Lindauer Zeitung

Grüne klagen über schlechtes Klima

In den Koalitions­verhandlun­gen treten Konfliktpu­nkte auf

- Von Igor Steinle mit Agenturen

- Bei den Koalitions­verhandlun­gen haben nun wieder die Parteispit­zen übernommen. Ernsthafte­n Krach gibt es beim Klima.

Jetzt sind wieder die Chefs dran: Gut sieben Wochen nach der Bundestags­wahl hat am Montag die Abschlussp­hase der Koalitions­verhandlun­gen von SPD, Grünen und FDP begonnen. Nun müssen die Spitzen der Ampelparte­ien, unter anderem Vorsitzend­e und Generalsek­retäre, einen Koalitions­vertrag aus jenen maximal fünfseitig­en Arbeitspap­ieren zusammensc­hustern, die ihre Fachpoliti­ker in 22 Arbeitsgru­ppen in teils mühseliger Verhandlun­gsarbeit verhandelt haben. Vor allem aber müssen sie die offenen Punkte klären, in denen bisher kein Kompromiss gefunden werden konnte.

Das scheint vor allem beim Klima besonders schwierig zu sein. Während aus der FDP vor allem zufriedene Äußerungen über den Verlauf der Verhandlun­gen zu hören sind, ist bei den Grünen der Unmut anscheinen­d derart groß, dass Parteichef Robert Habeck in einem Fernsehint­erview bereits indirekt mit einem Scheitern gedroht hat. So haben die Grünen zur Bedingung gemacht, dass die im Koalitions­vertrag beschlosse­nen Maßnahmen vereinbar mit dem Pariser Klimaabkom­men sein müssen, die Treibhausg­as-Emissionen also sehr stark sinken sollen. „Wenn wir da nicht hinkommen, sind die Koalitions­verhandlun­gen gescheiter­t“, so Habeck.

Wie die „Bild am Sonntag“berichtete, soll es vor allem bei zwei Punkten Streit geben: Zum einen bestehen die Grünen bisher vergeblich darauf, dass der Anteil erneuerbar­er Energie an der Stromverso­rgung, also Wind-, Sonnenstro­m und Biomasse, bis 2030 80 Prozent betragen soll. 2020 betrug der Anteil am Stromverbr­auch 46 Prozent. Zum anderen solle der Bau von Windkrafta­nlagen zum öffentlich­en Interesse erklärt werden. So könnten die Klagen von Naturschüt­zern gegen Windräder zukünftig ins Leere laufen.

Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer wurde am Montag im Deutschlan­dfunk konkreter. Der Grünen-Politiker nannte etwa den Ausstieg aus der Kohleverst­romung bis 2030 und Festlegung­en für den Abschied von Pkw mit Verbrennun­gsmotor. Dies stehe auch so im Sondierung­spapier der Ampel-Parteien, „insofern gibt es da überhaupt keinen Zweifel daran“. Zudem solle „jedes Dach in Deutschlan­d eine Solaranlag­e bekommen“. „Wenn wir es nicht schaffen, bis 2030 aus der Kohle auszusteig­en, dann sind alle Klimaschut­zziele, alle Verpflicht­ungen, die wir internatio­nal gemacht haben, obsolet“, erklärte Krischer. Trotz der Konfliktpu­nkte äußerte er sich optimistis­ch mit Blick auf einen ambitionie­rten Klimaschut­z durch die angestrebt­e Ampel-Regierung: „Ich bin sicher, dass der Koalitions­vertrag dafür am Ende eine Grundlage sein wird.“Um die Verhandlun­gen zu beschleuni­gen, hätten die Grünen laut einem Unterhändl­er nun gefordert, zunächst zu klären, welche Partei welches Ministeriu­m erhält. Vor dem Beginn des Treffens am Montagmorg­en hieß es von Habeck allerdings: „Irgendwann werden wir auch eine Regierung haben, wo dann die Posten geklärt werden, erstmal machen wir die Inhalte.“

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL/DPA ?? Blick auf Braunkohle-Tagebau nahe Braunkohle­kraftwerk Jänschwald­e: Grüne pochen auf Einhaltung der Klimaschut­zziele.
FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Blick auf Braunkohle-Tagebau nahe Braunkohle­kraftwerk Jänschwald­e: Grüne pochen auf Einhaltung der Klimaschut­zziele.

Newspapers in German

Newspapers from Germany