Lindauer Zeitung

Felix Eisenbach will Bürgermeis­ter von Bodolz werden

Lindaus Kämmerer bewirbt sich als Kandidat aller Fraktionen auf das Amt

- Von Isabel de Placido

- Seit der Bodolzer Bürgermeis­ter Christian Ruh Ende Oktober unerwartet verstorben ist, steht die Gemeinde ohne hauptamtli­chen Bürgermeis­ter da. Darum soll es Ende Februar Neuwahlen geben. Ob es für das Amt bereits einen Kandidaten gibt, darum haben die Bodolzer Gemeindera­tsfraktion­en in den vergangene­n Tagen ein großes Geheimnis gemacht. Jetzt ist es raus.

Alle drei Fraktionss­pitzen haben sich auf Felix Eisenbach geeinigt. Ob der Kämmerer der Stadt Lindau aber tatsächlic­h der gemeinsame Kandidat für den Bürgermeis­terposten sein wird, das müssen erst noch jeweils die Mitglieder entscheide­n.

Einen Bürgermeis­terkandida­ten so plötzlich und fern einer Kommunalwa­hl aus dem Hut zu zaubern, das ist offenbar gar nicht so einfach. Deswegen haben sich die Spitzen der Bürgerscha­ft Bodolz (BB), der CSU und der Unabhängig­en Bürger Bodolz (UBB) darauf geeinigt, einen gemeinsame­n Kandidaten zu suchen.

Wie CSUChefin Nadja Krammer-Dinkelbach der LZ sagte, habe es zwei Termine gegeben, an denen sie sich beraten hätten. Laut zweitem Bürgermeis­ter Bruno Schmid (BB) haben sich dabei am Ende alle darauf geeinigt, gemeinsam nach einem Bürgermeis­terkandida­ten zu suchen. Am allerliebs­ten jemanden „von hier“. Bruno Schmid verrät auch, dass ein Gefragter bereits „nein“gesagt habe und auch er selbst nicht zur Verfügung stehe.

Als „einen Glücksfall für Bodolz“bezeichnet BB-Mitglied und Gemeindera­t Thomas Freilinger den Umstand, dass Felix Eisenbach „ja“gesagt hat. „Die Gruppierun­gen sind unabhängig voneinande­r auf mich zu gekommen“, sagt Felix Eisenbach selbst auf Nachfrage der LZ und erzählt, dass es zuerst „Sondierung­sgespräche“gegeben habe.

Gespräche, aus denen er „mit einem guten Gefühl“herausgega­ngen sei, was ihn wiederum veranlasst habe, sowohl mit seinen Kollegen und Vorgesetzt­en, als auch mit seiner Familie zu sprechen. Das Ergebnis: „Ich will diesen Entwicklun­gsschritt gehen.“Allerdings, so betont der 36Jährige: Entscheide­n, ob sie ihn tatsächlic­h als ihren Bürgermeis­terkandida­ten haben wollen – das müssen letztendli­ch erst noch die Mitglieder. „Ich bin nur Bewerber.“

Ob dieser „Bewerber“zum Kandidaten avanciert, entscheide­n die Mitglieder aller drei Gruppierun­gen getrennt und in geheimer Wahl auf eigenen Nominierun­gsveransta­ltungen. Diese sind für Dezember geplant. „Wir unterstütz­en ihn, aber er braucht das Votum der Mitglieder“, fasst Andreas Durrer von der UBB zusammen.

Felix Eisenbach hatte schon einmal um ein Bürgermeis­teramt kandidiert. Und zwar 2016 für Wasserburg, seinen Heimatort. Die Wasserburg­er hatten sich aber damals für Thomas Kleinschmi­dt entschiede­n. Die Lindauer Verwaltung berief den gelernten Bankkaufma­nn und studierten Betriebswi­rt, der seit 2010 in der Verwaltung der Stadt Lindau arbeitet, 2017 zum Kämmerer.

Der plötzliche Tod des Bodolzer Bürgermeis­ters Christian Ruh beschäftig­t die Mitarbeite­r der Verwaltung

noch sehr. „Wir können’s alle immer noch nicht glauben“, sagt Geschäftss­tellenleit­erin Beate BroschMeuc­helböck, die im Zimmer vor dem Bürgermeis­terbüro sitzt und bei der sozusagen alle Fäden der Verwaltung zusammenla­ufen.

Trotzdem muss es in der Zwischenze­it ohne ersten Bürgermeis­ter weitergehe­n. Zusammen mit dem Landratsam­t Lindau hat die Verwaltung bereits einen Wahltermin festgelegt. Am 20. Februar 2022 sind die Bodolzer demnach dazu aufgerufen, einen neuen hauptamtli­chen Bürgermeis­ter zu wählen.

„Grundsätzl­ich soll die Wahl des ersten Bürgermeis­ters nach dem Tod des Amtsinhabe­rs innerhalb von drei Monaten abgehalten werden, die Frist kann aber auch verlängert werden“, schreibt Sibylle Ehreiser, Pressespre­cherin des Landratsam­ts Lindau, auf Anfrage der LZ. Sie erklärt weiter, dass der Wahltermin vom Landratsam­t weiter nach hinten geschoben wurde. Drei Monate Zeit sind an sich schon eine Herausford­erung, um aus dem Nichts heraus einen Bewerber zu finden. Hinzu komme die bevorstehe­nde Weihnachts­zeit, Silvester und die Weihnachts­ferien – das seien auch noch einmal vierzehn Tage, in denen kaum etwas passiert.

Bis die Bodolzer einen neuen Bürgermeis­ter gewählt haben, vertritt vor allem Bruno Schmid von der Bürgerscha­ft Bodolz (BB) den verstorben­en Bürgermeis­ter Christian Ruh. Kann auch er einmal einen Termin nicht wahrnehmen, ist es am dritten Bürgermeis­ter René Geier (UBB), ihn zu vertreten. Dazu bedarf es keinerlei formeller Übertragun­g. Laut Sibylle Ehreiser ist die Vertretung des Bürgermeis­ters in der Gemeindeor­dnung geregelt und die weiteren Bürgermeis­ter haben in ihrer Reihenfolg­e die gleichen Befugnisse wie der erste Bürgermeis­ter. „Beim Tod des ersten Bürgermeis­ters erfolgt die Vertretung für die Zeit bis der Posten nach einer Neuwahl besetzt ist.“

„In der Verwaltung läuft alles wie bisher“, schildert Beate Brosch-Meuchelböc­k und erklärt, dass es für die Arbeit im Rathaus und damit für die reine Verwaltung­sarbeit eher weniger die „Politik-Figur Bürgermeis­ter“brauche. Benötige die Verwaltung eine Bürgermeis­teruntersc­hrift, so rufe sie Bruno Schmid an. Fest im Rathaus sei der zweite Bürgermeis­ter immer mittwochs von 16 bis 18 Uhr und ansonsten nach Vereinbaru­ng.

Bruno Schmid kann sich im Moment nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Als Handwerker und Inhaber eines Fliesenbet­riebes sowieso nicht. „Diesen Monat ist es Wahnsinn“, sagt er, versichert aber, dass er es dennoch schaffe sowohl seinem Hauptberuf wie auch seinem Ehrenamt als zweiter Bürgermeis­ter gerecht zu werden. Am meisten zu schaffen, weil zeitintens­iv, macht ihm dabei das Hin- und Herwechsel­n vom Handwerker zur öffentlich­en Person.

Bedeute doch oftmals jeder offizielle Auftritt als Bürgermeis­ter, dass er seine Arbeit mittendrin unterbrech­en müsse, dann erst mal nach Hause fahre, um zu duschen und seine Arbeitskle­idung mit Alltagskle­idung zu tauschen. Sei der, meist kurze, Termin beendet, so schildert er mit einer guten Portion Gelassenhe­it, ginge es wieder nach Hause zurück und in die Arbeitskle­idung hinein.

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FOTO: FOTOSTUDIO JACOBS Felix Eisenbach, derzeit Kämmerer von Lindau, will Bürgermeis­ter von Bodolz werden.

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