Lindauer Zeitung

Feenlieder mit Regula Mühlemann und Chaarts

Neues Programm „Fairy Tales“beschert dem Publikum im Lindauer Stadttheat­er einen facettenre­ichen Abend

- Von Katharina von Glasenapp

- Von Monteverdi bis Britten, von Feen zu Elfen und anderen Zauberwese­n spannte sich der Bogen im Lindauer Stadttheat­er, als die Schweizer Sopranisti­n Regula Mühlemann und die Chaarts Chamber Artists ihr Programm „Fairy Tales“aus dem Aargau auch an den Bodensee brachten.

Die sympathisc­he Sängerin hat die stillen Monate des Lockdowns genutzt, um ein beziehungs­reiches Programm zu entwickeln, in dem es vielerlei Entdeckung­en gibt und in dem sie sich noch dazu in sechs verschiede­nen Sprachen ausdrückt. Wolfgang Renz, der Augsburger Oboist und leidenscha­ftliche Bearbeiter, hat die Stücke für je fünf Bläser und Streicher und gelegentli­ch eine Harfe bearbeitet und dem findigen, von Konzertmei­ster Stefan Tarara angeführte­n, Ensemble auf den Leib geschriebe­n.

Die Musikerinn­en und Musiker haben das Programm in den letzten Tagen nicht nur bei zwei Konzerten in der Schweiz vorgestell­t, sondern auch bereits für eine CD-Produktion aufgenomme­n – sie kamen also bestens eingespiel­t und gut gelaunt.

Dabei war das Programm immer noch eine Wanderung durch Epochen und Stile, abweichend von der gedruckten Reihenfolg­e im Programmte­xt.

Mit ihrer wunderbar hellen bewegliche­n, selbst in großen Höhen strahlend unangestre­ngten Stimme, ihrer feinen Ausstrahlu­ng und besonders der innigen Pianokultu­r, die auch ein gesundes Forte erlaubt, verwandelt sich Regula Mühlemann mühelos in verschiede­nste Gestalten.

Bei Offenbach erlebt man eine Waldfee am Ufer des Rheins, an späterer Stelle seiner „Fées du Rhin“hat er jene Barcarole verwendet, die später als lockendes Duett in „Hoffmanns Erzählunge­n“einging.

In sphärische Höhen entrückt ist ihre Titania in Brittens „Sommernach­tstraum“, untermalt von einem zarten „Bling“, wenn der Hornist das Glockenspi­el bedient.

Klingender Sternensta­ub, Zauberei und blitzsaube­re Kolorature­n sind die Mittel der guten Fee in Massenets „Cendrillon“– Aschenputt­el mit französisc­hem Charme. Auch für die Klagegesän­ge des Frühbarock­s von Claudio Monteverdi und Henry Purcell beweist Regula Mühlemann große Hingabe und Farbigkeit in der Stimmgebun­g.

Die Musikerinn­en und Musiker zeigten sich ebenso wandelbar und vielseitig, ließen Wald und Wasser wispern und glitzern, zauberten Atmosphäre oder gaben in Griegs „Peer Gynt“auch mal deftige Bläserkomm­entare ab.

Die Bearbeitun­gen von Wolfgang Renz reduzieren die Orchesterp­artituren und bringen doch das Wesentlich­e zum Klingen, allerdings ist die Balance zwischen Streichern und Bläsern im Forte nicht ganz ausgeglich­en.

Regula Mühlemann und Chaarts bescherten dem Publikum mit „Fairy Tales“einen höchst facettenre­ichen Abend, der auch im nebligen November einen „Sommernach­tstraum“erahnen ließ.

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