Experten nehmen Planungen in Angriff
In Memmingen soll bis 2030 ein neues Krankenhaus neben dem Autobahnkreuz entstehen
- Memmingen soll einen Gesundheitscampus bekommen – und zwar auf dem ehemaligen IkeaGelände gleich neben dem Autobahnkreuz. Das Herzstück wird ein Klinikum mit etwa 500 Betten sein. Zudem sollen Gebäude für das Bezirkskrankenhaus (Psychiatrie) und eine Krankenpflegeschule entstehen. Ebenso ein Medizinisches Versorgungszentrum, in dem sich unter anderem Ärzte einmieten können. Die Generalplanung für das Großprojekt – allein für das Klinikum und die neue Psychiatrie sind 360 Millionen Euro veranschlagt – liegt in den Händen des Architekturbüros „Nickl & Partner“aus München und dessen Partnern „Süss“sowie „Horn+Horn“. Die Allgäuer
Zeitung hat mit den Experten gesprochen, wo die Besonderheiten der Planung liegen.
„Aktuell arbeitet ein Team aus etwa 20 Büros an dem Projekt“, sagt Architekt Alexander Deutschmann von „Nickl & Partner“: „In Summe sind das über 100 Mitarbeiter.“Beim Zusammenspiel der Teams nehmen die neuen Medien eine wesentliche Rolle ein: So gebe es regelmäßige Videokonferenzen
und Besprechungen auf allen Ebene. Hier würden natürlich auch Vertreter der Stadt und anderer Behörden mit im Boot sitzen. Zudem werden Internetplattformen zum Austausch von Daten und anderen Informationen genutzt. Allein das Expertenteam der Generalplaner umfasst 14 Gruppen. Darunter sind beispielsweise Spezialistinnen und Spezialisten für Architektur und Interior-Design, 3D-Gebäudemodellierung, technische Gebäudeausrüstung, Bauphysik, Medizin- und Labortechnik, Küchenplanung, Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung. Zudem werden Gutachter und weitere Experten hinzugezogen – etwa in Sachen Betriebsorganisationsund Logistikplanung sowie zum Thema Hubschrauberlandeplatz.
„Letztendlich sind alle Gewerke wichtig“, unterstreicht Deutschmann, „denn in einem Krankenhaus muss alles perfekt funktionieren und ineinandergreifen.“So müsse etwa eine Notaufnahme so konzipiert und gestaltet sein, dass sie optimale Voraussetzungen für eine schnelle und optimale Behandlung der Patienten biete.
Mit Blick auf das Zusammenspiel von Ärzten und Patienten in einem Krankenhaus stellt Architektin und Büro-Mitbegründerin, Professorin Christine Nickl-Weller heraus: „Bei der Planung einer Klinik müssen die Bedürfnisse von allen gleichermaßen berücksichtigt werden, die sich in den Gebäuden und den Außenbereichen aufhalten.“Dabei bekomme dem Tageslicht eine besondere Bedeutung zu. Man müsse möglichst viel natürliches Licht ins Innere der Gebäude bringen. Neben entsprechend angeordneten Fenstern spielen begrünte Innenhöfe eine wichtige Rolle. Denn das schaffe – im Gegensatz zu fensterlosen Gängen – Orientierung. So wisse man durch den Blick nach draußen zumeist, wo man sich im Gebäude gerade befindet. Das baue Stress ab und trage zum Wohlbefinden bei – und zwar sowohl beim Klinikpersonal als auch bei den Patienten. Bei Intensivstationen müsse ebenfalls darauf geachtet werden, dass durch Fenster ein natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus erhalten bleibt. „Letztlich benötigen alle Personen gute Zonen für bestimmte Situationen“, sagt Nickl-Weller und nennt als Beispiele Erholungsräume, Treffpunkte und Rückzugsräume, wo man Büroarbeiten konzentriert und in Ruhe erledigen könne. Letztlich
würden sich qualitativ hochwertige Arbeitsplätze nicht nur auf die Mitarbeiter positiv auswirken, sondern auch auf die Versorgung der Patienten. Nicht zuletzt hätten gute Arbeitsbedingungen auch Einfluss auf den guten Ruf einer Klinik. „Das lockt qualifizierte Ärzte, Pfleger und weitere Klinikmitarbeiter an“, ist Nickl-Weller überzeugt.
Keinen Zweifel hat die Architektin auch daran, dass der Gesundheitscampus einmal ein ruhiger Ort werden wird – obwohl er gleich neben dem Autobahnkreuz und der stark befahrenen Europastraße liegt. Denn das könne in erster Linie durch geschickte Anordnung der verschiedenen Gebäude gut geregelt werden. Hinzu kommen entsprechende Fenster und eine ausgeklügelte Haustechnik – Stichwort: Lüftung.
Neben der Nähe zur Autobahn habe das Memminger KrankenhausProjekt noch eine weitere Besonderheit: „Es wird eine der ersten pandemiegerechten Kliniken werden“, sagt Nickl-Weller. So sollen betroffene Patienten bereits bei der Einlieferung separiert werden – zum Beispiel mit Hilfe eines extra Aufzugs. Auch die einzelnen Abteilungen könnten im Falle einer Pandemie leichter und effizienter abgekoppelt werden.