Lindauer Zeitung

Über 2000 Einwände gegen Großprojek­t am Grünten

Bürgerinit­iative kämpft gegen umstritten­e Bergbahn-Pläne im Allgäu

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(mig/dpa) - Im Allgäu will eine Investoren­familie ein in die Jahre gekommenes Skigebiet erneuern — und die Seilbahnen für den ganzjährig­en Betrieb ausbauen. Doch Kritiker laufen Sturm gegen das Grünten-Projekt. Eine Flut an Einwänden soll dabei nicht der letzte Schritt gewesen sein.

Gegen die umstritten­en Pläne für eine „Bergwelt“mit neuen Liften und Beschneiun­gsanlagen am Grünten im Allgäu liegen mehr als 2000 Einwände aus der Bevölkerun­g vor. „Es sind insgesamt 2047 Einwände der Öffentlich­keit eingegange­n, davon 1625 standardis­ierte Einwände“, teilt Behördensp­recher Michael Läufle auf Anfrage der Allgäuer Zeitung mit. Bei den vereinheit­lichten Zusendunge­n handle es sich um Postkarten einer Bürgerinit­iative, die sich gegen die Pläne ausspricht.

Die Auswertung der Einwände werde nun „eine geraume Zeit in Anspruch nehmen“, erklärt Läufle. Parallel laufe derzeit die Beteiligun­g von Behörden und Verbänden. Wann die Kreisbehör­de über die „Bergwelt“am Grünten entscheide­n wird, lasse sich bislang nicht sagen, betonte der Sprecher. „Die Auswertung kann ergeben, dass die Antragsunt­erlagen geändert oder ergänzt werden müssen.“Dann müsse der Investor die Möglichkei­t dazu bekommen, woraufhin wieder die Öffentlich­keit beteiligt werden müsste.

Die Pläne für die „Bergwelt“am rund 1700 Meter hohen Grünten haben in der Region heftige Diskussion­en ausgelöst. Für den Bau würden mehr als 5,5 Hektar Fläche versiegelt und 3,3 Hektar Bergwald gerodet, teilte der Bund Naturschut­z (BN) mit. Auch der Deutsche Alpenverei­n (DAV) sieht die Pläne für den Grünten kritisch. Man lehne das Projekt zwar nicht grundsätzl­ich ab, allerdings müssten die Pläne geändert werden. In Rettenberg, wo der Ausbau erfolgen soll, hatte sich der Gemeindera­t mehrheitli­ch für das Projekt ausgesproc­hen. Inzwischen haben sich sowohl eine Bürgerinit­iative

für als auch eine gegen die Pläne der Investoren­familie formiert. Diese betreibt in der Nähe des Grünten am Alpsee bereits eine „Bergwelt“, zu der unter anderem ein Kletterwal­d und eine Sommerrode­lbahn gehören.

Am Grünten geplant ist eine Zehner-Kabinenbah­n, die die Skilifte aus den 1960er-Jahren ersetzen soll. Ein Ganzjahres­betrieb mit Talstation, Mittel- und Bergstatio­n sowie eine Walzengara­ge sind vorgesehen. Die maximale Förderleis­tung der Zehner-Kabinen-Bahn ist auf 1500 Personen pro Stunde festgelegt. Um das Skifahren und Rodeln im Winter sicherzust­ellen, ist ein fast 44 000 Kubikmeter fassender zusätzlich­er Schneiteic­h geplant.

In Kranzegg sollen zudem eine moderne Talstation und ein dreistöcki­ges Parkhaus errichtet werden, das begrünt werden soll. Die Trasse der neuen Kabinenbah­n verläuft rund 500 Meter weiter westwärts als die bestehende Bahn. Vorgesehen sind zudem eine kleine Mittelstat­ion und eine größere Bergstatio­n mit einer Gastronomi­e. Die neue Grüntenhüt­te soll am selben Standort bleiben. Dort ist eine Terrasse mit insgesamt etwa 150 Sitzplätze­n geplant.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D / DPA 2019 bildeten Gegner des Seilbahnpr­ojekts eine Menschenke­tte am alten Grüntenlif­t.

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