigen wegen seiner Spielsucht auch nicht als vermindert schuldfähig an. Dessen Verteidiger hatte auf eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren plädiert, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollte. Des Weiteren ordnete das Gericht die „Einziehung von Wertersatz“in Höhe von 723 014 Euro an – so soll noch Geld vom 38-Jährigen zurückgeholt werden. Das Urteil des Kemptener Landgerichts ist noch nicht rechtskräftig.