Lindauer Zeitung

Lange Gesichter nach Bürgerents­cheid

Mehrheitli­ch lehnen Politiker aus Kluftern die Südumfahru­ng Markdorfs ab

- Von Brigitte Geiselhart und Alexander Tutschner

- Der Markdorfer Bürgerents­cheid, bei dem sich 54,5 Prozent der abgegebene­n Stimmen für den Bau der Südumfahru­ng ausgesproc­hen haben, trifft bei den Mitglieder­n des Klufterner Ortschafts­rats auf wenig Gegenliebe und sorgt für lange Gesichter.

„Die Entscheidu­ng ist gefallen. Und diese demokratis­che Entscheidu­ng muss man akzeptiere­n“, sagt Ortsvorste­her Michael Nachbaur und macht kein Hehl daraus, dass ihm ein anderes Ergebnis lieber gewesen wäre. In der jüngsten Sitzung habe sich der Klufterner Ortschafts­rat noch einstimmig gegen die Südumfahru­ng ausgesproc­hen. „Jetzt wird der Kreistag die Südumfahru­ng in der Dezembersi­tzung thematisie­ren“, sagt Nachbaur.

„Das war ein rabenschwa­rzer Sonntag für Kluftern. Diese Entscheidu­ng müssen wir erstmal verdauen“sagt Walter Zacke als Sprecher der Bürgerlist­e Pro Kluftern. „Eine Kommune löst ihre Probleme auf Kosten der andern – ganz nach dem St. Florianspr­inzip.“Es gehe dabei nicht nur um die Zerschneid­ung von wertvollen Ackerfläch­en oder Naherholun­gslandscha­ften, betont er in seiner Stellungna­hme. „Der Verkehr wird schlicht und einfach vor Klufterns Haustür gekippt“, befürchtet er und formuliert klare Ziele: Kluftern müsse für durchfahre­nde Verkehrste­ilnehmer unattrakti­v werden, fordert er. Außerdem müsse der Ausbau der Bodenseegü­rtelbahn mit einem zweiten Gleis mit Nachdruck angegangen werden. „Lippenbeke­nntnisse der Kreistagsp­olitik reichen nicht mehr aus“, sagt Zacke. „Außerdem geht es jetzt darum, den Ausbau der B 31-neu zwischen Immenstaad und Markdorf schneller voranzutre­iben. Damit würden sich alle Maßnahmen der Südumfahru­ng quasi erledigen.“Genauso enttäuscht über den Wahlausgan­g in Markdorf äußert sich Erwin Benz im Namen der Freien Wähler, auch er geht von einer „enormen Mehrbelast­ung“für Kluftern aus. „Ich hoffe aber, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen wird“, hofft Benz. „Leider sind wir nicht gefragt worden. Und das obwohl rund ein Drittel der Ortsumfahr­ung Markdorf über Friedrichs­hafen-Lipbacher Gemarkung verläuft“, bläst Bernd Caesar (SPD) ins gleiche Horn. Man habe sich von Anfang an gegen diese Straße ausgesproc­hen, habe aber aus bekannten formalen Gründen nie über sie abstimmen können. Dass die Befürworte­r des Straßenbau­s in „ihrer Vision“auch noch eine Umfahrung von Kluftern einbauten – die laut Gutachter der vom Landratsam­t durchgefüh­rten Verkehrsme­diation nicht verwirklic­hbar sei – und von neuen Straßen in und um Markdorf für insgesamt 200 Millionen Euro „albträumte­n“, zeuge von „ungebroche­nem Willen, Steuergeld­er zu verschleud­ern und einen möglichst großen Beitrag zur Klimakatas­trophe beizusteue­rn“, so Caesar. „Sie sollten sich schämen.“„Nein, wir sind wirklich nicht erfreut“, sagt auch Dietmar Wurst (CDU). Auch er spricht davon, dass mit dem Bau der Südumfahru­ng der Verkehr vor Kluftern und Lipbach „abgeladen“werde. „Was für Markdorfer gut sein mag, ist für uns Kluftinger eben nicht so gut“, fasst er zusammen. „Es ist eine andere Sache, ob man eine Straße ab und zu benutzt, oder ob man in dem Ort wohnt und den Verkehr Tag und Nacht aushalten muss“, sagt Dietmar Wurst enttäuscht. „Beim Bürgerents­cheid ging es für die Markdorfer Bürger und Bürgerinne­n darum, sich zu positionie­ren“, sagte Landrat Lothar

Wölfle am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Im Kreistag habe es immer eine klare Mehrheit für die Ortsumgehu­ng gegeben, „ich gehe davon aus, dass diese Mehrheit sich jetzt bestätigt fühlt durch das Ergebnis des Bürgerents­cheids“.

Er gehe außerdem davon aus, dass die, die bislang gegen die Südumfahru­ng waren im Kreistag, das Ergebnis bei ihrer Entscheidu­ng mit einfließen lassen. „Ich glaube, die Weichen sind gestellt für die Sitzung am 3. Dezember“, sagte Wölfle.

An diesem Freitag, 3. Dezember, befasst sich der Kreistag um 15.30 Uhr in mit der Südumfahru­ng. Dass dafür die Messehalle A2 reserviert wurde, lässt vermuten, dass man mit viel Publikum rechnet. Normalerwe­ise finden die Kreistagss­itzungen gerade in der Ludwig-Roos-Halle in Ettenkirch statt. Die Stadt Markdorf will bis dahin auf der Grundlage des Bürgerents­cheids eine Stellungna­hme gegenüber dem Kreistag abgeben. Der Gemeindera­t der Stadt hatte das am 6. Oktober so beschlosse­n. Die Entscheidu­ng über den Bau der Südumfahru­ng liegt allein beim Kreistag.

Ein Baubeschlu­ss könnte laut Kreisverwa­ltung schon in dieser Kreistagss­itzung am 3. Dezember gefasst werden. Möglicher Baubeginn wäre demnach Herbst 2022 und eine mögliche Verkehrsfr­eigabe Ende 2025. Im Kreistag hat das Projekt Südumfahru­ng bislang immer die nötigen Mehrheiten gefunden.

So wurden Anträge von SPD und Grünen zum Stopp der Planungen im Wesentlich­en mit Stimmen von Freien Wählern, FDP und CDU abgelehnt. Gespannt sein darf man, wie Markdorfs Bürgermeis­ter Georg Riedmann abstimmt, der sich klar gegen die Südumfahru­ng positionie­rt hat, aber auch Vorsitzend­er der Kreistags-CDU-Fraktion ist.

„Beim Bürgerents­cheid ging es für die Markdorfer Bürger und Bürgerinne­n darum, sich zu positionie­ren“, sagte Landrat Lothar Wölfle am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Im Kreistag habe es immer eine klare Mehrheit für die Ortsumgehu­ng gegeben, „ich gehe davon aus, dass diese Mehrheit sich jetzt bestätigt fühlt durch das Ergebnis des Bürgerents­cheids“.

Er gehe außerdem davon aus, dass die, die bislang gegen die Südumfahru­ng waren im Kreistag, das Ergebnis bei ihrer Entscheidu­ng mit einfließen lassen. „Ich glaube, die Weichen sind gestellt für die Sitzung am 3. Dezember“, sagte Wöllaut

TRAUERANZE­IGEN fle. An diesem Freitag, 3. Dezember, befasst sich der Kreistag um 15.30 Uhr in mit der Südumfahru­ng. Dass dafür die Messehalle A2 reserviert wurde, lässt vermuten, dass man mit viel Publikum rechnet. Normalerwe­ise finden die Kreistagss­itzungen gerade in der Ludwig-Roos-Halle in Ettenkirch statt.

Die Stadt Markdorf will bis dahin auf der Grundlage des Bürgerents­cheids eine Stellungna­hme gegenüber dem Kreistag abgeben. Der Gemeindera­t der Stadt hatte das am 6. Oktober so beschlosse­n. Die Entscheidu­ng über den Bau der Südumfahru­ng liegt allein beim Kreistag. Ein Baubeschlu­ss könnte

Kreisverwa­ltung schon in dieser Kreistagss­itzung am 3. Dezember gefasst werden. Möglicher Baubeginn wäre demnach Herbst 2022 und eine mögliche Verkehrsfr­eigabe Ende 2025. Im Kreistag hat das Projekt Südumfahru­ng bislang immer die nötigen Mehrheiten gefunden.

So wurden Anträge von SPD und Grünen zum Stopp der Planungen im Wesentlich­en mit Stimmen von Freien Wählern, FDP und CDU abgelehnt. Gespannt sein darf man, wie Markdorfs Bürgermeis­ter Georg Riedmann abstimmt, der sich klar gegen die Südumfahru­ng positionie­rt hat, aber auch Vorsitzend­er der Kreistags-CDU-Fraktion ist.

 ?? FOTO: BRIGITTE WALTERS ?? In Markdorf haben gut die Hälfte der Wahlberech­tigten mit 54,5 Prozent für die Südumfahru­ng gestimmt. Im Nachbarort Kluftern kommt das nicht gut an.
FOTO: BRIGITTE WALTERS In Markdorf haben gut die Hälfte der Wahlberech­tigten mit 54,5 Prozent für die Südumfahru­ng gestimmt. Im Nachbarort Kluftern kommt das nicht gut an.

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