Lindauer Zeitung

Ein gewiefter Chef ist gefragt

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Dass die CDU in einer schwierige­n Phase nach der Wahlschlap­pe steckt, ist bekannt. Dass der Machtkampf um den Parteivors­itz aber langweilig ist, das kann kaum jemand behaupten. Denn die kurzweilig­en Gedankensp­iele, wer denn nun der wahrschein­liche Opposition­sführer im Parlament gegen den wahrschein­lichen Kanzler Olaf Scholz (SPD) sein werde, münden schnell in hitzige Debatten, wie denn der Kurs der Zukunft ausfallen soll.

Alles läuft auf ein Duell zwischen Norbert Röttgen und Friedrich Merz hinaus. Helge Brauns Kandidatur verstehe, wer will. Röttgen und Merz sind sogenannte Alphatiere und versiert in puncto Strategie und kurzfristi­ger Taktik. Auch schrecken beide nicht zurück vor politische­m Druck auf Parteifreu­nde, die nicht so wollen, wie sie möchten.

Das Gute an beiden ist, dass sie in Zeiten, in denen sich die globalen Probleme auftürmen, über einen außenpolit­ischen Kompass verfügen. Im Zweifelsfa­ll spielt dieser bei der Entscheidu­ng der Mitglieder, wer die Christdemo­kraten in Zukunft führen soll, aber keine wesentlich­e Rolle. Denken beide doch sehr vergleichb­ar europäisch wie atlantisch. Also geht es in die sogenannte­n Niederunge­n der Parteipoli­tik.

Landmannsc­haftlicher Proporz ist wichtig, die Kanalisier­ung aller innerparte­ilichen Strömungen von großer Bedeutung. Modern – was immer das heißen mag – wollen beide sein. Wird die CDU mit anderen bürgerlich­en Parteien in Europa verglichen, dann sollte darauf hingewiese­n werden, dass der künftige Parteichef ein Mann des Übergangs wird. In Italien spielen Christdemo­kraten keine Rolle mehr, in Frankreich sind die Gaullisten an den Rand gedrängt und in Großbritan­nien gaben sich nach 15 Jahren Margaret Thatcher die Parteiboss­e die Klinke in die Hand. Angela Merkel lässt grüßen.

Die Union braucht einen rhetorisch gewieften Opposition­sführer, sollte Scholz seinerseit­s einen Startbonus bei den Menschen erhalten. Wer es wird, muss nach dem Amt des Fraktionsc­hefs im Bundestag greifen. Nur so geht Augenhöhe mit Scholz. Alles andere kommt später.

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