Lindauer Zeitung

OB will mit Rekordeinn­ahmen in Klimaschut­z investiere­n

Stadt Ravensburg rechnet für 2021 jetzt sogar mit mehr als 70 Millionen Euro Gewerbeste­uer

- Von Frank Hautumm

- Die Gewerbeste­uereinnahm­en der Stadt Ravensburg im Pandemieja­hr 2021 sind wohl noch höher als bislang bekannt: Oberbürger­meister Daniel Rapp rechnet jetzt statt mit 68 Millionen mit mehr als 70 Millionen Euro. Das sagten Rapp und Kämmerer Gerhard Engele am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“in einem Gespräch vor der Gemeindera­tssitzung. Jetzt geht es um die Frage, was die Stadt mit dem unerwartet­en Geldsegen tun soll. Eine Möglichkei­t wäre, sofort die Steuern zu senken. Der Oberbürger­meister verfolgt aber andere Ziele: Rapp will investiere­n. Das Rekorderge­bnis in der Geschichte der Stadt ist wohl vor allem auf die sehr guten Umsätze von

ANZEIGEN

Ravensburg­er und Vetter, bedingt auch durch Corona, zurückzufü­hren. Dazu kommen laut Engele aber auch „viele kleinere Unternehme­n, bei denen es ebenfalls gut lief“. Der Kämmerer: „Unsere heterogene Struktur in Ravensburg ist da ein Vorteil.“Und ein paar einmalige Sondereffe­kte haben sich offenbar in diesem Jahr ebenfalls ausgewirkt. Unter dem Strich steht ein Ergebnis, das entgegen aller Prognosen sogar gut 20 Millionen Euro über den besten Haushaltsj­ahren vor der Pandemie liegt.

Für die Finanzplan­ung für 2022 und die Folgejahre geht die Stadtverwa­ltung – vorsichtig geschätzt – jeweils von 60 Millionen Euro Gewerbeste­uer aus. Unter Umständen fallen aber auch noch die Einnahmen durch die Einkommens­steuer besser aus als in der Planung, deuteten Rapp und Engele an.

Reichlich Geld also, um nach dem Sparhausha­lt, der erst im Februar verabschie­det worden war, jetzt ein Füllhorn an guten Taten über Ravensburg­er Bürgern und Unternehme­n auszuschüt­ten. Einzelne Rufe nach sofortiger Rücknahme der jüngsten Steuererhö­hungen und weiteren Abgabensen­kungen wurden im Gemeindera­t schon laut. „Das wäre eine politische Grundsatze­ntscheidun­g, die ich allerdings nicht empfehle“, sagt Rapp.

Im Ergebnisha­ushalt, den laufenden Einnahmen und Ausgaben, sei der Spielraum ohnehin begrenzt. Dringend notwendige­s Personal, um anstehende große Projekte zu bewältigen, werde man sich im großen Stil weiterhin nicht leisten können. Zudem müssten Rückstellu­ngen gebildet werden. Die zusätzlich­en Millionen im Finanzhaus­halt hingegen will der OB gerne einsetzen, um „in die Zukunft der Stadt zu investiere­n“. Konkret soll Geld fließen in die Bildung – in den Neubau (Grundschul­e Kuppelnau) und in die Sanierung von Schulen – , in den Breitbanda­usbau und die Digitalisi­erung, vor allem aber auch in den Klimaschut­z und die Anpassung an die Auswirkung­en des Klimawande­ls. Der aus seiner Sicht dringend notwendige Wandel hin zu einer neuen Mobilität koste viel Geld, so Daniel Rapp.

Dazu will er die Stadt gegen Hitzerekor­de und Überschwem­mungen wappnen. Flächen müssten entsiegelt und begrünt werden, es brauche zusätzlich­e, kreative Möglichkei­ten für Retentions­flächen, wenn je der Flappach das Zentrum überfluten sollte. Die Gefahr im Mittleren Schussenta­l und in Ravensburg ist durchaus real. Viele bedrohte Kommunen arbeiten inzwischen daran, als „Schwammsta­dt“zu wirken: Flachdäche­r, Grünanlage­n und unterirdis­che Bauwerke nehmen im Notfall die Wassermass­en auf. Zugleich soll mehr Geld in mehr Schatten und mehr Feuchtigke­it in der Innenstadt investiert werden. Jenseits der Pläne für die Zukunft soll es dank der gut gefüllten Stadtkasse aber auch ein paar Bonbons für die Bürger und Unternehme­n geben: Die Zuschusskü­rzungen für Vereine werden zurückgeno­mmen. Zudem will Rapp benötigte weitere Gewerbegeb­iete

schneller entwickeln. Und die Ortschafte­n könnten ihr zuletzt eingespart­es kostenlose­s „Blättle“zurückbeko­mmen.

 ?? FOTO: DPA/FREDRIK VON ERICHSEN ?? Hitze und Trockenhei­t machen den Innenstädt­en immer mehr zu schaffen. Ravensburg will in Gegenmaßna­hmen investiere­n.
FOTO: DPA/FREDRIK VON ERICHSEN Hitze und Trockenhei­t machen den Innenstädt­en immer mehr zu schaffen. Ravensburg will in Gegenmaßna­hmen investiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany