Katholische Laien wählen neue Spitze
Kandidaten aus dem Südwesten – Schwierige Aufgabe auf dem Synodalen Weg
(KNA/mö) - Zwei Persönlichkeiten aus dem Südwesten wollen am Freitag an die Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt werden: Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp (65), Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbandes und bis zum 30. September 2020 Leiterin der Hauptabteilung Caritas im Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart, stellt sich auf der ZdK-Herbstvollversammlung zur Wahl. Außerdem kandidiert der gleichaltrige Theologe und Unternehmensberater Ulrich Hemel aus Laichingen (Alb-Donau-Kreis), Präsident des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU).
Der bisherige Präsident Thomas Sternberg (69) hatte angekündigt, nach sechs Jahren Amtszeit nicht mehr für den Posten an der Spitze des höchsten repräsentativen Gremiums der katholischen Laien in Deutschland zu kandidieren. Auch drei seiner vier Vize wollen sich zurückziehen.
Die Entscheidung, ob StetterKarp oder Hemel an die Spitze des ZdK rückt, gilt als offen. Angesichts der derzeit geführten Debatte um eine stärkere Beteiligung von Frauen an der Leitung der Kirche könnte Stetter-Karp leichte Vorteile verbuchen.
Das ZdK vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen. Zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz steuert das ZdK derzeit einen
Reformprozess in der Kirche, den Synodalen Weg.
Eine Findungskommission des ZdK hatte im Sommer nach geeigneten Kandidaten Ausschau gehalten. Das Profil: katholisch, in einer der Laienbewegungen verwurzelt, verhandlungssicher auf dem politischen und gesellschaftlichen Parkett. In den vergangenen Jahrzehnten hatten beispielsweise Politiker wie der damalige bayerische Kultusminister Hans Maier (CSU, ZdK-Präsident von 1978 bis 1988) oder der sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Hans Joachim Meyer (CDU, ZdK-Präsident von 1997 bis 2009) das Amt inne.
Nach Informa- tionen der „Schwäbischen Zeitung“hatten etliche prominente Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft der Kommission Absagen erteilt. Die Begründung: Der Reformprozess des Synodalen Weges sei nicht mehr zu retten, also sei die Arbeit an der Spitze des ZdK zum Scheitern verurteilt. Der Amtsinhaber werde beschädigt. Erwartungen der Öffentlichkeit, beispielsweise an die Weihe von Frauen oder die Abschaffung des Zölibats für Priester, seien gezielt geweckt worden, aber in der katholischen Kirche nicht umzusetzen.
Mit Stetter-Karp und Hemel präsentieren sich zwei Kandidaten, die der breiten Öffentlichkeit nahezu unbekannt, innerhalb der katholischen Kirche aber profiliert sind.
Stetter-Karps Biografie ist geprägt von ihrem Engagement im Bistum
Rottenburg-Stuttgart. Hier wirkte sie knapp vier Jahrzehnte, zunächst in der Jugendarbeit, zuletzt als Caritasdirektorin und Ordinariatsrätin für die soziale Arbeit ihrer Kirche in Württemberg. Bei aller Verbindlichkeit werden ihr zugleich Konfliktbereitschaft und -fähigkeit bescheinigt. Sollten ihr die Delegierten die Aufgaben anvertrauen, will sie in den „unvermeidlichen und umfassenden gesellschaftlichen Transformationsprozess“die katholische Stimme einbringen. Etwa wenn es um gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland, den Umgang mit Geflüchteten, um die Pflegereform und eine neue gesetzliche Regelung zur Selbsttötung, um Generationengerechtigkeit und Klimawandel geht.
Hemel legte eine Karriere als Unternehmer, Manager und Berater hin. Dazwischen zog es ihn immer wieder an die Uni Regensburg, wo er Religionspädagogik unterrichtete. 2017 wurde Hemel Präsident des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) und kam dadurch auch ins ZdK. Für ihn sei es „sehr wichtig“, die Stimme der katholischen Kirche in Deutschland zu artikulieren und auch in der Weltkirche deutlich zu machen, „gleichzeitig aber auch das Gemeinsame zu suchen, denn wir können nur gemeinsam Kirche sein“. Seit 2018 ist er Direktor des WeltethosInstituts in Tübingen, das sich mit dem Verhältnis der Religionen und der Suche nach einem gemeinsamen Wertekanon befasst.