Felix Eisenbach will Bürgermeister von Bodolz werden
Lindaus Kämmerer bewirbt sich als Kandidat aller Fraktionen auf das Amt
- Seit der Bodolzer Bürgermeister Christian Ruh Ende Oktober unerwartet verstorben ist, steht die Gemeinde ohne hauptamtlichen Bürgermeister da. Darum soll es Ende Februar Neuwahlen geben. Ob es für das Amt bereits einen Kandidaten gibt, darum haben die Bodolzer Gemeinderatsfraktionen in den vergangenen Tagen ein großes Geheimnis gemacht. Jetzt ist es raus.
Alle drei Fraktionsspitzen haben sich auf Felix Eisenbach geeinigt. Ob der Kämmerer der Stadt Lindau aber tatsächlich der gemeinsame Kandidat für den Bürgermeisterposten sein wird, das müssen erst noch jeweils die Mitglieder entscheiden.
Einen Bürgermeisterkandidaten so plötzlich und fern einer Kommunalwahl aus dem Hut zu zaubern, das ist offenbar gar nicht so einfach. Deswegen haben sich die Spitzen der Bürgerschaft Bodolz (BB), der CSU und der Unabhängigen Bürger Bodolz (UBB) darauf geeinigt, einen gemeinsamen Kandidaten zu suchen.
Wie CSUChefin Nadja Krammer-Dinkelbach der LZ sagte, habe es zwei Termine gegeben, an denen sie sich beraten hätten. Laut zweitem Bürgermeister Bruno Schmid (BB) haben sich dabei am Ende alle darauf geeinigt, gemeinsam nach einem Bürgermeisterkandidaten zu suchen. Am allerliebsten jemanden „von hier“. Bruno Schmid verrät auch, dass ein Gefragter bereits „nein“gesagt habe und auch er selbst nicht zur Verfügung stehe.
Als „einen Glücksfall für Bodolz“bezeichnet BB-Mitglied und Gemeinderat Thomas Freilinger den Umstand, dass Felix Eisenbach „ja“gesagt hat. „Die Gruppierungen sind unabhängig voneinander auf mich zu gekommen“, sagt Felix Eisenbach selbst auf Nachfrage der LZ und erzählt, dass es zuerst „Sondierungsgespräche“gegeben habe.
Gespräche, aus denen er „mit einem guten Gefühl“herausgegangen sei, was ihn wiederum veranlasst habe, sowohl mit seinen Kollegen und Vorgesetzten, als auch mit seiner Familie zu sprechen. Das Ergebnis: „Ich will diesen Entwicklungsschritt gehen.“Allerdings, so betont der 36Jährige: Entscheiden, ob sie ihn tatsächlich als ihren Bürgermeisterkandidaten haben wollen – das müssen letztendlich erst noch die Mitglieder. „Ich bin nur Bewerber.“
Ob dieser „Bewerber“zum Kandidaten avanciert, entscheiden die Mitglieder aller drei Gruppierungen getrennt und in geheimer Wahl auf eigenen Nominierungsveranstaltungen. Diese sind für Dezember geplant. „Wir unterstützen ihn, aber er braucht das Votum der Mitglieder“, fasst Andreas Durrer von der UBB zusammen.
Felix Eisenbach hatte schon einmal um ein Bürgermeisteramt kandidiert. Und zwar 2016 für Wasserburg, seinen Heimatort. Die Wasserburger hatten sich aber damals für Thomas Kleinschmidt entschieden. Die Lindauer Verwaltung berief den gelernten Bankkaufmann und studierten Betriebswirt, der seit 2010 in der Verwaltung der Stadt Lindau arbeitet, 2017 zum Kämmerer.
Der plötzliche Tod des Bodolzer Bürgermeisters Christian Ruh beschäftigt die Mitarbeiter der Verwaltung
noch sehr. „Wir können’s alle immer noch nicht glauben“, sagt Geschäftsstellenleiterin Beate BroschMeuchelböck, die im Zimmer vor dem Bürgermeisterbüro sitzt und bei der sozusagen alle Fäden der Verwaltung zusammenlaufen.
Trotzdem muss es in der Zwischenzeit ohne ersten Bürgermeister weitergehen. Zusammen mit dem Landratsamt Lindau hat die Verwaltung bereits einen Wahltermin festgelegt. Am 20. Februar 2022 sind die Bodolzer demnach dazu aufgerufen, einen neuen hauptamtlichen Bürgermeister zu wählen.
„Grundsätzlich soll die Wahl des ersten Bürgermeisters nach dem Tod des Amtsinhabers innerhalb von drei Monaten abgehalten werden, die Frist kann aber auch verlängert werden“, schreibt Sibylle Ehreiser, Pressesprecherin des Landratsamts Lindau, auf Anfrage der LZ. Sie erklärt weiter, dass der Wahltermin vom Landratsamt weiter nach hinten geschoben wurde. Drei Monate Zeit sind an sich schon eine Herausforderung, um aus dem Nichts heraus einen Bewerber zu finden. Hinzu komme die bevorstehende Weihnachtszeit, Silvester und die Weihnachtsferien – das seien auch noch einmal vierzehn Tage, in denen kaum etwas passiert.
Bis die Bodolzer einen neuen Bürgermeister gewählt haben, vertritt vor allem Bruno Schmid von der Bürgerschaft Bodolz (BB) den verstorbenen Bürgermeister Christian Ruh. Kann auch er einmal einen Termin nicht wahrnehmen, ist es am dritten Bürgermeister René Geier (UBB), ihn zu vertreten. Dazu bedarf es keinerlei formeller Übertragung. Laut Sibylle Ehreiser ist die Vertretung des Bürgermeisters in der Gemeindeordnung geregelt und die weiteren Bürgermeister haben in ihrer Reihenfolge die gleichen Befugnisse wie der erste Bürgermeister. „Beim Tod des ersten Bürgermeisters erfolgt die Vertretung für die Zeit bis der Posten nach einer Neuwahl besetzt ist.“
„In der Verwaltung läuft alles wie bisher“, schildert Beate Brosch-Meuchelböck und erklärt, dass es für die Arbeit im Rathaus und damit für die reine Verwaltungsarbeit eher weniger die „Politik-Figur Bürgermeister“brauche. Benötige die Verwaltung eine Bürgermeisterunterschrift, so rufe sie Bruno Schmid an. Fest im Rathaus sei der zweite Bürgermeister immer mittwochs von 16 bis 18 Uhr und ansonsten nach Vereinbarung.
Bruno Schmid kann sich im Moment nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Als Handwerker und Inhaber eines Fliesenbetriebes sowieso nicht. „Diesen Monat ist es Wahnsinn“, sagt er, versichert aber, dass er es dennoch schaffe sowohl seinem Hauptberuf wie auch seinem Ehrenamt als zweiter Bürgermeister gerecht zu werden. Am meisten zu schaffen, weil zeitintensiv, macht ihm dabei das Hin- und Herwechseln vom Handwerker zur öffentlichen Person.
Bedeute doch oftmals jeder offizielle Auftritt als Bürgermeister, dass er seine Arbeit mittendrin unterbrechen müsse, dann erst mal nach Hause fahre, um zu duschen und seine Arbeitskleidung mit Alltagskleidung zu tauschen. Sei der, meist kurze, Termin beendet, so schildert er mit einer guten Portion Gelassenheit, ginge es wieder nach Hause zurück und in die Arbeitskleidung hinein.