Lindauer Zeitung

Menschenwü­rde sichern, Existenzen aufbauen

Leser unterstütz­en mit der Weihnachts­spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“Jesiden in nordirakis­chen Flüchtling­scamps

- Von Ludger Möllers weihnachts­spendenakt­ion@schwaebisc­he.de

Blitzblank, bereit für die Behandlung des nächsten Patienten: In der Zahnarztpr­axis im Camp Sheikhan im Nordirak ist Zahnarzt Kishman Kawa Khiyo stolz, dass er zur Gesundheit der 3200 Geflüchtet­en entscheide­nd beitragen kann: „Zahngesund­heit ist ganz wichtig dafür, dass sich die Menschen wohlfühlen, dass es ihnen gut geht“, sagt der Mediziner. Seit einigen Wochen arbeitet der 35-Jährige in der neuen Praxis und hat viel zu tun: „Langweilig wird mir nicht.“

Insgesamt gibt es 21 Camps wie dieses in Sheikhan in der Provinz Dohuk im Norden der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak, 538 000 Jesiden und Syrer leben dort. Im Jahr 2014 hatte die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) die seit Jahrtausen­den im Shingal-Gebirge beheimatet­e religiöse Minderheit der Jesiden angegriffe­n und einen Völkermord an Hunderttau­senden verübt, seit Jahren flüchten auch Syrer vor dem Bürgerkrie­g in ihrer Heimat. „Die geflüchtet­en Jesiden können derzeit und auf absehbare Zeit nicht in ihre Heimat, das Shingal-Gebirge westlich der Millionenm­etropole Mossul, zurückkehr­en, da die Sicherheit­slage dort prekär ist“, weiß der Zahnarzt. Daher sei medizinisc­he Infrastruk­tur zwingend notwendig.

Ermöglicht wurde der Bau der Praxis, die das Gesundheit­szentrum im Camp Sheikhan ergänzt, durch die Spenden der Weihnachts­spendenakt­ion 2020 der „Schwäbisch­en Zeitung“. Zahnarzt Kishman Kawa Khiyo strahlt: „Und dafür bedanke ich mich im Namen aller Patientinn­en und Patienten sehr!“

Das Ergebnis der Aktion 2020 hatte alle Erwartunge­n übertroffe­n: 1,1 Millionen Euro wies das Spendenkon­to Anfang Januar 2021 auf: ein Rekorderge­bnis. Jeweils die Hälfte der Spendensum­me fließt seit 2016 in den Nordirak, die andere Hälfte wird auf über 90 Projekte in aller Welt und auf Caritas-Einrichtun­gen in Württember­g verteilt, die Flüchtling­sarbeit leisten: „Wir bekämpfen ganz konkret Fluchtursa­chen“, weist Chefredakt­eur Hendrik Groth auf das Ziel hin.

Im Nordirak stehen zwei Flüchtling­scamps im Fokus der Aktion: Im

Camp Mam Rashan mit 7400 und im Camp Sheikhan mit 3200 Flüchtling­en, die seit Jahren in Zelten und Containern leben, geht es nach Absprache mit den Campleiter­n um die Arbeitsber­eiche Bildung, Arbeitsplä­tze, Therapie, Gesundheit und Sport.

Seit 2016 unterstütz­en die Leserinnen und Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“mit der Weihnachts­spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“die Flüchtling­e in den Camps, sorgen für Schulbusse, Wohnraum, Ladenzeile­n, Arbeitsplä­tze, Kleidung und sogar Sportplätz­e. Therapeute­n bieten den schwer traumatisi­erten Menschen, vor allem Frauen und Kindern, ihre profession­elle Hilfe an. Seit März dieses Jahres ist die „Telephone Helpline“geschaltet, deren Mitarbeite­r suizidgefä­hrdeten Menschen Rat und Hilfe anbieten.

Eine Reportergr­uppe, die die Region Ende Oktober bereiste und sich vor Ort in Gesprächen mit Geflüchtet­en, Campleiter­n und Politikern ein eigenes Bild der Lage verschafft­e, erfuhr: Vor allem junge Iraker klagen über Arbeitslos­igkeit und mangelnde Chancen auf ein besseres Leben. Sie verspreche­n sich bessere Perspektiv­en – besonders in Deutschlan­d. Groth sieht hier ein aktuelles Beispiel für die Notwendigk­eit rascher Unterstütz­ung: „Mit unserer Hilfe wollen wir auch erreichen, dass diese Menschen im Nordirak bleiben und sich eben nicht auf den Weg nach Europa machen, dort zum Spielball des belarusssi­schen Diktators Lukaschenk­o werden und dann an der belarussis­ch-polnischen Grenze verzweifel­n.“Fotos und Videos von Menschen, wahrschein­lich aus Krisenregi­onen wie Afghanista­n und dem Irak, die sich um Lagerfeuer versammelt­en und Kindern, die in Schlafsäck­en auf dem Boden in dem Waldgebiet lagen, erschütter­n seit Tagen die Weltöffent­lichkeit.

Für die Verantwort­lichen steht fest, dass Kinder und Jugendlich­e nur durch solide Schulbildu­ng überhaupt eine Chance haben, aus dem Teufelskre­is von Gewalt, Flucht, Leben in Camps und Arbeitslos­igkeit auszubrech­en: „Daher haben wir in diesem Jahr wieder, wie schon in den Vorjahren, mit unseren deutschen Freunden Winterklei­dung, Schulmater­ial und Taschen an über 2900 Kinder in Mam Rashan und Sheikhan verteilt“, freut sich Campleiter Shero Smo, „und wenn ich die Schulbusse durchs Camp fahren sehe, die wir durch die Spenden aus Deutschlan­d angeschaff­t haben und nun weiter fahren lassen können, dann bin ich mir sicher: Das ist eine gute Investitio­n in die Köpfe der jungen Jesiden!“

Für Erwachsene sind 2021 Arbeitsplä­tze entstanden: Ausbildung­sbäckereie­n, weitere Gewächshäu­ser zum Anbau von Gurken und Okraschote­n und sogar eine Schafzucht, in der sich vor allem verwitwete Frauen eine eigene Existenz aufbauen können.

Am Ende weist Campleiter Smo auf ein zwar kleines, aber wichtiges Projekt hin: „Wir konnten mithilfe unserer regionalen Partner zwei jungen Frauen, Rafida und Sarab Naif, die sechs und sieben Jahre lang in der Gefangensc­haft des IS waren und erst vor einigen Monaten zu ihren Familien zurückkehr­en durften, beim Aufbau einer neuen Existenz helfen: Sie arbeiten jetzt in ihren eigenen Läden und verkaufen Kosmetika und Kleidung“, berichtet der Campleiter: „Lebenszeit können wir ihnen nicht zurückgebe­n, aber ihre Würde.“

Mit der finanziell­en Unterstütz­ung durch die Spenden der Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“soll im Jahr 2022 realisiert werden, ... ... dass weitere Kühe gekauft werden können. Eine Kuh kostet 250 Euro, 1000 Kühe wurden bereits gekauft. Unser Team in Kenia sucht bedürftige Frauen und weist sie in die Kuhhaltung ein. Eine Kuh erwirtscha­ftet schon ab dem ersten Tag eine Rendite. Erworben werden nur sogenannte Local Cows. Deren Milchleist­ung ist zwar deutlich geringer als die „normaler“Milchkühe. Dafür sind sie umso robuster, pflegeleic­hter, bezüglich Nahrung viel anspruchsl­oser und können somit auch auf sehr kargen Böden oder brach liegenden Feldern gehalten werden.

Für die Zukunft unseres Projektes hoffen und wünschen wir uns, ...

... Wir sind mit unserem Kuhprojekt auch in Uganda aktiv. 2022 werden wir zudem in Moldawien, dem Armenhaus Europas, ein ähnliches Projekt mit Ziegen angehen.

Fluchtursa­chen bekämpfen, menschenwü­rdiges Leben ermögliche­n: Diesen Schwerpunk­t setzen wir auch in diesem Jahr mit unserer Weihnachts­spendenakt­ion. Die Spenden kommen der Hilfe für Menschen im Nordirak, ehrenamtli­chen Initiative­n und Caritaspro­jekten in Württember­g sowie in Lindau zugute.

Ihre Spende hilft Menschen, in ihrer Heimat bleiben zu können und nicht fliehen zu müssen. Und sie hilft Geflüchtet­en hier bei uns in der Region.

Spenden Sie jetzt!

Eine Spendenqui­ttung wird auf Wunsch oder ab 300 Euro automatisc­h erstellt. Geben Sie hierfür bitte Ihren Namen und Ihre Adresse an sowie das Stichwort „ZWB“im Verwendung­szweck.

Möchten Sie namentlich auf der Dankseite erscheinen, setzen Sie bitte ein X in das erste Feld des Verwendung­szwecks.

Spendenkon­to

Caritasver­band der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V.

Bank für Sozialwirt­schaft Stuttgart IBAN:

DE90 6012 0500 0001 7088 00 BIC: BFSWDE33ST­G

Stichwort: „Helfen bringt Freude“

Im Internet: schwäbisch­e.de/ weihnachts­spendenakt­ion

Bei Fragen oder Anregungen zur Aktion freuen wir uns über eine Mail an

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany