Berufswelt im Wandel
Die Berufswelt ist im Wandel, das mussten neulich erst die gefiederten Angestellten der Kuckucksuhren-Industrie im Schwarzwald erfahren. Weil Corona die Nachfrage dramatisch gestoppt haben soll, werden dort Scharen von Kuckucken vor den Arbeitsagenturen gesichtet. Es ist nicht der einzige Traditionsberuf, der vor dem Aus steht: Auch den klassischen Bankräuber gibt es mittlerweile kaum noch. Ein jahrtausendealtes Handwerk, mindestens nachverfolgbar bis zu den Wegelagerern der Antike, verschwindet quasi unbemerkt.
Wie die Zeitreihen des Bundeskriminalamts zeigen, ist die Zahl der Überfälle auf Banken, Sparkassen und auch Postfilialen in den vergangenen drei Jahrzehnten um sage und schreibe 95 Prozent gesunken. Im Jahr 1993 zählte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden noch 1623 Überfälle auf „Geldinstitute und Poststellen“, im vergangenen Jahr waren es lediglich 80. Mit ursächlich soll das Filialsterben der Banken sein – den Ärger darüber teilen sich übrigens Bankräuber und Bankkunde.
Vielleicht haben gelernte Bankräuber die Möglichkeit genutzt, sich fortzubilden. Digitalisierung ist auch in dieser zwielichtigen Branche das Zauberwort: Beim sogenannten Jackpotting wird vor Ort eine Schadsoftware
auf den Computer des Geldautomaten eingespielt. Dann wird auf das Auszahlungsmodul des infizierten Geldautomaten zugegriffen, um unautorisierte Bargeldauszahlungen zu initiieren. Oder es wird gleich im digitalen Raum geraubt, etwa durch Computerviren, die per E-Mail eingeschleust werden.
Genaue Zahlen zum Wandel in der Bankräuberbranche liegen leider nicht vor – im Gegensatz zum hoch angesehenen Kuckucksuhren-Kuckuck findet die Ausbildung zum Bankräuber der Neuzeit eher fernab der Öffentlichkeit statt. (jovo)