Die EM-Euphorie ist verflogen
Europameister Italien zittert vor dem Duell mit der Schweiz um die WM-Teilnahme
(SID) - Bei Europameister Italien geht die Angst um. Vier Monate nach dem glanzvollen Triumph von Wembley zittern die stolzen Azzurri um die Teilnahme an der WM in Katar – ein erneutes Scheitern in der Qualifikation wie 2018 würde den viermaligen Weltmeister massiv erschüttern. Deshalb ist die Devise vor dem „Finale“gegen die Schweiz klar: verlieren verboten!
„Wir wissen, dass es ein wichtiges Spiel ist. Wir müssen ruhig bleiben und dürfen uns nicht zu sehr unter Druck setzen“, sagte Italiens Coach Roberto Mancini vor dem Gipfel in Gruppe C am Freitag (20.45 Uhr/ DAZN) im Stadio Olimpico in Rom. Bei einer Niederlage gegen die punktgleichen Eidgenossen wäre die direkte WM-Qualifikation bei nur einem ausstehenden Spiel kaum mehr zu erreichen. Platz zwei würde den Italienern zwar eine weitere Chance auf die Winter-WM 2022 über die Play-offs im März eröffnen, doch der Weg wäre beschwerlicher denn je.
Deshalb kommen die kurzfristigen Ausfälle von Kapitän Giorgio Chiellini (Oberschenkel) und Torjäger Ciro Immobile (Wade) zur Unzeit. Zumal bereits Mittelfeldchef Marco Verratti fehlt und Nicolo Barella angeschlagen ist. „Tuttosport“schrieb von einem „Drama“für Italien. Schon in Immobile habe Mancini „einen Eckpfeiler seiner Mannschaft“verloren. Das gilt erst recht für Veteran Chiellini. Der „Corriere dello Sport“schlug sofort „Alarm. Immobile verletzt – Mancini zittert.“Der Coach müsse nun „Mut beweisen, um Lösungen zu finden“. Auch in der Abwehr.
Längst ist der EM-Rausch bei den Italienern verflogen. Im Oktober riss im Halbfinale der Nations League durch ein 1:2 gegen Spanien nach 37 (!)
Spielen ohne Niederlage die beeindruckende Weltrekordserie der Squadra Azzurra. Nach der EURO gab es in fünf Länderspielen überhaupt nur zwei Siege, dazu ein 0:0 im Hinspiel gegen die Schweiz.
Doch auch die „Nati“, die ursprünglich zwölf Bundesliga-Profis im Kader hatte, reist erheblich angeschlagen an. Nationaltrainer Murat Yakin musste kurzfristig die Absagen von Gregor Kobel (Dortmund) sowie Breel Embolo und Nico Elvedi (beide Gladbach) hinnehmen. Zudem fehlen Kapitän Granit Xhaka, Haris Seferovic, Steven Zuber und Christian Fassnacht. „Wir können diese Spieler von ihren Qualitäten her sicher nicht eins zu eins ersetzen“, sagte Nati-Direktor Pierluigi Tami dem „Blick“: „Aber wir sollten nicht zu viel über die Abwesenden reden, sonst wird es zum Alibi. Wir wollen kein Alibi. Unser Ziel bleibt dasselbe: ein Sieg.“
Beiden Teams droht unabhängig vom Ausgang des „Endspiels“allerdings noch einmal Stolpergefahr: Italien muss im letzten Gruppenspiel am Dienstag in Nordirland liefern, die Schweiz ist ein letztes Mal zu Hause gegen Bulgarien gefordert. Erst dann ist klar, wer das direkte WM-Ticket gelöst hat.