Merkel reichen Ampel-Pläne nicht aus
Kanzlerin mahnt vor Bund-Länder-Runde – Experten streiten über Booster-Impfungen
(dpa) - Bund und Länder ringen um eilige zusätzliche Maßnahmen gegen die immer bedrohlichere Corona-Welle in Deutschland. An diesem Donnerstag soll der Bundestag Gesetzespläne von SPD, FDP und Grünen beschließen, die neue Alltagsauflagen für Millionen Bürger bringen – mit Testvorgaben am Arbeitsplatz, in Bussen, Bahnen und Pflegeheimen. Der Union gehen diese Pläne jedoch nicht weit genug, sie drohte mit Ablehnung im Bundesrat. Auch Noch-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hält die Pläne der AmpelFraktionen für nicht ausreichend. Es müsse alles getan werden, um den exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen zu stoppen, sagte Merkel am Mittwoch nach Angaben aus Teilnehmerkreisen in einer hybriden Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag. Was derzeit besprochen werde, sei dafür nicht ausreichend.
Merkel warnte demnach, die Impflücke in Deutschland sei zu groß. Es sei erst Mitte November, die Lage sei aber viel angespannter als vor dem vergangenen Winter. Die Kanzlerin wurde mit den Worten zitiert: „Es besorgt mich sehr.“Die Bund-Länder-Runde, die am heutigen Donnerstag ansteht, müsse sich auch mit der Frage beschäftigen, wann man über Maßnahmen wie 2G – Zugänge nur für Genesene und Geimpfte – hinausgehe. Was dies konkret bedeuten könnte, blieb jedoch unklar. Das Impfen müsse zweites großes Thema bei der Ministerpräsidentenkonferenz sein. Man sei im Rückstand bei den sogenannten Booster-Impfungen. Bis zu 30 Millionen Menschen müssten bis Jahresende zum dritten Mal geimpft sein. Dazu müssten nun die öffentlichen Strukturen hochgefahren werden. „Es zählt jeder Tag“, so Merkel.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat derweil die Ständige Impfkommission (Stiko) aufgefordert, ihre Empfehlung für BoosterImpfungen mit einer Priorisierung zu koppeln. „Wenn wir ohne Einschränkungen den Booster für alle öffnen, legen wir die Priorisierung in die Hände der Praxen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Stiko sollte klar festlegen, welche Gruppe als nächstes dran ist.“Stiko-Chef Thomas Mertens hatte zuvor eine baldige Ausweitung der Empfehlung für Corona-Auffrischungsimpfungen für alle Bürger über 18 in Aussicht gestellt. Laut Lauterbach müssten die über 70- und 60Jährigen priorisiert werden, dann auch die über 50-Jährigen.