Feenlieder mit Regula Mühlemann und Chaarts
Neues Programm „Fairy Tales“beschert dem Publikum im Lindauer Stadttheater einen facettenreichen Abend
- Von Monteverdi bis Britten, von Feen zu Elfen und anderen Zauberwesen spannte sich der Bogen im Lindauer Stadttheater, als die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann und die Chaarts Chamber Artists ihr Programm „Fairy Tales“aus dem Aargau auch an den Bodensee brachten.
Die sympathische Sängerin hat die stillen Monate des Lockdowns genutzt, um ein beziehungsreiches Programm zu entwickeln, in dem es vielerlei Entdeckungen gibt und in dem sie sich noch dazu in sechs verschiedenen Sprachen ausdrückt. Wolfgang Renz, der Augsburger Oboist und leidenschaftliche Bearbeiter, hat die Stücke für je fünf Bläser und Streicher und gelegentlich eine Harfe bearbeitet und dem findigen, von Konzertmeister Stefan Tarara angeführten, Ensemble auf den Leib geschrieben.
Die Musikerinnen und Musiker haben das Programm in den letzten Tagen nicht nur bei zwei Konzerten in der Schweiz vorgestellt, sondern auch bereits für eine CD-Produktion aufgenommen – sie kamen also bestens eingespielt und gut gelaunt.
Dabei war das Programm immer noch eine Wanderung durch Epochen und Stile, abweichend von der gedruckten Reihenfolge im Programmtext.
Mit ihrer wunderbar hellen beweglichen, selbst in großen Höhen strahlend unangestrengten Stimme, ihrer feinen Ausstrahlung und besonders der innigen Pianokultur, die auch ein gesundes Forte erlaubt, verwandelt sich Regula Mühlemann mühelos in verschiedenste Gestalten.
Bei Offenbach erlebt man eine Waldfee am Ufer des Rheins, an späterer Stelle seiner „Fées du Rhin“hat er jene Barcarole verwendet, die später als lockendes Duett in „Hoffmanns Erzählungen“einging.
In sphärische Höhen entrückt ist ihre Titania in Brittens „Sommernachtstraum“, untermalt von einem zarten „Bling“, wenn der Hornist das Glockenspiel bedient.
Klingender Sternenstaub, Zauberei und blitzsaubere Koloraturen sind die Mittel der guten Fee in Massenets „Cendrillon“– Aschenputtel mit französischem Charme. Auch für die Klagegesänge des Frühbarocks von Claudio Monteverdi und Henry Purcell beweist Regula Mühlemann große Hingabe und Farbigkeit in der Stimmgebung.
Die Musikerinnen und Musiker zeigten sich ebenso wandelbar und vielseitig, ließen Wald und Wasser wispern und glitzern, zauberten Atmosphäre oder gaben in Griegs „Peer Gynt“auch mal deftige Bläserkommentare ab.
Die Bearbeitungen von Wolfgang Renz reduzieren die Orchesterpartituren und bringen doch das Wesentliche zum Klingen, allerdings ist die Balance zwischen Streichern und Bläsern im Forte nicht ganz ausgeglichen.
Regula Mühlemann und Chaarts bescherten dem Publikum mit „Fairy Tales“einen höchst facettenreichen Abend, der auch im nebligen November einen „Sommernachtstraum“erahnen ließ.