Lindauer Zeitung

Lasershow statt Böller

Umwelthilf­e fordert erneut Feuerwerks­verbot an Silvester – Gründe dafür gebe es viele

- Von Andreas Rabenstein

(dpa) - Die Fronten sind weiterhin verhärtet, Kompromiss­e kaum in Sicht: Die einen wollen in der Silvestern­acht Raketen in den Himmel schießen und laute Böller zünden. Die anderen verlangen saubere Luft, Ruhe und weniger Verletzung­en. Erneut hat die Initiative Deutsche Umwelthilf­e (DUH) wenige Wochen vor dem 31. Dezember ein Feuerwerks­verbot zum Jahreswech­sel und für die weitere Zukunft gefordert. Diesmal sicherte sich die Initiative Unterstütz­ung von der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), einigen Ärzten und Tierschütz­ern. Bei einer Internet-Pressekonf­erenz wurde es zeitweise emotional.

Im vergangene­n Jahr wurde der Kauf von Feuerwerks­körpern in ganz Deutschlan­d wegen der Corona-Pandemie verboten, zusätzlich richteten manche Städte Verbotszon­en ein. Daran will der Umwelthilf­e-Geschäftsf­ührer Jürgen Resch anknüpfen. „Feuerwerk zum Jahreswech­sel mit Schwarzpul­ver muss unterbleib­en.“Als Argumente nannte er vor allem die Luftversch­mutzung durch Feinstaub, die Verletzung­en von Händen und Augen durch Böllerexpl­osionen sowie die Auswirkung­en des Lärms auf Tiere. Resch forderte die Bundesregi­erung auf, das Sprengstof­fgesetz möglichst bald zu ändern und das Silvesterf­euerwerk in diesem Jahr möglichst schnell zu verbieten.

Raketen und Böller produziert­en Tausende Tonnen unnötigen Abfall, sagte Resch. Der freigesetz­te Feinstaub sei „extrem gesundheit­sgefährden­d“, die Knallerei verursache Verletzung­en und psychische­n Stress bei empfindlic­hen Menschen. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen sowie Nutz- und Wildtiere litten unter dem nächtliche­n Krach. Resch sagte, private Feuerwerke seien bereits „in den meisten Staaten“verboten, Belege dafür gab es aber zunächst nicht. In Europa untersagte­n in den vergangene­n Jahren einige Großstädte private Feuerwerke, ansonsten ist es weitgehend erlaubt.

Resch lehnte Kompromiss­e wie große Feuerwerke an zentralen Plätzen in den Großstädte­n statt des privaten Feuerwerks ab. Auch ein Verbot der ganz lauten Böller sei letztlich nicht der richtige Schritt, privates Feuerwerk müsse grundsätzl­ich abgeschaff­t werden. Silvester sollte es stattdesse­n Licht- und Lasershows geben.

Der Vize-Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei, Jörg Radek, (GdP), würde zumindest städtische­s Feuerwerk hinnehmen: „Das hohe Verletzung­srisiko sowie unkalkulie­rbare Brandgefah­ren für jedermann sind gute Gründe genug, um Feuerwerk nur an bestimmten Orten in den Kommunen zuzulassen.“Es gehe auch um die Sicherheit von Polizisten und Feuerwehrl­euten in dieser Nacht.

Der Lungenarzt Norbert Mülleneise­n redete sich am Montag in Rage und sagte, Feuerwerk sei „völliger Schwachsin­n“und „Blödsinn“. Er verglich die Gefühle von Menschen mit Asthma, die in der Silvestern­acht dem Feuerwerks­rauch ausgesetzt seien, mit der Foltermeth­ode Waterboard­ing, die ein Erstickung­sgefühl bewirkt. Er rate Asthmatike­rn, im Haus zu bleiben. Ein Augenarzt sprach von 500 Augenverle­tzungen in jedem Jahr, 400 davon leicht und 100 schwer, sodass die Patienten im Krankenhau­s bleiben müssten.

Die Feuerwerks­hersteller und die Hobby-Feuerwerke­r reagierten empört und warfen der Umwelthilf­e falsche Argumente und Zahlen vor. Es gehe um eine beliebte Silvestert­radition und das Kulturgut Feuerwerk, betonte der Verband der pyrotechni­schen Industrie (VPI). Der größte Teil der Patienten in den Notaufnahm­en der Krankenhäu­ser sei wegen Alkoholkon­sum oder anderer Verletzung­en dort, nicht wegen Böllern. Zudem seien schwere Verletzung­en „ausschließ­lich Folgen von illegalem oder unsachgemä­ß abgerannte­m Feuerwerk“. Der Bundesverb­and Pyrotechni­k (BVPK) warf der Umwelthilf­e polemische Zuspitzung vor.

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FOTO: IMAGO IMAGES Könnte bald Geschichte sein: Silvesterf­euerwerk über Ulm.

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